Die Toten Hosen - Der Krach der Republik

JKP / Warner
VÖ: 22.11.2013
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bierzelt für alle

Die Toten Hosen sind spätestens seit der letzten Bundestagswahl zur staatstragenden Band geworden. "An Tagen wie diesen" singt Deutschland, einig Merkelland, und liegt sich selig schunkelnd in den Armen. Das Bierzelt ist längst zu klein geworden für eine Band, die generationenübergreifend Grölanlässe schafft.

Aber mal ehrlich: Beinahe jeder hat in seinem Leben die Hosen gehört. Und wenn es nur in den Wirren der Adoleszenz war. Gassenhauer wie "Hier kommt Alex", "Wünsch Dir was" oder "Bonnie & Clyde" fungierten für viele als Türöffner in die schöne Welt der Rockmusik. "Der Krach der Republik", das zum dreißigjährigen Jubiläum erscheinende Livealbum der Band, bietet so die Möglichkeit, sich zu erinnern. An Zeiten, in denen "Alles aus Liebe" noch nicht peinlich war. An jene Momente, in denen es vollkommen angebracht schien, "Schinken!" zu schreien.

Doch das war früher. Der Opel ist auf dem Schrottplatz, seine ehemaligen Besitzer fahren schon längst Mercedes. Hinnehmbar ist das durchaus, denn anständige Rocksongs ("Ballast der Republik", "Altes Fieber") können sie immer noch komponieren. Doch irgendetwas stört. Irgendetwas erzeugt Ohrenschmerzen.

Die souverän und spielfreudig agierende Band ist es nicht. Es ist Frontmann Campino, seines Zeichens Stammgast in Dokumentationen über sich selbst, der mit seinem schrägen Genöle an den Nerven zerrt. Natürlich erwartet niemand technisch perfekten Gesang von einem Ü50-Punkrocker, aber wenn ein Sänger nicht nur falsch, sondern auch noch übermäßig affektiert in die Menge kreischt, weckt er böse Erinnerungen an unzureichend verarbeitete Guns-N'-Roses-Comebacks.

Aber die Frage "Ist das überhaupt Punkrock?" ist bei den Hosen ohnehin fehl am Platze. Das hier ist Stadionrock für alle, und alle singen mit, egal ob es ein fast vergessener Bandklassiker ("Modestadt Düsseldorf") oder ein Wiesn-Hit ("Far far away", "Zehn kleine Jägermeister") ist. Ja sogar ein Lied jener Kapelle aus Berlin wird nahtlos in die Setlist integriert ("Schrei nach Liebe"), und es versteht sich von selbst, dass jeder "Arschloch!" ruft.

Die Toten Hosen verkörpern den Mainstream wie kaum eine andere Gruppe. Sie sind eine Band für Mehrheiten, gerne auch für absolute. Und sie werden uns so schnell nicht verlassen. "You'll never walk alone" schallt es aus den Boxen. Die Hände zum Himmel, da simmer dabei.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Modestadt Düsseldorf
  • Sascha...ein aufrechter Deutscher
  • Draußen vor der Tür

Tracklist

  • CD 1
    1. Drei Kreuze (dass wir hier sind)
    2. Ballast der Republik
    3. Altes Fieber
    4. Auswärtsspiel
    5. Alles wird gut
    6. Das ist der Moment
    7. Alles was war
    8. Heute hier, morgen dort
    9. Bonnie & Clyde
    10. Ein guter Tag zum Fliegen
    11. Halbstark
    12. Sascha...ein aufrechter Deutscher
    13. Paradies
    14. Niemals einer Meinung
    15. Wort zum Sonntag
    16. Pushed Again
    17. Schrei nach Liebe
    18. Liebeslied
    19. Steh auf, wenn Du am Boden bist
  • CD 2
    1. Hier kommt Alex
    2. Wünsch Dir was
    3. Tage wie diese
    4. Achterbahn
    5. Modestadt Düsseldorf
    6. Alles aus Liebe
    7. Eisgekühlter Bommerlunder
    8. Alles wird vorübergehen
    9. Far Far Away
    10. Zehn kleine Jägermeister
    11. Schönen Gruß, Auf Wiederseh’n
    12. Vogelfrei
    13. Draußen vor der Tür
    14. Freunde
    15. You’ll Never Walk Alone
Gesamtspielzeit: 117:23 min

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