Scorpions - MTV unplugged
RCA / SonyVÖ: 29.11.2013
Wind of Scheiße
Zweimal haben wir schon über das bevorstehende Ende der Scorpions geschrieben. Zweimal waren wir voller Hoffnung, quälten uns durch das letzte und das allerletzte Album der Provinzgiganten. Und zweimal lagen wir falsch. Womit wir das verdient haben, wissen wir nicht. Anstatt endlich den Löffel abzugeben, legen Oberpfeife Klaus Meine und seine Zombiekollegen jetzt auch noch ein Livealbum vor, das grotesker nicht sein könnte: unplugged, sogar "MTV unplugged", in Athen, in einem Freilufttheater, auf einem Berg, auf zwei CDs, mit 25 Songs - und vor einem enthusiastischen Publikum. So etwas ist kein Zufall, kann kein Zufall sein. Da stecken böse Mächte dahinter.
"MTV unplugged" hakt also gleich mehrere Schrecklichkeiten ab, die die Hannoveraner Lokal-Weltstars noch anstellen konnten. Und es meistert sie alle mit schmerzhafter Präzision. Die pathetische Location ist vielleicht der einzige Ort auf Erden, in dem eine abgehalfterte Stadionrockband noch kitschiger wirken kann als Sissi und Franz im Schlossgarten. Und da die Scorpions ihre Orchesterplatte schon vor Jahren abgeliefert haben, bleibt ihnen ja nur noch ein Akustikalbum. Freude, schöner Götterfunken! Während Klaus Meine also in den kurzen Pausen mit Aussagen wie "Music is all about emotion" oder "Come on, I wanna see all your hands in the air" begeistern darf, sterilisiert die Band ihre Songs einen nach dem anderen mit Konzertgitarren und Klimperarrangements.
Da ist es kaum verwunderlich, dass eh schon lahme Stücke wie die Zuckerwatte-Halbballaden "Born to touch your feelings" und "The best is yet to come" zur Tortur geraten. Bei jedem vermasselten "th" möchte man Klaus Meine knebeln und für jede beknackte Songzeile sollte er sieben Jahre in der Vorhölle schmoren: "How can we grow old / When the soundtrack of our lives is rock and roll". Beim Hören der Scorpions passiert das von ganz alleine. Und außerdem: Muss der Mann jeden einzelnen Song im Voraus ansagen, um möglichst oft den Applaus der ansonsten Feuerzeuge schwingenden und im Rhythmus klatschenden Verwirrten im Publikum einzusammeln?
So richtig schlimm wird es allerdings erst am Ende der ersten Hälfte. Bei "Follow your heart" sitzt Meine ganz alleine mit Gitarre auf der Bühne. Überhaupt nichts lenkt dann mehr von seinem furchtbaren Akzent oder der Tatsache ab, dass seine Texte nicht einen Hauch Originalität besitzen. Und zwar ohne Ausnahme, und das ist in 40 Jahren Karriere auch irgendwie eine Leistung. Zu "Rock you like a hurricane" kommt dann Johannes Strate, Sänger der Unsympathen von Revolverheld, auf die Bühne und bekommt es mit spielerischer Leichtigkeit hin, Klaus Meine in Sachen Gesang noch zu unterbieten. Falls die Scorpions wirklich mal abtreten sollten, hat sich da auf jeden Fall einer für die Nachfolge empfohlen.
Schlimmer geht's nicht und besser wird's nicht mehr. Der Rest besteht aus Variationen des immer gleichen Murks, einem "Wind of change"-Duett mit Aha-Sänger Morten Harket und der abschließenden Wiederholung von "Where the river flows", das zwar an 14. Stelle schon mal dran war, aber eben nicht mit Ina Müller am Mikro und 25 Songs sind ja auch besser als 24. Besonders und gerade bei den Scorpions. Wer kann von denen schon genug bekommen? Jedenfalls auf keinen Fall die Scorpions selbst.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- CD 1
- Sting in the tail
- Can't live without you
- Pictured life
- Speedy's coming
- Born to touch your feeling
- The best is yet to come
- Dancing with the moonlight
- In trance
- When you came into my life
- Delicate dance
- Love is the answer
- Follow your heart
- CD 2
- Send me an angel
- Where the river flows
- Passion rules the game
- Rock you like a hurricane
- Hit between the eyes
- Rock'n'Roll Band
- Blackout
- Still loving you
- Big city nights
- Wind of change
- No one likes you
- When the smoke is going down
- Where the river flows
Referenzen
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