Son Lux - Lanterns

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 25.10.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Zur Lage der Stagnation

Ryan Lott kann die Beine hochlegen: seinen Sound hat er gefunden. Nachdem das Son-Lux-Debüt "At war with walls & mazes" noch in einer spürbar anderen Klangwelt lebte, setzt das dritte Album so exakt am Ende des Zweitlings an, dass es fast wirkt, als hätte Lott vor zwei Jahren schlicht zu viele Ideen für nur eine Platte gehabt. Obwohl "We are rising" gar nicht sonderlich lang war. Doch das Album entstand unter Zeitdruck und so hatte Lott zumindest für den Moment genug – genug von einer Geschichte, die noch längst nicht zu Ende erzählt war. Mit "Lanterns" schreibt der Amerikaner nun keinen Fortsetzungsband, sondern fängt allenfalls ein neues Kapitel an.

Ist das da ein Bariton-Saxophon? Und das eine wild gewordene Besteckschublade? Das neue Album wartet mit nahezu den selben, manchmal rätselhaften Soundgebilden auf, die schon "We are rising" so faszinierend gemacht haben. Lott lässt akustische Instrumente mit ihren artifiziellen Pendants tanzen, spielt hektische Streicher und schleppende Beats gegeneinander aus und setzt dem Ganzen mit seiner leicht brüchigen Stimme die wild verzierte Krone auf. Wer das Vorgängeralbum gehört hat, kann all das schon nach wenigen Tönen zweifelsfrei Son Lux zuordnen. Der Mann aus Denver schafft einen beeindruckend individuellen Klangkosmos, der auch noch so komplex ist, dass er trotz eher schmaler Entwicklung seit der letzten Platte nichts an Reiz verliert. Wer schreit denn auch immer nach permanenter Neuerfindung?

Wieder paart Lott orchestralen Pop mit einer Art TripHop in klassischen Arrangements, so seltsam diese Kombination auch klingen mag. "Lanterns" wirkt aber einen Tick selbstbewusster als "We are rising" und geht weniger schüchtern zu Werke. Eine Single wie "Lost it to trying", die vom ersten Ton an mit großen Pop-Gesten auf die Zwölf haut, hat sich Son Lux 2011 noch nicht getraut. Doch auch in der Stille liegt wieder eine enorme Kraft. Die intensivsten Momente des Openers "Alternate world" bestehen aus kaum mehr als Lotts Gesang und egal, wo es zur Sache geht auf "Lanterns", die kontrastierende Ruhe kommt immer wieder.

Es ist einfach, sich in der klanglichen Vielfalt dieses Albums zu verlieren, gerade wenn es lauter wird: Bläserarsenale kloppen feierliche Chöre zusammen, ein Glockenspiel dirigiert launische Synthies bergauf und bergab und die Trommeln laden zur wilden Treibjagd. Diese Masse wäre vermutlich kaum erträglich, würde Lott es nicht meisterhaft verstehen, jede Kleinigkeit genau richtig zu dosieren. Das Kompositionsstudium lässt grüßen. Er erschafft eine angenehm aufregende Intensität, die das Album pausenlos durchzieht. Mit den letzten Tönen von "Lanterns lit" findet auch die einen Abschluss. Wer zurück will, muss zum Glück nicht lange suchen: die "Alternate world" winkt schon wieder vom Anfang.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Alternate world
  • Lost it to trying
  • Plan the escape

Tracklist

  1. Alternate world
  2. Lost It to trying
  3. Ransom
  4. Easy
  5. No crimes
  6. Pyre
  7. Enough of our machines
  8. Plan the escape
  9. Lanterns lit
Gesamtspielzeit: 41:35 min

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