Lanterns On The Lake - Until the colours run
Bella Union / PIAS / Rough TradeVÖ: 04.10.2013
Den Bach runter
Das Leben ist ein Fluss. Und nicht immer fließt es stromlinienförmig bis an sein Ziel, sondern mäandert durch die Jahre, sucht sich neue Wege und tritt über die Ufer. Auf dem Weg zu ihrem zweiten Album machten Lanterns On The Lake aus Newcastle-upon-tyne die Erfahrung, dass auf dem Weg zur Mündung hin und wieder Sedimente hängenbleiben, liebgewonnenes zurückgelassen werden muss. Nach dem Debüt "Gracious tide, take me home" versagten Brendan und Adam Sykes die Weiterfahrt, stiegen aus und überließen die restlichen Mitglieder ihrem Schicksal. Mittlerweile wieder zu einem Fünfer angewachsen, stemmt sich Lanterns On The Lake auf "Until the colours run" gegen Wind und Wetter. Und das machen sie mit einer beeindruckenden Seelenruhe, auch wenn im Vergleich zu 2011 die See rauer und stürmischer geworden ist.
Die privaten Probleme der Mitglieder um die Umbesetzungen innerhalb der Band haben ihre Spuren hinterlassen. So fließt nicht alles auf "Until the colours run" so wunderschön gleichmäßig vor sich hin, verliert sich nicht in seinen traumhaft fragilen Soundgerüsten, wie die erste Single "Another tale from another english town", die sich nach einer vorübergehenden Eruption über 2 Minuten lang gemächlich zur Ruhe bettet. Ist nicht alles von einer traumwandlerischen Melancholie umweht wie das fast ausschließlich auf zartem Klavierhauch beruhende "Green and gold", das in dem zentralen Satz "This was the part where you picked up and started again" mündet. Das Licht am Ende des Tunnels ist das Leitmotiv dieser mit viel Herz und Zuneigung gefüllten Platte.
Selbst in den aufbrausenden Momenten dieses an emotionalen Zerreißproben eben nicht armen Albums, das ein wenig an die Spätphase der großen Aereogramme erinnert, als trotz zwischenzeitlicher Härte auch geschmust werden durfte, selbst in diesen Momenten treffen die Songs zuerst direkt ins Herz. Besonders die erste Hälfte schwelgt in sich groß aufbäumenden Soundbögen, die aber auch der Stille immer wieder eine Chance einräumen. Je weiter "Until the colours run" voranschreitet, desto mehr nimmt es sich zurück und desto hintergründiger wird der Sound, bis es sich mit marschierenden Drums in "Our cool decay" aus dem Diesseits verabschiedet. Und in das große Meer fließt, den Fluss des Lebens hinter sich lässt. Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Elodie
- The ghost that sleeps in me
- Green and gold
Tracklist
- Elodie
- The buffalo days
- The ghost that sleeps in me
- Until the colours run
- Green and gold
- You soon learn
- Picture show
- Another tale from another english town
- Our cool decay
Referenzen
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