Chase & Status - Brand new machine

Virgin / Universal
VÖ: 07.10.2013
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Durchweichtes Papier

Chase & Status sind 'ne Partymaschine, das ist bekannt. Saul "Chase" Milton und Will "Status" Kennard spielen Headliner-Slots auf Rock- und EDM-Festivals gleichermaßen, stürmen die Charts mit Dance- und Drum'n'Bass-Hymnen und produzieren nebenbei für Rihanna und Rita Ora. Trotzdem soll diese Maschine jetzt brandneu sein - steht zumindest vorne auf ihrer neuen Platte. Was Frische verspricht, erweist sich aber schnell als Etikettenschwindel. "Brand new machine" ähnelt den kreativen Tuschkasten-Exzessen eines Grundschülers: Jede erdenkliche Farbe findet irgendwo Platz, es entstehen die abgefahrensten Kontraste, ein neuer, definierbarer künstlerischer Ansatz ist aber kaum erkennbar. Im Gedächtnis bleibt vor allem das chaotische, vollkommen überladene Gesamtwerk auf dezent durchweichtem Papier.

Im Fall von "Brand new machine" ist das Fluch und Segen zugleich. Das Album ist eine der abwechslungsreichsten Dance-Platten des Jahres und kann, einmal in den Player gelegt, den Jugendklub-DJ locker überflüssig machen. Wer ausgelassen feiern will und die Musik vor allem als Mittel zum Partyzweck sieht, findet Beats fürs Tanzbein, Hooks zum Mitsingen und Bässe für die Magengrube. Abseits allzu ausgelassener Feierstimmung bietet dieses dritte Album der Londoner aber einfach von allem zu viel - außer von wirklich Neuem. Ganz egal, ob das Duo gerade im 90er-Rave buddelt oder aktuelle Dance-Trends durchexerziert, kaum ein Track passt zum Vorherigen und auf Albumlänge fehlt jede Dramaturgie.

"Brand new machine" klingt mehr wie eine Compilation auf Zufallswiedergabe, zusammengestellt aus den EDM-Hypes der vergangenen Jahre. Wenn der Belanglos-House von "Count on me" losgeht, wird einmal mehr klar, dass da eine Menge Müll dabei war. Nach dem Irgendwas-Gutes-wird-schon-dabei-sein-Prinzip räumen Chase & Status den musikalischen Wühltisch leer und schmeißen die gesamte Beute erst einmal hinter ein und dieselbe knallrote Schranktür. Das Sortieren obliegt jetzt dem Hörer.

Wer das einmal ausführlich tut, findet aber genug Material für ein gelungenes Partyoutfit - trotz einiger Kandidaten für die Altkleidersammlung. "International" versucht zwar nicht gerade subtil die Hütte abzureißen, gibt mit ordentlich Raggamuffin-Getöse aber eine respektable Stimmungskanone ab. Major Lazer zeigen sich dagegen von ihrer ruhigen Seite und tragen mit "Pressure" zu einer gelungen rauen, reduzierten Nummer bei. "Alive" wiederum ist souliger Hochglanz-Drum'n'Bass der besseren Sorte und erinnert an Rudimentals "Home", das ja erfolgreich vorgemacht hat, dass aufwändig polierte Partystimmung auch ein ganzes Album lang bestens funktionieren kann. Davon ist "Brand new machine" leider weit entfernt - Abwechslungsreichtum hin oder her. Ein Tuschkasten mit Sonderausstattung macht eben noch keine Mona Lisa.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pressure (feat. Major Lazer)
  • What is right (feat. Abigail Wyles & Nile Rodgers)
  • Alive (feat. Jacob Banks)

Tracklist

  1. Gun metal grey
  2. International
  3. Count on me (feat. Moko)
  4. Blk & blu (feat. Ed Thomas)
  5. Pressure (feat. Major Lazer)
  6. Machine gun (feat. Pusha T.)
  7. Gangsta boogie (feat. Knytro)
  8. Heaven knows (feat. Elli Ingram)
  9. Lost & not found (feat. Louis M^ttrs)
  10. Like that (feat. Moko)
  11. Deeper devotion
  12. Breathing (feat. Bo Saris)
  13. What Is right (feat. Abigail Wyles & Nile Rodgers)
  14. Alive (feat. Jacob Banks)
Gesamtspielzeit: 55:40 min

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