Frankie Rose - Herein wild

Fat Possum / PIAS / Rough Trade
VÖ: 18.10.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Das Mädchen für alle

Frankie Rose ist spät dran. Eigentlich fast ein bisschen zu spät. "Herein wild", ihr zweiter Soloversuch nach einer Reihe von Kollaborationen und gemeinsamen Alben mit Vivian Girls, Dum Dum Girls, Crystal Stilts und ihrer eigenen Band Frankie Rose And The Outs, hätte eigentlich schon vor Wochen, wenn nicht Monaten erscheinen sollen. Und das, obwohl ihr Debüt "Interstellar" mit eineinhalb Jahren eigentlich noch gar kein alter Hase ist. Dennoch: Mitte bis Ende Oktober ist es fast zu spät für "Herein wild". Ein Veröffentlichungstermin im Spätsommer wäre viel besser gewesen, wenn die Temperaturen tagsüber angenehm sind und es nachts zum Schlafen gemütlich abkühlt, wenn trotzdem noch überall Grillgeruch mitschwingt und beim Autofahren die Fenster runtergekurbelt werden. Und besser für alle, denen Chvrches zu viel, Haim zu wenig, Hope Sandoval von Mazzy Star zu alt und Miley Cyrus zu jung ist. Die 34-jährige Frankie Rose wäre das Mädchen für alles gewesen, und dann verzichtet sie einfach mal so auf den sicheren Sommerhit und die damit verbundene Aufmerksamkeit. Stattdessen veröffentlicht sie mit "Herein wild" das ideale Sommeralbum im Spätherbst.

Und den sicheren Sommerhit? Den kann man sich auf ihrem zweiten Album selbst aussuchen. Da wäre der mit Synthies beladene garagenrockige Opener "You for me", dessen Beat sich schließlich dem immer schneller werdenden Herzschlag anpasst – oder ist es wömoglich andersrum? – und dessen Ende nicht ohne Grund an "Interstellar", dem ersten Song des gleichnamigen Debüts erinnert. Oder auch das dreampoppige "Minor times", das, ob nun Sommerhit oder nicht, direkt zurück an den Strand führt. Die Mischung aus Beach House und Wild Nothing hallt noch ein Weilchen nach, obgleich schon längst der nächste Song begonnen hat. Mit "Question / Reason" geht die Jagd nach dem Sommerhit ohnehin nahtlos weiter, während die Cymbals für den perfekten Rhythmus sorgen.

Dass Rose trotz ihrer Liebe zur Popmusik der 80er Jahre und der damit verbundenen Leidenschaft für synthiestarke Melodien auch noch weiß, was sich wirklich gut anhört, gibt es auf "Sorrow" ein waschechtes Streichorchester, das im Studio mitsamt Dirigent für die doppelte Ladung melancholischer Stimmung sorgen durfte. In Verbindung mit dem poppigen Schlagzeug entsteht so gleich zu Beginn von "Herein wild" eine kleine Popperle und ein echtes Highlight. Mit "Street of dreams" gibt es kurz vor Schluss ein unerwartetes The-Damned-Cover von deren 1985er Album "Phantasmagoria", welches mit dem Original nicht mehr wirklich viel gemeinsam hat, durch die Eigeninterpretation aber durchaus zu überzeugen weiß. Mit "Requiem" endet das verspätete "Herein wild" schließlich zu früh, und damit auch die Suche nach dem Sommerhit. Und sollte man keinen einzelnen gefunden haben, liegt es vielleicht daran, dass das Album im Ganzen der eigentliche Hit gewesen wäre – als Begleitung durch den kalten Winter wird es aber sicher ebenso hitverdächtig sein.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sorrow
  • Minor times
  • Question / Reason

Tracklist

  1. You for me
  2. Sorrow
  3. Into blue
  4. The depths
  5. Cliffs as high
  6. Minor times
  7. Question / Reason
  8. Heaven
  9. Street of dreams
  10. Requiem
Gesamtspielzeit: 37:18 min

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