The Head And The Heart - Let's be still

Sub Pop / Rough Trade
VÖ: 25.10.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Aus zwei mach eins

Oftmals sind 90 Minuten für einen "Tatort" eine ziemlich zähe Angelegenheit, Ulrike Folkerts weiß das am Besten. Oftmals sind 90 Minuten gegen Bayern München eine äußerst lange Angelegenheit, jede Mannschaft jenseits von Borussia Dortmund wird das Gefühl kennen. Und manchmal können auch 47 Minuten eines Albums ungemein länglich wirken. So lange dauert es nämlich, bis sich "Let's be still" zum größten Song aufschwingt und im sechs Minuten langen "Gone" ein fantastisches Ende feiert. Warum nicht gleich so? "Let's be still" kränkelt vor allem daran, dass es mit seinen 13 Tracks nicht so recht anzufangen weiß, was es eigentlich möchte. Mit Namedropping macht man es sich manchmal zwar zu leicht, aber hier passt es wirklich: Vieles klingt wie eine Mischung aus dem Pop von Mumford & Sons, dem seltsam Tänzelnden von Arcade Fire und dem ruhigeren Folk von Ryan Adams. Das ist zwar des öfteren schön, aber eben auch nicht unbedingt nötig.

Zur Form läuft "Let's be still" erst immer dann auf, wenn The Head And The Heart dem Nuscheln und Drängeln von Charity Rose Thielen mehr Platz einräumen. Thielens leicht quäkelnde Stimme verleiht den ansonsten recht straff und gerade abgemischten Stücken noch eine letzte scharfe Kante. So kommt "Summertime" als leichtgewichtigere Version des großen "Sprawl II" daher, und auch wenn es die verquerte Grandezza des besagten Songs von Arcade Fire weiträumig umschifft, so ist es trotzdem zu den Highlights auf "Let's be still" zu zählen. Weiter entfernt vom Folk finden sich The Head And The Heart nicht mehr wieder. Selbst so ein einfacher Mundharmomika-Folk-Schunkler wie "These days are numbered" wird durch Thielen zu einem kleinen Ereignis. Schade eigentlich, dass die gute Frau so viel Zeit als zweite Harmoniestimme hinter Sänger Josiah Johnson verbringen muss.

The Head And The Heart versemmeln die Chance, sich mit "Let's be still" ein eigenes Gesicht zu geben, ihrem Sound eine eigene Handschrift zu verpassen. Stattdessen schippert das Sextett aus Seattle zu oft in den sicheren Gewässern von Mumford & Sons. Und wer will das wirklich noch, geschweige denn hören? So bleibt das trotz aller Kritik immer noch gute "Let's be still" hinter den Erwartungen zurück, die das Debüt "The Head And The Heart" vor zweieinhalb Jahren mit so lebendigen und viel Seele aufgefüllten Songs wie "Rivers and roads" schürte. Die Reise muss wieder zurück zu einem erdigeren und vor allem ganzheitlichen Sound führen. Etwas fürs geschundene Herz.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Summertime
  • These days are numbered
  • Gone

Tracklist

  1. Homecoming heroes
  2. Another story
  3. Springtime
  4. Summertime
  5. Josh McBride
  6. Shake
  7. Cruel
  8. Let's be still
  9. My friends
  10. 10,000 weight in gold
  11. Fire/fear
  12. These days are numbered
  13. Gone
Gesamtspielzeit: 53:25 min

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