Britney Spears - Britney Jean

RCA / Sony
VÖ: 29.11.2013
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

She against the music

Britney Spears trägt eine Seidenbluse. Die Haare wurden gelockenstabt und mit ihren Händen hält sie sich einen Hundewelpen ans Gesicht. So schnell schoss vor Lachen schon lange keine Cola mehr aus der Nase. Das ist ein derartiges Klischee-Bild amerikanischen Scheins, dass man fast in den Flieger nach Texas steigen möchte, um auf Autoreifen zu schießen. Oder Dosen. Oder Schweine. Aber das Booklet zu "Britney Jean" fängt mit diesem Porträt erst an. Neben weiteren Collagen, Fanfotos und handgeschriebenen Gedichten sitzt Spears an anderer Stelle bestens zurecht gemacht mit ihren beiden Söhnen im Bett und blättert durch ein Buch, das den Namen "Heaven" trägt. So wie das jede Mutter nun mal macht. Um die Aussage von Spears' persönlichem Album – Britney Jean nennen sie Familie und Freunde – zu illustrieren, ist kein Mittel zu aufdringlich.

Was uns wiederum zur Teilnahme ihrer Schwester Jamie Lynn bringt. Der Titel "Chillin' with you" sagt schon vieles, aber er strahlt noch lange nicht die tatsächliche Langeweile des After-Party-College-Pops aus. Eine Akustikklampfe in den Strophen, ein Beat-Break zum Refrain, der Einsatz ihres Schwesterherzes und fertig ist das songgewordene Kastanienmännchen. Womit wir zum Sound des Albums kämen: Der ist wenig überraschend vollgepackt mit Dance-Electro-Material und zählt von Nicky Romero bis Katy Perry mehr Co-Writer als das Album Songs hat. In erster Linie fummelt Will.i.am an Beats und Reglern, was nach deren gemeinsamem Welthit "Scream & shout" nur logisch ist. Ein Ergebnis: Spears kann nicht nur "Britney bitch", sondern auch "Work bitch".

Die besagte Single ist zweifelsohne ein Clubbrett. Also in Clubs, wo Kontor das Label aller Labels und Caipirinha auch außerhalb der Happy Hour nur Caipi heißt. Aber immerhin. An dem Song haben Otto Knows, Will.i.am-Zögling Anthony Preston, der Black-Eyed-Peas-Mann selbst, Ruth-Anne Cunningham und Sebastian Ingrosso mitgearbeitet, dessen Progressive-House den dicksten Stempel hinterlässt. "You want a Maserati, you better work bitch." Die amtliche Plattentests.de-Bitch-Zählung ergibt übrigens einen Wert von 20. Dafür Applaus von Sexy-bitch-Experte David Guetta, der sich sodenn aufmacht, bei drei Songs mitzuwirken und es einmal mehr souverän hinzubekommen, das Pendel zwischen Hit- und Nervpotenzial sekündlich hin- und herschnellen zu lassen.

"Britney Jean" ist also durchaus ein State of the art modernen Dance-Pops, das mit "It should be easy" und "Tik tik boom" minimum zwei Chart-Erfolge abwerfen wird und Futter für CD-Player ist, die statt Beatkunst nur Kunstbeat kennen und deren Besitzer den vermeintlichen Klang eines Frosch-Hangovers in Porzellanschüsseln nicht als störend empfinden. Autotune knabbert an, was der Effekthäxler schließlich vollendet und Spears verkommt etwa in "It should be easy" auf ihrem eigenen Album zu einer beliebigen, gemorphten Gastsängerin. Nicht so im feinen, unaufgeregten Opener, bei dem William Orbit die Finger im Spiel hatte. Das Persönliche an diesem Album? Darf man gerne in den Texten suchen. Persönlich würden wir davon aber abraten.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Alien
  • Tik tik boom (feat. T.I.)

Tracklist

  1. Alien
  2. Work bitch
  3. Perfume
  4. It should be easy (feat. Will.i.am)
  5. Tik tik boom (feat. T.I.)
  6. Body ache
  7. Til it's gone
  8. Passenger
  9. Chillin' with you (feat. Jamie Lynn)
  10. Don't cry
Gesamtspielzeit: 36:12 min

Im Forum kommentieren

Techno_Kalle

2013-12-01 16:54:07

Yeah, "Progressive-House"!! Klingt ja ultrageil.

Hör ich mit Sicherheit mal rein.

Michael J.

2013-12-01 16:43:07

Anlehung an Bille Jean, selbstverfreilich, ihr selbsternannten Musikexperten!

The MACHINA of God

2013-12-01 16:04:23

Dann ist aber der Reim weg.

Schön eRezension im übrigen. Unterhaltsam.

Grammator

2013-12-01 13:14:50

Lieber Rezensent: Es muss "Her against the music" heißen.

Win Butler

2013-12-01 00:03:56

10/10

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