In Solitude - Sister

Metal Blade / Sony
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf dunkler Fahrt

Plötzlich waren sie da. Mit einer emotionalen Wucht, die auch für Underground-Kenner völlig überraschend kam, stießen In Solitude 2011 mit ihrem zweiten Album "The world. The flesh. The devil" Dank einer unüberhörbaren Nähe zu Legenden wie Mercyful Fate quasi aus dem Nichts an die Spitze des so genannten Okkult-Rock vor. Und das, ohne wie ihre verblichenen Genre-Kollegen The Devil's Blood übermäßig mit einer entsprechenden Weltanschauung hausieren zu gehen. Womit wir also wieder beim vermeintlich berüchtigten dritten Album wären – das Album, bei dem sich gerne einmal die Spreu des spontanen Erfolgs vom Weizen der nachhaltigen Entwicklung trennt.

Und die Schweden treten erstmal den Fans der ersten Stunde mit Anlauf vor den Latz. Denn "Sister" beginnt mit Akustik-Gitarren, deren Klänge sofort unter die Haut gehen. Wenn nach etwa einer Minute des intro-artigen "He comes" der durch jede Menge Hall verfremdete Gesang von Pelle Åhman einsetzt, wird es dunkel im Raum, und die Gänsehaut breitet sich großflächig am ganzen Körper aus. Erst recht dramatisch wird es, wenn "Death knows where" und vor allem "A buried sun" pure Dramatik entwickeln. Hier sind Mercyful Fate weit weg, hier dominiert die abgrundtiefe Düsternis von The Mission und Fields Of The Nephilim. Unfassbar, woher Åhman dieses Charisma, diese Emotion in seinen Gesang holt.

Die großen dänischen Vorbilder der ersten beiden Alben tauchen erst zur Mitte des Albums wieder auf – dafür umso vehementer. "Pallid hands" besticht durch seine Eingängigkeit und die rohe, aber ungemein luftige Produktion, während das vorab als Single (und ja, hier ist das gute alte siebenzöllige Vinyl gemeint) veröffentlichte "Lavender" mit seiner Ruppigkeit im Vergleich zu den früheren Alben zuerst verschreckt, dann aber den Hörer an die Hand nimmt und zielsicher in die Siebziger führt. Erst recht, wenn der Titeltrack nach mehreren Durchläufen seine hypnotische Kraft voll entfalten kann. Während dies bei "Horses in the ground" nicht immer gelingt, berührt das abschließende "Inmost nigredo" nochmals tief im Inneren, wenn man denn bereit ist, diese Reise in die düsteren Abgründe der Seele anzutreten.

"Sister" ist ein Album voller Klasse, voller großartiger Momente düsterer Rockmusik. Und doch wird "Sister" polarisieren. Die ungestüme Spielfreude der ersten beiden Alben der Schweden ist einer entrückten Finsternis gewichen. Ohne verkopft zu wirken, ist "Sister" dasjenige Album, was am intensivsten erarbeitet werden muss. In Solitude verlangen der Hörerin und dem Hörer sehr viel ab, steckt hinter der vermeintlichen Zugänglichkeit ihrer Musik doch eine Vielschichtigkeit, die sich angenehm von den zwar auch großartigen, doch lyrisch und konzeptionell mitunter zu expliziten The Devil's Blood unterscheidet. Auch wenn das Phrasenschwein bereits freudig grunzt: In Solitude haben sich mit ihrem dritten Album konsequent neu definiert. Und das intensiver als zuvor.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A buried sun
  • Sister
  • Inmost nigredo

Tracklist

  1. He comes
  2. Death knows where
  3. A buried sun
  4. Pallid hands
  5. Lavender
  6. Sister
  7. Horses in the ground
  8. Inmost nigredo
Gesamtspielzeit: 46:10 min

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