Keule - Dick sein ist fett

Polydor / Universal
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kann ja mal vorpommern

Zum vierten Platz beim Bundesvision-Song-Contest 2013 hat es für Keule und Mecklenburg immerhin gereicht. Ach nein, Brandenburg. Kann ja mal vorpommern. Alles klar? Vorpommern! Nicht vorkommen. Niveau verinnerlicht? Dann steht "Dick sein ist fett", dem zweiten Album des Comedy-Duos nun nichts mehr im Wege. Sera Finale, ehemals auf Solo-Rap-Pfaden unterwegs, und Claus Capek, ehemals der Eine von der Band Ohne Namen, wagen einen weiteren Akt der klamaukigen und ordinären Persiflage auf die deutsche, kommerziell erfolgreiche Popkultur und deren aktuelle sowie ergraute Trends. Alles geht, nichts muss, hauptsache blöde.

Während mit "Ja genau" beim Raabschen Ländermusikausgleich bereits Markus' 1982-Nummer-Eins-Hit "Ich will Spaß" zum "Leider geil"-Trittbrett umfunktioniert wurde, verwursten die eigentlichen Berliner selbstredend Kraftklubs "Ich will nicht nach Berlin" zu einer platten Abrechnung mit der Yuppie- und Jetsetkultur, die sich allein durchs Kotzen in Textilöffnungen äußert. Dazu kramen die Zwei in "Blumen im Haar" alle Baumumarm- und Barfußlauf-Klischees zur Hippie-Bewegung aus dem Fips-Asmussen-Almanach und vergehen sich in "Menschen" auch noch am Reggae-Metier. Das alles kann einem ob der stupiden Stereotyp-Reiterei nur Gähner um Gähner entlocken. Auch die ansatzweise Cro-Parodie im Anglizismus-infizierten "Amazing" ist allerhöchstens als Skip-Empfehlung anzupreisen.

Neben den zumeist lausigen Texten mit Fremdschampotential helfen auch die omnipräsenten 08/15-Drum-Computer-Beats, unter dem scheinheiligen Deckmantel der "ganz neuen deutschen Welle", auch nicht zum Geraderücken der erzeugten Qualitäts-Schieflage. Da verwundert es dann doch, dass immerhin zwei namhafte Features auf "Dick sein ist fett" stattfinden. Sidos Lichtblick-Kollaboration in "Is doch geil so" und Marterias Auftritt in "Keiner kann was machen" müssen ob der restlichen Güte des Albums alten Seilschaften, verlorenen Wetten oder eben doch dem Wunsch nach mehr Humor in der deutschen Rap-Szene geschuldet sein. Letzteres ist ja auch durchaus wünschenswert, und dafür darf man unseretwegen auch gern den musikalischen Anspruch über Bord werfen. Wenn man aber gleichzeitig auch den Lachsack hinterher wirft, und versucht mit Wortspielen a la das "Andrea Berghain", den "LaFee-Latte" und "Peter foxteufelswild" zu punkten, ist das maximal so lustig wie der Moment, in dem man beim Küchenputz den Herd verrückt und feststellen muss, dass diesen Spalt zur Wand nebenan, wohl schon länger niemand mehr im Tageslicht gesehen hat. Der perfekte Stauraum für "Dick sein ist fett".

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Is doch geil so

Tracklist

  1. Bisschen
  2. Is doch geil so
  3. Dick sein ist fett
  4. Ja genau
  5. Keiner kann was machen
  6. Menschen
  7. Blumen im Haar
  8. Amazing
  9. V-Ausschnitt
  10. Hasenbraten
  11. Tschüssikowski
  12. Heike 3
Gesamtspielzeit: 41:35 min

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  • Keulen (21 Beiträge / Letzter am 12.10.2013 - 18:08 Uhr)