
Sea Wolf - Old world romance
Dangerbird / DevilDuck / IndigoVÖ: 13.12.2013
Sanfter Wellengang
"I know that endings are the best places to begin." Nanu, so schwermütig? Nicht unbedingt, tiefgründig wohl aber schon. Auch nicht wirklich eine Neuheit bei Alex Brown Church, dem Kopf hinter der kalifornischen Band Sea Wolf, bei denen mittlerweile sicher eine Drehtür eingebaut wurde angesichts des häufig wechselnden Lineups im mittlerweile zehnjährigen Bestehen. Immerhin Church war, ist und bleibt wohl auch immer dabei und bildet damit die große Konstante bei Sea Wolf. Er ist auch die treibende Kraft hinter den folkig-poppigen Perlen, die schon auf dem Debüt "Leaves in the river" und dem letzten Album "White water, white bloom" vorherrschten. Beim neuen Werk "Old world romance", das hierzulande mit über einem Jahr Verspätung erscheint, passt nicht nur der Titel wie die Faust aufs Auge, sondern auch das Cover: graue Wolken über stürmischer See, im Hintergrund jedoch scheint ein warmes Licht durch. Der Kontrast zwischen aufwühlenden und beruhigenden Szenerien zieht sich dementsprechend auch durch die zehn Stücke, die mit schnöder Seemannsromatik jedoch herzlich wenig zu tun haben.
Das fängt schon damit an, dass es bei Church und Sea Wolf nicht zwingend ein Happy End geben muss. Man nehme etwa "Priscilla", jenen oben bereits zitierten Song, der von der schwierigen Beziehung zu einer Frau erzählt und zu einer recht unbeschwerten Melodie von den Kämpfen berichtet, bis Church mehr zweifelnd als entscheidungsfreudig erklärt: "No goodbyes and no time for mourning / Now we'll see what this love is for." Deutlich folkiger wird es in "Dear fellow traveler", das stellenweise an Iron & Wine erinnert und die im Cover vermittelte Aufbruchstimmung verstärkt, während "Changing seasons" rein stilistisch bestens auf den Vorgänger "White water, white bloom" gepasst hätte.
Zwangloser zeigt sich die Uptempo-Folk-Nummer "Kasper", mit einem herausragenden Zusammenspiel der Gitarre und den Percussions, und wieder gibt sich Church als der perfekte Geschichtenerzähler, der gerade genug offenbart, um die Spannung zu erhalten, in den wichtigen Punkten aber verschlossen und damit interessanter bleibt. Dass er zudem auch nach gerade mal einer EP und zwei Alben weiß, wie man Songs richtig anordnet, beweist "Old world romance" damit, dass es von seinen zwei schönsten Songs eingerahmt wird: Der Opener "Old friend", gleichzeitig Single, hüllt sich wie eine wärmende Decke um den Hörer, die melancholische Grundstimmung weckt Erinnerungen an den eigenen alten Freund, den man ohnehin mal wieder anrufen sollte, und der Fuß wippt wie von alleine zur Melodie mit. Am Ende schließt sich der Kreis und auch das Wasserthema im wunderbar düsteren "Whirlpool", das mit seiner ausgehenden Ruhe im Inneren aufwühlt und gleichzeitig zu trösten versucht. Vielleicht haben wir Church und die schnöde Seemannsromantik ja unterschätzt, und er ist wirklich ein bootfahrender Einzelgänger. Aber mindestens mit einer Rose zwischen den Zähnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Old friend
- Priscilla
- Whirlpool
Tracklist
- Old friend
- In nothing
- Priscilla
- Kasper
- Blue stockings
- Saint Catherine St.
- Changing seasons
- Dear fellow traveler
- Miracle cure
- Whirlpool
Im Forum kommentieren
seno
2014-12-14 16:32:55
Bin momentan auch wieder voll "drauf". Ein fantastisches Album. Passt auch gut zur Jahreszeit.
Frank Etzel
2014-12-12 11:22:14
Bin zufällig auf Sea Wolf gekommen, nach dem Hören von "White woods" (von seinem neuesten Album) auf Deutschlandkulturradio. Old world romance ist für mich eines der schönsten Alben der letzten Jahre. Sehr schön von einem Vorposter (Seno) beschrieben, das mit dem "Melodien, die sich ins Hirn fressen". Hab mir gestern white water, white bloom bestellt.
Selmel
2014-07-23 12:19:57
Wo sind meine Pillen???
Selmel
2014-07-23 08:46:21
Sogenanter Blaupop. inovatif
seno
2014-07-23 08:37:31
Sehr schönes Album. Habe es jetzt mehrere Male durchgehört und es wird immer besser. Kein großer Bombast, schöne Melodien, gute Stimme.
Mir gefällt vor allem, wie sich die Melodien eher unaufdringlich nach und nach ins Hirn fressen.
Jetzt muss ich mich mal mit den Vorgängern und dem "Songspells"-Album beschäftigen.
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