Moop Mama - Das rote Album

Millaphon / Broken Silence
VÖ: 01.11.2013
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Negation der Negation

Bevor die Nervsäcke wieder schreien: Nein, ich lehne HipHop nicht grundsätzlich ab, ebensowenig wie Brassbands. Und nein, natürlich ist es eine an sich prächtige Idee, Musik als Mittel der Sozialkritik zu verstehen. Und, Ansage Nummer drei: Moop Mama sind durchaus eine Band zum Liebhaben, wie auch "Das rote Album" bei ein, zwei Gelegenheiten wie dem schnieke groovenden "Roboter" beweist. Deswegen gibt es für die lyrischen Totalausfälle auf "Das rote Album" auch keine Entschuldigung. Ebensowenig wie für einen so verstolperten Beat bei dem eigentlich recht wehmütigen "Stadt die immer schläft".

Aber ruhig mal Stück für Stück, wie im Metal Hammer: "Kilometerfressen" parallelisiert mal eben den eigenen Status als Kulturschaffende, die für die eigene Musik und das Touren doch so wenig Kohle scheffeln, mit den Zuständen in der deutschen Massentierhaltung. Die Kuh eingepfercht auf dem Weg in die Schlachthalle, die Band im Bus auf dem Weg zum Konzert. Doppelter Boden, wo? "Roboter" kritisiert – ach, wirklich? – die Selbstausbeutungsmechanismen im Job. Wollt Ihr auch mal? Worum geht es wohl bei "Latte Macchiato"? Klar, Gentrifizierung: "Hier im Viertel / Bei uns im Viertel / Wo die Mieten steigen / Auch in Krisenzeiten." Berlin den Berlinern als politisches Programm.

Manchmal ist die Welt so einfach. Auf "Das rote Album" regiert nicht nur allerorten die Selbstgerechtigkeit, "Das rote Album" ist ignorant bis zum Abwinken. Was kein großes Problem darstellen müsste, wenn Moop Mama sich nicht permanent aufschwingen würden zu den großen Durchblickern und Nachdenkern, um dann bei den Klischees von Kritik ankommen, die Menschen ohne jede Selbstironie so von sich geben, die sich sonntags in der Kneipe treffen, um den "Tatort" im Public Viewing zu schauen. Pöse, pöse Ökonomisierung und die steigenden Mieten und die Bankerschweine, das sind die Probleme, die der Moop-Mama-Stammtisch ja wohl mal sagen dürfen wird. Moop Mamas mitunter bodenlos triviale Zeilen versuchen vor dem eigenen Schatten davonzulaufen. Dann doch lieber Rückzug ins Private. Ich geh jetzt Kollegah hören.

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Roboter
  • Wo der Pfeffer wächst

Tracklist

  1. Kilometerfressen
  2. Stadt die immer schläft
  3. Krankes Wesen
  4. Roboter
  5. L.B. (Iterlude)
  6. Wo der Pfeffer wächst
  7. Latte Macchiato
  8. Wunderheiler (mit Maniac)
  9. Werbepause
  10. Taler unser
  11. Party der Versager
  12. Elefant
  13. Liebe
Gesamtspielzeit: 47:28 min

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