Howe Gelb - The coincidentalist

New West / Warner
VÖ: 08.11.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Als Gelb selber

Nach all den durchgeschrammelten Nächten, nach dreieinhalb Jahrzehnten voller kratzbürstiger Konzerte und trotz der mehr als deutlichen Zeichen auf den zurückliegenden Veröffentlichungen fällt es doch nicht eben leicht, erstmals klipp und klar festzustellen: Howe Gelb ist schon längst in der Welt der Crooner, Rock-Poeten und Grandseigneurs angekommen. Was auch für "The coincidentalist", Gelbs "ja, zählen sie doch selber nach"ste Platte unter eigener Flagge, bedeutet: Trademark schichtet sich auf Trademark, Kanon beerbt Standard, Selbstbewusstsein schlägt innere Unruhe – sowie, natürlich: ein unaufgeregter, hervorragender Song reiht sich mir nichts, dir nichts an den nächsten.

Im Ergebnis schmuggelt Gelb die Wüstengitarren jetzt ebenso unter seine Hochkultur-Arrangements wie all die balladesken Fifties- und/oder Soul-Chöre, die "The coincidentalist" mit einem einzigen langgezogenen "Uuuuhuuuuuuuuuuuu" unterlegen. Das ist derart geschmeidig und abgehangen, dass Gelb die Oberfläche von Stücken wie "An extended plane of existence", "Triangulate" und "Left of center" gefahrlos zum Rumpeln und Pumpeln bringen kann. Einzig "Unforgivable" reißt sein Twang-in-Dixieland-Arrangement in schrabbelndem Noise auf, während der Schunkelrhythmus des Titelsongs kaum noch Mätzchen macht, wobei eben auch ein Glockenspiel bei Gelb wenigstens einen Kirchturm als Resonanzkörper braucht. Und gleich der Einstieg mit "Vortexas" ist eine der konzentriertesten Joe-Cool-Trauerstücke, die Gelb in den letzten Jahren geschrieben hat, was Bonnie 'Prince' Billy zu einem ähnlich willkommenen Stimmungs- und Stimmenwechsel inspiriert wie KT Tunstall später bei "The 3 deaths of lucky".

Dazu tupft das Rhodes-Piano, halbresonieren die Gitarren unter anderem von M. Ward, jammert hier und da Andrew Birds Violine oder John Rauhouses Pedal Steel – und Sonic Youths Steve Shelley rührt mit dem Besenschlagzeug ebenso spröde wie an den richtigen Stellen leicht aufbrausend all die Instrumente durch, die Gelb dann doch lieber selbst bespielt. Denn auch die Gäste wissen: Dieser alte Hund braucht keine neuen Tricks. Also vergessen sie ihre eigene Diskographie, fügen sich willfährig ein, geben Gelbs Songs, was dieser sich bei ihnen gedacht hat. Sie huldigen also, und zwar genau so, wie sich das gehört in der Welt der Crooner, Rock-Poeten und Grandseigneurs: indem sie ihr Ego vergessen und doch ihr Bestes geben. Für Gelb selbst ist auch das längst der Normalzustand – denn schließlich ist nach wie vor nichts gelber als Gelb selber.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Vortexas
  • Left of center
  • Unforgivable
  • An extended plane of existence

Tracklist

  1. Vortexas
  2. Left of center
  3. Running behind
  4. The 3 deaths of lucky
  5. Unforgivable
  6. The Coincidentalist
  7. Triangulate
  8. Picacho Peak
  9. An extended plane of existence
  10. Looking that way
  11. Instigated chimes
Gesamtspielzeit: 35:58 min

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