Calexico - Spiritoso

City Slang / Universal
VÖ: 29.11.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Das Feintuning

Mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien kollaborierte eine der großartigsten Musikkapellen, um ihrem ohnehin perfekten Schaffen den noch perfekteren Schliff zu geben. Calexico wurden im Zuge der Veröffentlichung ihres letzten Meisterwerks "Algiers" geladen, ihr bisheriges Vermächtnis einem orchestralen Feintuning zu unterziehen. Das Ergebnis der Konzerte wird als Live-Mitschnitt mit "Spiritoso" präsentiert. Rücken und Nackenschauer sind vorprogrammiert, auch wenn die große Überraschung sowie Aha-Effekt ausbleiben.

Schon mit den einleitenden Takten des Doppels "Frontera/Trigger" ihres Meisterwerks "The black light" zeigen Joey Burns und John Convertino ihre kompositorische Reife. Streicher und wummernde Blechbläser erzeugen eine zwingende Dramatik, verlagern das ursprüngliche Arrangement weg vom Minimalismus des Jahres 1998 hin zu bewegender Breitwand-Klangästhetik. Dies ist eines der wenigen Einschnitte, in denen das Orchester zu voller Blüte reift. Burn/Convertino halten die cineastische Unterstützung möglichst gering. Das folgende "Epic" spielt Streicher in dezentem Maße zwischen die Takte, lässt den Fluss der Elegie lediglich den starken Song begleiten, wie beispielsweise in "Quattro" vom Überzeit-Album "Feast of wire". Auch wenn die Add-Ons von Berliner und Wiener Seite kein Staunen über virtuoses Könnertum erzeugen, ergreifend ist die Darbietung allemal.

Dagegen rückt in "The news about William" der kreative Rückhalt immens in den Vordergrund, obzwar keine massive Veränderungen des Songmaterials vorgenommen werden, aber kräftige Untermalungen mit Steigerungen, Themen und zusätzliche dramatische Ausbrüche lassen den "Carried to dust"-Ableger in neuem Licht glänzen. Hier zeigt sich die volle Stärke des deutschen Anhangs, den Bombast rückhaltlos in großartige Songs eingehen zu lassen.

"Spiritoso" pendelt damit zwischen massiv pompösen Eingriffen und dezenten Unterfütterungen hin und her. Hits wie "Black heart" oder das wunderschöne "Two silver trees" mit ihren ohnehin omnipräsenten Arrangierungen werden von der Ensemble-Pracht zwar bereichert, können im Hinblick auf Neuerungen aber nicht punkten. Damit verbleibt dieses Live-Album lediglich als kleine Fingerübung einer großartigen Band, die auch mit minimalen Feintuning ihr Vermächtnis nicht einstauben lässt.

(Peter Somogyi)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Epic
  • Black heart
  • Two silver trees

Tracklist

  1. Frontera/Trigger
  2. Epic
  3. The news about William
  4. Black heart
  5. Minas de cobre (for better metal)
  6. Inspiracion
  7. Two silver trees
  8. Para
  9. Quattro (the world drifts in)
  10. Crystal frontier
  11. The vanishing mind
  12. Fortune teller
Gesamtspielzeit: 53:09 min

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