Beyoncé - Beyoncé

Columbia / Sony
VÖ: 20.12.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

... hat da mal was vorbereitet

Neulich, in der Nacht auf den 13. Dezember 2013, als die NSA bestimmt mal wieder Aktivitätsprotokolle erstellt und bei den meisten Menschen den brisanten Eintrag "Schläft" zur Timeline hinzugefügt hat, schlug der Radar bei Beyoncé Giselle Knowles-Carter mindestens aus bis in den Westflügel ihrer Villa. Ein Album, 14 Songs, 17 Videos, alles zunächst exklusiv bei iTunes. Hier kriegt der Affe nicht nur Zucker, er bekommt eine Schokoladenfabrik, die Bescherung für Beyoncé-Fans kam in diesem Jahr schon elf Tage eher. Außer einem Monate zurückliegenden Rumoren deutete nichts auf das fünfte Studio-Album der ehemaligen Destiny's-Child-Sängerin hin - und doch muss die spontane Veröffentlichung lange geplant gewesen sein. 17 durchchoreographierte Videos drehen sich nicht bei einem Abend mit einer Hand an den Salzbrezeln und der anderen an der Fernbedienung, sie passen nur zu gut in ein Jahr, in dem viele große Veröffentlichungen irgendwie auch immer Ereignis sind.

New York, Sydney, Paris, Rio: Die Drehorte der Videos verdeutlichen, eine Künstlerin der Größe Beyoncé braucht und nutzt die ganze Welt für ihre Idee eines "visual albums" - und vermutlich ist das auch nur bei Personen ihres Kalibers durchführbar. Dass bei all dem Aufwand und der Masse der Beteiligten diese Veröffentlichung wirklich geheim gehalten werden konnte: Chapeau! Auch wenn die 32-Jährige die Videos untrennbar mit der Musik verbunden sieht, konzentrieren wir uns auf das auditive Erlebnis "Beyoncé", das eine Woche später mit 14 Songs noch als CD nachveröffentlicht wurde. Das Album zeigt eine selbst in zweifelnden Momenten gestärkte und selbstbewusste Sängerin, geleitet von Sex, Sex, Sex und einem Hauch Feminismus, Familientherapie, kümmerndem Mutter-Dasein, Persönlichkeitscoaching und Motivationspsychologie.

Mittendrin: die Familie. Nicht nur Ehemann Jay-Z, der das obligatorische wie austauschbare Duett "Drunk in love" berappt. Auch ihr gemeinsames Töchterchen Blue Ivy, ihres Zeichens schlaffe 15 Monate alt, brabbelt auf dem Song "Blue". Wenn man gerade nicht Eisennägel kaut, ist das schon süß, aber sicher nicht notwendig, um den Song seinen Charme zu attributieren. Zum weiteren Familienkreis zählen inzwischen zweifelsohne auch Timbaland, Justin Timberlake und Pharrell Williams. Sind alle dabei und nicht ganz unschuldig an der Längenkrankheit, die Timberlakes Doppelentwurf aus "The 20/20 experience" und "The 20/20 experience - 2 of 2" bereits befiel. Es bleibt ein rarer Schrieb für den Kummerkasten. Denn besagte Herren arbeiteten aber auch allesamt an dem groovenden Funk von "Blow", dessen Beat mit Timberlakes "Suit & tie" mindestens gefummelt hat, um 4 Uhr in der Früh aber noch für einen kleinen Absacker verschwunden ist.

Man könnte Ryan Tedder erwähnen, der nach den guten Chart-Erfahrungen von "Halo" an "XO" schraubte. Und Frank Ocean, dessen "Superpower" hier in der Zurückhaltung liegt, und einen zwischen lässigem Lover und verzerrtem Sugardaddy wechselnden Drake in "Mine". Ins Zentrum aber rückt ein gewisser Boots, ein junger Produzent, den Jay-Z unter seine Fittiche genommen haben und der an diversen Tracks beteiligt gewesen sein soll. Dazu zählen Balladen wie "Heaven", die künftige Hit-Single "Jealous" und vor allen Dingen das höchst spannend gebaute und letztlich unbändige "Haunted". Nicht zuletzt krönt Beyoncé selbst dieses Album, weil sie Zentrum dieser Platte bleibt, egal, was an Beatbastelei um sie herum geschieht. Wer "Partition" hört, wird das verstehen: Hier liegt zwischen Devotion und sexueller Dominanz oft nur ein Stöhnen. Die dickste Überraschung an dieser Platte ist vielleicht mal nicht das Ereignis der Veröffentlichung, sondern das Album selbst.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Haunted
  • Blow
  • Partition
  • Jealous

Tracklist

  1. Pretty hurts
  2. Haunted
  3. Drunk in love (feat. Jay-Z)
  4. Blow
  5. No angel
  6. Partition
  7. Jealous
  8. Rocket
  9. Mine (feat. Drake)
  10. XO
  11. Flawless (feat. Chimamanda Ngozi Adiche)
  12. Superpower (feat. Frank Ocean)
  13. Heaven
  14. Blue (feat. Blue Ivy)
Gesamtspielzeit: 65:59 min

Im Forum kommentieren

Hinweiser...

2018-07-07 10:24:51

Her Lemonade is best!

Fakt ist

2018-01-19 22:29:41

Beyoncé-Hörer haben im Schnitt nur einen IQ von 91.

The MACHINA of God

2016-04-27 00:17:20

Würde sie doch öfter sowas wie "Haunted" machen.

Demon Cleaner

2014-02-12 22:33:22

01. Pretty Hurts 7/10
02. Haunted 9/10
03. Drunk In Love 5/10
04. Blow 7/10
05. Angel 6/10
06. Partition 7/10
07. Jealous 8/10
08. Rocket 9/10
09. Mine 10/10
10. XO 8/10
11. ***Flawless 9/10
12. Superpower 9/10
13. Heaven 8/10
14. Blue 8/10

Die zweite Hälfte ist noch so viel besser als die erste. "Rocket" ist quasi D'Angelos "Untitled" in weiblich, "Mine" ein toller Track, den Drake mal so auf seinen Alben hinbekommen müsste. Selbst der recht balladeske Schluss ist toll.
Überflüssig ist eigentlich nur "Drunk In Love" (vor allem Jay-Z darauf) und "Angel".
Die Videos sind auch durchweg alle gelungen.

Wer hätte das gedacht

2014-01-21 00:09:01

Tolles Album. Fetzige Singles hatte Beyonce ja schon immer. Auf Albumlänge war das manchmal alles ein bisschen anstrengend. Das hier ist aber super. Hat so eine exotische Note und knochentrockene Beats. Wirkt ein bisschen abgespeckter, experimenteller. Könnte auch was für Leute sein, die nicht auf RnB spezialisiert sind. Ich geb 'ne 8.5/10

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