Lily & Madeleine - Lily & Madeleine
Asthmatic Kitty / SoulfoodVÖ: 01.11.2013
Das Jugendschatzgesetz
In der Plattentests.de-Redaktion gibt es jemanden, der bei der Buchstabenkombination "L&M" nicht zuerst an die blutjungen Schwestern Lily & Madeleine aus Indianapolis denkt, sondern an eine Zigarettenmarke. Um die Persönlichkeitsrechte zu wahren, wird der Name des Schreibers an dieser Stelle verschwiegen. Wer hingegen keine besonders guten Chancen darauf haben dürfte, ein Geheimnis zu bleiben, ist besagtes amerikanisches Schwestern-Duo. Lily & Madeleine Jurkiewicz, die eine 16, die andere 18, beide talentiert für vier. Sie können nicht nur bezaubernd harmonisch zusammen singen, sondern auch noch ganz wunderbar zeitlose, höchst elegante Folksongs schreiben. Ihrer Jugend verdanken sie zudem eine entwaffnende Direktheit und Natürlichkeit. Und die Gabe, Lieder von erhabener, ungeschminkter Schönheit darzubieten. Sozusagen: filterlos.
Der Vorteil der jungen Damen: Nach dem Genuss ihres Debütalbums sind keinerlei gesundheitlichen Schäden zu befürchten. Harmlos sind die zwölf Stücke jedoch keineswegs – dafür ist die Qualität der Kompositionen zu verblüffend reif und stilsicher, der Harmoniegesang zu makel- und mühelos, die Melodien zu hypnotisch. Das hat auch Sufjan Stevens erkannt und die beiden Schwestern auf seinem Asthmatic-Kitty-Label unter Vertrag genommen. Das erste Video, das Lily & Madeleine noch weit davor, im Januar 2012, bei YouTube hochgeladen hatten, war eine Cover-Version des First-Aid-Kit-Songs "Our own pretty ways". Und die klang nicht nur ausgesprochen gut, sondern sogar deutlich besser als das Original – obwohl nur mit einer Ukulele begleitet. Eines haben die beiden Amerikanerinnen dann aber doch mit den Zigaretten gemein: die Suchtgefahr. Die Rezensentin hat die hervorragende erste Singleauskopplung "Devil we know" innerhalb von wenigen Tagen 53 Mal gehört.
"Sounds like somewhere" beginnt überaus tiefenentspannt mit einem gutmütigen Klavier, sanfter Akustikgitarre und einem Cello, das würdevoll seine Kreise zieht. Und dann kommen Lily & Madeleine – zunächst unisono, ab Sekunde 46 in herzerwärmenden Harmoniegesang übergehend. Auf einem Album, das so beginnt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und so ist es dann auch: "Nothing but time" wippt zu flottem Americana-Folkpop mit den Füßen, "Disappearing heart" zeigt schönste Balladenkunst im Fender-Rhodes-Panorama, "And tonight" fusioniert ein auffällig hübsches Streicherarrangement mit Akustikgitarre und "Spirited away" könnte locker jede Meditationsgruppe zum Schwärmen bringen. Dass die zweite Albumhälfte der bemerkenswerten Höhepunktdichte der ersten nicht ganz ebenbürtig ist, schmälert das Hörvergnügen keineswegs. Denn bereits nach einer imaginären Zigarettenlänge steht fest: Dieses Debüt ist deutlich mehr als nur Schall und Rauch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sounds like somewhere
- Devil we know
- Spirited away
Tracklist
- Sounds like somewhere
- Devil we know
- Nothing but time
- Spirited away
- Disappearing heart
- And tonight
- I've got freedom
- Come to me
- Lost upon the sea
- Goodbye to anyone
- Paradise
- You got out
Referenzen
Spotify
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