San Fermin - San Fermin

Downtown / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 08.11.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pop für 300.000 Dollar Studiengebühren

San Fermin klingen in etwa wie The National mit Joanna Newsom als Ass im Ärmel. Trommelwirbel, hier ist das next big thing. Sie klingen also wie die geborenen Kritiker- und Publikumslieblinge. Und trotzdem sprechen bis jetzt gar nicht so viele von dieser wundersamen, achtköpfigen Band, die doch zunächst das Kind eines klugen Kopfes war: Ellis Ludwig-Leone. Dieser zog sich nach seinem Abschluss in Komposition in Yale also in die nächste Elite-Bildungsanstalt namens The Banff Centre in den Rocky Mountains zurück, um dieses fordernde, teils brillante Album auszuhecken. Jetzt bloß nicht gehässig werden, ihr Dan Brown-lesenden Bauingenieure von der FH Gießen-Friedberg da draußen.

Ja, "San Fermin" ist Strebermusik, intellektuell, von der eigenen Wichtigkeit überzeugt. Manchmal ist es verkopft, zugestanden, aber schon auf diesem Debüt sind San Fermin dazu bereit, viele, viele Ideen großzügig zu teilen. "San Fermin" ist Popmusik auf dem Umweg, sie hütet sich davor allzu einschmeichelnd zu sein. "San Fermin" ist aber auch genau die Popmusik, die zu einem so verdammt einnehmenden Song wie "Sonsick" im Stande ist, der es leicht in die Jahresbestenlisten schafft. Mag auch Ludwig-Leone (was ist das eigentlich für ein Name?) vor allem seine eigene Vision verfolgt haben, im Gedächtnis bleibt die so auffällig an The Nationals Matt Berninger erinnernde Stimme von Allen Tate. Der herausragende Opener "Renaissance!" lebt von der – ja – Würde seines Vortrags. "There's a mob at the door / I hear them calling for my head / And they're scaling the walls / I'm still, still dreaming magnificent things".

Wirken auch die weiteren Großtaten wie das ausnahmsweise ziemlich direkte "Torero" und das mit herrlich weggetretenen Bläsern aufwartende "Bar" so souverän, wie es andernorts weise Alterswerke tun, ist es gerade die überbordende Kreativität, die Platz nach oben lässt. "San Fermin" ist mit 17 Songs und Interludes zu lang und es schleichen sich vor allem gegen Ende Mittelmäßigkeiten wie das nervig krächzende "In waiting" ein. Auch "Methuselah" mischt leicht verstaubte Bob Dylan-Akkorde mit allzu lieblichen Streichern. Und dann kommen die Bläser und dann, na klar, zum Abschied das Klavier. San Fermin kennen die Formeln, kennen das Handwerk. Vor allem aber überbrückt dieses Debüt die Wartezeit auf den Zweitling. Da wartet ein Meisterwerk, jede Wette.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Renaissance!
  • Sonsick
  • Torero
  • Bar

Tracklist

  1. Renaissance!
  2. Crueler kind
  3. Lament for V .G.
  4. Casanova
  5. Sonsick
  6. Methuselah
  7. At sea
  8. Torero
  9. At night true love
  10. The count
  11. Bar
  12. In waiting
  13. True love, asleep
  14. Oh darling
  15. In the morning
  16. Daedalus (What we lost)
  17. Altogether changed
Gesamtspielzeit: 55:15 min

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MopedTobias (Marvin)

2015-01-06 17:39:21

Hat mich jetzt auch endlich bekommen... Das atemberaubende Sonsick war einer meiner Songs des Jahres, der Rest hatte damals noch nicht gezündet. Jetzt nochmal versucht und es ist wirklich unglaublich gut, faszinierend und ergreifend. Bin sehr auf den Nachfolger gespannt.

Mixtape

2014-08-10 18:11:19

Ich bin nach knapp einem Jahr immer noch ganz verliebt in das Album! Und der Nachfolger wird bereits aufgenommen.

Mixtape

2014-04-22 04:05:36

Nein, leider nicht. :-)

saihttam

2014-04-22 00:21:52

nicht zufällig auch in Frankfurt am Start, Mixtape? ;)

Mixtape

2014-04-18 04:25:04

Live dürfte das vor allem kurz werden - dennoch freue ich mich sehr auf das Konzert. Das Album ist bislang auch dieses Jahr mein meist gehörtes.

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