Metallica - Through the never – Music from the motion picture

Blackened / Universal
VÖ: 20.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Und Klappe

Wenn es Attribute gibt, mit denen Metallica zu Recht noch nicht bedacht wurden, dann sind es zweifelsohne Understatement und falsche Bescheidenheit. Mit herkömmlichen Live-Alben zum Beispiel gibt sich die größte Marketing-Maschine des Heavy Metal schon längst nicht mehr ab – wer mag, lädt sich halt die unbearbeiteten Pultmitschnitte von der eigens eingerichteten Website herunter. Und wo andere Bands nette Tourdokus im Bonusmaterial der entsprechenden DVD verstecken, wird's bei Metallica abendfüllend: "Through the never" hat keinen geringeren Anspruch als den des Metal-Blockbusters. In 3D, mit Riesen-Marketing-Budget und allem sonstigen Pipapo. Lässt man allerdings die Lästerei sowie die ziemlich debile Rahmenhandlung des Films weg, bietet "Through the never – Music from the motion picture" durchaus beeindruckende Konzertimpressionen, die in der Tat so noch nicht auf der Leinwand zu sehen waren.

Metallica gehen also in die Vollen. Das ist auf diesem Soundtrack immer wieder hörbar, nicht zuletzt wegen des durchgehend komplett ausrastenden Publikums. Hier zischen Pyros, da krachen Kanonen, und dazwischen brettern sich die Kalifornier durch ein Old-School-Set, das sich gewaschen hat. Denn wie schon auf den ausgedehnten Touren zum letzten Studioalbum "Death magnetic" sowie als Bestandteil des "Big 4"-Pakets mit Anthrax, Megadeth und Slayer konzentrieren sich Metallica fast ausschließlich auf die Songs der ersten Band-Dekade, also von "Kill 'em all" bis zum berühmten schwarzen Album. Und wenn wie hier von den ersten vier Songs nach dem Morricone-Intro gleich drei von "Ride the lightning" stammen, gerät der Fan in Verzückung und die Halle in höchste Abrissgefahr.

Dass vom Rohrkrepierer "Load" sowie vom bestenfalls umstrittenen "St. Anger" kein einziger Song in der Setlist auftaucht, ist dabei nicht wirklich überraschend. Eher schon, dass auch "Death magnetic" nur mit "Cyanide" berücksichtigt wird – allerdings als Aufgalopp zu den phänomenalen "...And justice for all" und "Master of puppets" in höchst illustrer Gesellschaft platziert. Überhaupt "Master of puppets": Wenn einmal Aliens den Weg auf die Erde finden sollten, ist dies der Song, mit dem man das Phänomen Heavy Metal erklären sollte. Bahnbrechend, monumental, einzigartig. Wenn die Songauswahl Anlass zur Kritik geben kann, dann nur, weil aus unerfindlichen Gründen der eigentlich traditionelle Konzertabschluss "Seek and destroy" nicht vertreten ist, sondern statt dessen "Hit the lights" die Reste der Halle zusammenkehrt, bevor das instrumentale "Orion" den Abspann begleiten darf.

Zumindest was das reine Tondokument angeht, drehen Metallica also nicht ganz zu Unrecht das große Werberad. Zwar singt James Hetfield mehr als nur einmal reichlich kurzatmig, und bei so manchem Soundpatzer ist nicht ganz klar, ob dieser nun der Filmdramaturgie geschuldet ist oder nicht. Und dass mindestens beim Schlagzeug dezent im Studio nachgeholfen wurde, wird nicht nur am ziemlich fetten Drumsound klar. Denn sagen wir's mal so: Lars Ulrichs Fähigkeiten in puncto Timing sind normalerweise, nun ja, ausbaufähig. Im Grunde genommen ist das aber auch egal, denn "Through the never" – im übrigen erst das dritte offizielle Live-Album nach "Live shit: binge & purge" und "S & M" – zeigt Metallica von einer extrem spielfreudigen Seite, dabei hochprofessionell und routiniert. Und da die Songs eh über jeden Zweifel erhaben sind, soll Revolverschnauze Ulrich ruhig weiter trommeln. In jeglicher Hinsicht.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Creeping death
  • One
  • ...And justice for all
  • Master of puppets

Tracklist

  • CD 1
    1. The ecstasy of gold
    2. Creeping death
    3. For whom the bell tolls
    4. Fuel
    5. Ride the lightning
    6. One
    7. The memory remains
    8. Wherever I may roam
  • CD 2
    1. Cyanide
    2. ...And justice for all
    3. Master of puppets
    4. Battery
    5. Nothing else matters
    6. Enter sandman
    7. Hit the lights
    8. Orion
Gesamtspielzeit: 100:57 min

Im Forum kommentieren

Unklar

2016-11-23 07:58:39

"Ein x facher Qualitätsunterschied zur Load ist hier einfach unüberhörbar."

Ein "Es gefällt mir einfach weniger als das Black Album" wäre richtig und x-fach weniger peinlich gewesen.

Huhn vom Hof

2016-11-23 06:51:15

Aber "The Outlaw Torn" ist schon ein famoses Stückchen Rockmusik. Wenn der Song nach gut 5 Minuten etwas zur Ruhe kommt, den Hörer eine Weile "einlullt", und kurz darauf die Gitarre wieder hereinbricht...

Klar

2013-10-17 20:49:36

Und nehmen wir das eher zwiespältige Black Album.
Songs wie ..ach egal was ich hier anführe...

Don't Tread on me, Where ever i may roam,...egal.
Ein x facher Qualitätsunterschied zur Load ist hier einfach unüberhörbar.


Klar

2013-10-17 19:48:42

Nochmal für die ganzen Krtikkritiker der Load:

Es geht hier nicht um Härtegrad, Kopfschüttelfaktor, Trueness oder irgendein Argument, was ihr euch da aus dem Schädel schält.
Es geht um Qualität von Musik, und diese ist messbar, wenn man Vergleiche hat.

Ich habe mir Load nochmal intensiv angehört...und komme zum selben Ergebnis.
Diese Scheibe ist einfach, verglichen mit dem, was zu dieser Zeit und in kurzer Historie veröffentlicht wurde, einfach schlecht.

Metallica waren bis zum Black Album ziemlich unvergleichlich...obwohl das nicht stimmt.
Bay Area Bands wie Death Angel auf ActIII wussten schon den Faden innovativ weiter zu spinnen. Darum geht es aber nicht.
Warum ändert eine Band ihren Stil so dermaßen?
Und so gewöhnlich?
Soll "Until ist sleeps" eine Hommage an ein Jahrhundertsong wie AIC's "Angry Chair" sein?
Hatten Metallica noch in den eher schlechterern Momenten von Justice immer noch musikalische Achterbahnfahrten dabei, ist auf Load nur noch langweiliger Gleichklang zu hören.
Den Ansatz von Wüstensound haben sie von Masters of Reality, obwohl diese wesentlich innovativer zu Werke gingen.
Auch Stone Temple Pilots wussten mit groovigen Hardrock besser zu punkten.
Die immer wieder zitierte gesangliche Verbesserung Hetfields ist also, dass er fast jeder gelungenen Gesangslinie ein unfassbar und unhörbares Yeah...yehaaaaa, yehaaaaaaaaaaa folgen lässt?
Ne, gut ist was anderes.
Metallicas Frühwerke mussten sich keiner Konkurrenz stellen, weil diese einfach unnachahmlich waren.
Load muss sich Meisterwerken ala Soundgarden , COC, AIC, MoR,Down,Pearl Jam usw. stellen...allesamt Bands, die Metallica schon in ihren Proberäumen gehört haben.
Ich ziehe selbst eine unausgegorene Scheibe wie Blind von COC einem "Meisterwerk" ala Load vor und hätte von Metallica eher "Wiseblood" erwartet, vom Debut von Down ganz zu schweigen.
Aber Metallica kamen ja mit Load um die Ecke.
"Meisterwerk mit grandiosem Songwriting und fabelhaften Krtiken von allen wichtigen Zines auf dieser Erde".


EDVED

2013-10-13 14:26:52

Menschen sind halt einfach in der Masse blöd und schwer von Begriff - Bob Dylan wurde damals aufs Übelste beschimpft und auf den Konzerten ausgepfiffen, als er angefangen hat elektrisch verstärkt zu spielen, weil das als Verrat an den Folk angesehen wurde. Seine Konzerte waren ein einziges Pfeiffen und Buhen, gegen das er angespielt hat. Die Folkorientierte Musikpresse hat die Alben als Frechheit verrissen...
Heute werden Alben wie Bringing It All Back Home, Highway 61 Revisited oder Blonde on Blonde zurecht als absolute Meisterwerke angesehen. Die Geschichte um Load/Reload zeigt deutliche Parallelen

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