Fettes Brot - 3 is ne Party

Fettes Brot / Groove Attack
VÖ: 01.11.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mit Konfettikanonen auf Spatzen

Fettes Brot sind ja immer noch zur Stelle. Wenn die Rote Flora auf der Hamburger Schanze mal wieder akut vom Ausverkauf bedroht ist, treten sie trotz Auftrittsverbots dort an und verkünden ihre Solidarität mit diesem gewichtigen Teil ihrer Heimatstadt. Und auch wenn die drei schon länger gern als Mittelstandsrap abgetan werden, stand dieser doch oft auch auf einem durchaus kritisch positionierten Fundament - irgendwo zwischen "Tanzverbot (Schill to hell)" und "An Tagen wie diesen". Nach zweijähriger Trennung auf Probe ist "3 is ne Party" nun jedoch ein pures Zeugnis der überschwänglichen Freude und eventuellen Überraschung über das schnelle, erneute Zusammenfinden der Band und richtet seinen Fokus auf die opulenten regionalen Party- und Diskoabende rund um Reeperbahn und Hamburger Berg. Bedachtere Töne und Texte werden dabei zwar deutlich unter den Teppich getanzt, aber der Status als "Die Ärzte des deutschen HipHop" mit all seiner Narrenfreiheit kommt auch unter der Diskokugel nicht ins Wanken.

Tatsächlich erinnert der alarmschlagende Beat in "Josephine #Schreibaby" noch entfernt an das Protestlied gegen den Hamburger Ex-Senator Schill. Allerdings muss man sich erst am schrägen und hohen Eingangsgesang von Dokter Renz als Türsteher vorbeikämpfen, bevor sich diese Dame mit ihrer "Funkmusik ohne Schwanz" weniger hitverdächtig neben Bettina und Emmanuela einreiht. Die viel zitierten "1/3 Heizöl und 2/3 Benzin" nimmt man in 2013 dann schon doch eher Kollege Casper als den drei Pinneberger Partypeople ab. Auch "Dynamit & Farben" schlägt im Deichkind-Stil eine Feierschneise durch die nächtliche Sause, während sich "Toten Manns Disco" auf die Suche nach der Etage mit den lauten Bässen macht und die "Allerfeinste Hamburg-Party-Action" über einen simpel gekickten Drumbeat auf die Zwölf beschwört. "Für immer immer" ist eine schlicht gelungene Weitererzählung des Ingo-Insterburg-Stücks "Ich liebte ein Mädchen" und ist sicherlich deutlich erfolgreicher in der Eroberung neuer Frauenherzen als die plumpe Vorabsingle "KussKussKuss". Zwar versucht "Crazy world" dann doch ein paar melancholischere Anschläge zu setzen, scheitert aber an der puren Aufzählung vermeintlich relevanter gesellschaftlicher Terme, ohne ein größeres Bild oder eine nachdenkliche Stimmung zu schaffen. Das Stück in der Mangel der es umgebenden, vollgestopften Konfettikanonen.

Die Produktion von "3 is ne Party" ist zu keinem Zeitpunkt zurückgefahren, sondern an der Lust nach immer mehr - schneller, höher, weiter - ausgerichtet. Auch im 21. Jahr der Bandgeschichte kann man sich den Beats und leicht zugänglichen Fettes-Brot-Refrains auch nicht erwehren. Wirklich Neues fügt das siebte Studioalbum dem Brote-Œuvre trotzdem so nicht hinzu, weder in herausragender Hitqualität noch in neuen Aspekten des elektronisch-geimpften HipHop-Sounds. In den großen Hallen werden sich die neuen Songs also gut integrieren lassen. Vielleicht sorgt die Narrenfreiheit nach der nächsten Pause ja wieder für kreativere und relevantere Kreise.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wackelige Angelegenheit
  • Für immer immer

Tracklist

  1. Wackelige Angelegenheit
  2. Für immer immer
  3. Kannste kommen
  4. Toten Manns Disco
  5. Crazy world
  6. Josephine #Schreibaby
  7. KussKussKuss
  8. Dynamit & Farben
  9. Unmusikalisch
  10. Mehr Gefühl
  11. Echo
  12. Kalte Füße
  13. Klaus & Klaus & Klaus
Gesamtspielzeit: 43:22 min

Im Forum kommentieren

Hurricane

2014-06-02 08:36:13

Hurricane!

Hiphopgalour

2013-12-05 12:25:36

4 gewinnt aber nur im Mainstreamwonderland.

Sie verlieren eher gegen Deichkind - da bin ich auf den Livevergleich gespannt...

Brühlerin

2013-11-22 13:55:15

Im Abenteuerland namens Udopia ist 3 ne Party aber 4 gewinnt.

Hiphopgalour

2013-11-22 13:26:47

Stimmt schon irgendwie...

... aber mit Fanta 4 vergleichen.

Das ist ja wie pur mit Lindenberg gleichsetzen.

AndreasM

2013-11-20 11:22:20

Ich persönlich finde die Singles eher komisch ausgesucht, sehe da auf dem Album durchaus stärkere Stücke.
Ansonsten kann ich Rock'n'Roller zustimmen, manche Refrains bekommt man nach einiger zeit wirklich nicht mehr aus dem Kopf. Dafür haben sie weiterhin Talent. Aber wirkliche Neuerungen zum bisherigen Fettes-Brot-Schaffen gibt es eben auch nicht. Deswegen verpasst man auch nicht wahnsinnig viel, wenn man '3 is ne Party' auslässt.

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