Counting Crows - Hard candy

Geffen / Motor / Universal
VÖ: 08.07.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kein Zuckerschlecken

Knapp zehn Jahre ist es jetzt her, daß Adam Duritz mit seinen Kumpel Marty Jones sehnsüchtig auf den Fernseher starrte, sich gegenseitig Märchen erzählten und beide große, große Stars sein wollten. Einer der beiden hat es mittlerweile geschafft, aber das heißt noch lange nicht, daß der Herr mit den Rastas zum glücklichen Menschen geworden wäre. Noch immer leidet seine unnachahmlich quengelnde Stimme wie keine andere, und noch immer zählen die Counting Crows vor allem die Tränen im Duritz\' Knopflöchern.

Auch auf \"Hard candy\" ist das nicht anders. So gesellt sich Leidensweg an Leidensweg und trägt dabei Titel wie \"Goodnight LA\", \"Black and blue\" oder \"Carriage\". Allerdings gelingt es diesmal nicht, die herbstlichen Momente in großen Hymnen vom Schlage \"Colorblind\" oder \"Round here\" einzufangen. Für sanfte Schluchzer reichen aber Songs wie das heisere \"Holiday in Spain\" und das mit Hilfe von Ryan Adams entstandene \"Butterfly in reverse\" noch immer. Und manchmal leuchten sogar Duritz\' Augen: \"You\'re a pill to ease the pain / Of all the stupid things I do.\"

Allerdings ist auf dem vierten Studioalbum der Counting Crows auch die unerwartet fortgeschrittene Streichholzschachtelisierung der Krähen zu bemerken. Immer wieder drängeln sich hemdsärmelige Schrammler nach vorne, und selbst in fixeren Momenten gehen die Feuerzeuge nicht aus. Nach dem halbfröhlichem Twang des Titelstücks schimmert im überkandierten \"American girls\" oder dem beinahe optimistischen \"Miami\" zwischen breitwandigem Folkrock und beseelten Grooves oft auch ein Hauch von Belanglosigkeit durch. Da klimpert das Piano, glitzert die Gitarre und scheppert das Schlagzeug. Vieles wie gehabt. Dabei sagt man der Routine doch nach, daß sie die Leidenschaft töten würde.

Wo schon die Musik nicht mehr durchgängig zu berühren weiß, sind wenigstens die Geschichten von gewohnter Poesie: \"On certain Sundays in November / When the weather bothers me / I empty drawers of other summers / Where my shadows used to be.\" Duritz holt den Pinsel raus und malt wieder Bilder aus Worten. Kaum jemand besingt den starren Blick an die Zimmerdecke so blumig, kaum jemand kennt so viele verschiedene Schattierungen von Grau. Und während sich der Rezensent fragt, wie viele Blumentöpfe man mit derlei Mißmut im heißen Sommer 2002 gewinnen kann, stellt Duritz ganz andere Fragen: \"Is anybody happy now?\" Nicht wirklich, Adam, aber manchmal ist das auch ganz gut so.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Good time
  • Carriage
  • Holiday in Spain

Tracklist

  1. Hard candy
  2. American girls
  3. Good time
  4. If I could give all my love (Richard Manuel is dead)
  5. Goodnight LA
  6. Butterfly in reverse
  7. Miami
  8. New frontier
  9. Carriage
  10. Black and blue
  11. Why should you come when I call
  12. Up all night (Frankie Miller goes to Hollywood)
  13. Holiday in Spain
Gesamtspielzeit: 54:41 min

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