Fink (UK) - Fink meets The Royal Concertgebouw Orchestra

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 11.10.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Erleuchtung

Fink meets ... was? Concertgebouw? Gut möglich, dass sich Fin Greenall 2011, als er die Anfrage des Orchesters bekam, ähnlich reagierte. Das Royal Concertgebouw Orchestra aus Amsterdam fragte ihn damals, ob er nicht Lust auf ein gemeinsames Konzert hätte, bei dem seine Stücke klassisch aufbereitet werden. Für die orchestrale Produktion zeichnete sich dabei Komponist Jules Buckley verantwortlich, der in der Vergangenheit mit sehr unterschiedlichen Künstlern wie The Cinematic Orchestra oder auch Basement Jaxx zusammenarbeitete. Das Konzert im darauffolgenden Jahr sollte ein voller Erfolg werden und für 18 Monate nur jenen vorbehalten sein, die es entweder live vor Ort erleben durften oder in jener Nacht in einer eigens gestalteten App auf dem iPad zuschauen konnten. Nun bekommt es auch endlich der große Rest zu hören, und dass es sich damit nach "Wheels turn beneath my feet" um das bereits zweite Livealbum von Fink innerhalb eines Jahres handelt, stört dabei kaum.

Mit "Berlin sunrise", dem Abschlussstück seines letzten Albums "Perfect darkness", startet die Zusammenarbeit des Engländers mit dem niederländischen Symphonie-Orchester, und recht schnell wird vor allem eines deutlich: Die sonst so stark präsente, zur Musik dazugehörende Schwere, unergründliche Tiefe und stellenweise kaum fassbare Dunkelheit, die die meisten Songs von Fink durchzieht, weicht hier einer wohligen Wärme. Buckleys Arrangements verhelfen den Stücken zu einer anfangs gewöhnungsbedürftigen, hell erleuchteten Atmosphäre, und der Sonnenaufgang Berlins scheint unweigerlich im heimischen Wohnzimmer stattzufinden, in jeder x-beliebigen Stadt, in jedem Land, auf der ganzen Welt. Besonders extrem wirkt der Kontrast etwa zu "Wheels", einem von zwei Liedern, die Fink ohne die Unterstützung des Orchesters spielt.

Das andere Stück, "This is the thing" vom 2007er Album "Distance & time", hingegen wirkt umso stärker – besonders, als es sich zum Ende hin immer mehr zu winden scheint, aufbäumt, explodiert und schließlich mit einem einfachen Schlag plötzlich endet. Fans reiner orchestraler Musik kommen mit dem hektisch-aufwühlenden "The infernal machine" und dem im Gegenzug tieftraurigen "The unanswered question" auf ihre Kosten, bei denen das Royal Concertgebouw Orchestra auf den Gesang verzichtet und dem vorm geistigen Auge ablaufenden Film die passende musikalische Untermalung gönnt.

Am besten aber wirkt "Fink meets The Royal Concertgebouw Orchestra", wenn beide Parteien zusammenarbeiten. "Where do we go from here / Where do we go? / And is it real or just something we think we know?", singt Greenall in dem im Original schon wunderschönen "Yesterday was hard on all of us", während die Streicher im Hintergrund für den perfekten Gänsehauteffekt sorgen, sollte er nicht ohnehin bereits eingetreten sein. Als Finale gibt es eine üppige Neuauflage vom Titelsong von "Perfect darkness", die mit der ursprünglichen Version zwar nicht mehr viel gemein hat, aber dennoch zu gefallen weiß, sowie das langsam anrollende "Sort of revolution" vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2009. Da verabschiedet sich Greenall tatsächlich mit den Worten "We’re going to make a little bit of noise and just go out in a nice way, shall we?" und erntet sicher nicht nur dafür hochverdienten Applaus. Und schon beneidet man die dort jubelnde Meute noch ein bisschen mehr.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Berlin sunrise
  • Yesterday was hard on all of us
  • Perfect darkness

Tracklist

  1. Berlin sunrise
  2. Yesterday was hard on all of us
  3. What power art thou
  4. The infernal machine
  5. Wheels
  6. This is the thing
  7. The unanswered question
  8. Perfect darkness
  9. Sort of revolution
Gesamtspielzeit: 57:41 min

Threads im Forum