Of Montreal - Lousy with sylvianbriar

Polyvinyl / Cargo
VÖ: 11.10.2013
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nach der Rückkehr

Kevin Barnes setzt mit neuem Album nach dem dezent missglückten "Paralytic stalks" seinen Fuß erneut auf die musikalische Schaubühne. Jetzt ist er wieder da. Was geschieht nun nach seiner Rückkehr? Eigentlich nur Kopfschütteln. Leicht macht es "Lousy with sylvianbriar" keinem mit seiner seltsamen Fusion aus Songs, die in der Form – allerdings mit weniger Verve – auch von Becks stillem Meisterwerk "Mutations" stammen könnten und unerhörten Muzak-Orgien. Fort mit den Synthies sowie schepperndem Pomp und back to Indie im Fahrstuhlmodus. Barnes zieht die Handbremse eigentlich genau zur richtigen Zeit. Was schlussendlich allerdings herauskommt, lässt gewiss nicht die Unterhosen lüften vor Jubelei.

"Fugitive air" setzt einen knackigen Auftakt zwischen großen Stühlen, als hätte Beck auf Bob-Dylan-Cruisecontrol geschaltet. Klassisches Uptempo, windumgemähter Gesang, Slide-Gitarren mit dicken Sonnenbrillen, die dünnen Antennen wie Fäuste auf Retro-Sound gerichtet. Doch leider, ach leider, versackt schon "Obsidian currents" mit der Rasanz einer Wasserleiche im Fluss auditiver Belanglosigkeit. Natürlich wird Fahrstuhlmusik arg unterschätzt. Andererseits heißt sie nicht umsonst "Fahrstuhl"-Musik. Es ist schön, sie von Stockwerk zu Stockwerk zu genießen, wenn nichts zum Fummeln da ist, auf Platte aber braucht sie kein Mensch.

"Belle glade missionaries" kommt mit beschwingtem Blues und rettet, was zu retten ist. Geht doch. Die Ballade "Sirens of your toxic spirit" klingt, als hätten sich Kula Shaker noch einmal dazu bereit erklärt, gute Songs zu schreiben. Das unter dem großspurigen Titel laufende "Colossus" gibt den qualitativen Drive zugunsten eines monotonen Dahinplätscherns in hippiesken Gewässern jedoch wieder ab. Songs wie diesen hat Beck auf "Mutations" besser hinbekommen. Ebenso Chöre. Was "Triumph of disintegration" da an Hintergrund-"Uh-uh-uh"-Gedudel auffährt, lässt sich in einer gerechten Welt als ohrenbeleidigende Widerlichkeit beschreiben. Würde nicht nach Minute 1:18 ein grandios überraschender Rhythmus-Break kommen, der mit kleinen Piano-Tupfern repetiert wird, wären Hopfen und Malz verloren.

Mit "Amphibian days" wird sofort wieder gähnendes Easy Listening aufgefahren und erinnert mit seiner Gedankenverlorenheit stark an die Super Furry Animals. Doch was diese immer mit dem bestimmten Schuss Rum würzten, verkommt bei Barnes zu einem Leck kreativer Kapazitäten. "She ain't speakin' now" schafft dagegen den Spannungsbogen aus Langeweile und ansprechendem Weezer-meets-the-seventies-Refrain. Mit "Hegira émigré" wird der Wild Wild West und Saloon-Groove ausgeramscht, ob nun mitreißend oder in Mittelmäßigkeit versumpfend, bleibt dem Ohr der Hörerinnen und Hörer überlassen. Unzweifelhafte Highlights dieser steakdurchwachsenen Platte bilden das fragile, zärtlich von Rebecca Cash gesungene "Raindrop in my skull" und das in sich zwischen Hoffnung und Melancholie gespaltene "Imbecile rages". Wie gesagt, leicht macht es diese Platte keinem. Die nächste Rückkehr des Barnes jedoch muss funzen.

(Peter Somogyi)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Raindrop in my skull
  • Imbecile rages

Tracklist

  1. Fugitive air
  2. Obsidian currents
  3. Belle glade missionaries
  4. Sirens of your toxic spirit
  5. Colossus
  6. Triumph of disintegration
  7. Amphibian days
  8. She ain't speakin' now
  9. Hegira émigré
  10. Raindrop in my skull
  11. Imbecile rages
Gesamtspielzeit: 45:36 min

Im Forum kommentieren

Weird Olga

2015-06-03 16:45:42

Gerade erst entdeckt (Flohmarktkauf) und find's obergeil!

lalalup

2013-10-12 00:16:52

nach einem durchgang find ichs auch sehr gut, hissing fauna werden sie wohl nie uebertreffen koennen, aber ist trotzdem noch sehr gute musik.

Dorsett_Case

2013-10-11 14:13:06

Ich habe auch das Gefühl, dass der Rezensent die Band nicht mag. Zumindest kriegt er es stilistisch nicht hin, einen objektiven Eindruck zu vermitteln. Zu schreiben "das haben andere schon besser gemacht" finde ich bei einem Album, das bewusst als Reminiszenz angelegt ist auch ein
wenig unpassend. Vor allem weil es für mich gar nicht nach Beck klingt.
Für ich ein spannendes und abwechslungsreiches und endlich wieder zugängliches Album.

Gordon Fraser

2013-10-05 09:34:14

Satanic Panic in the Attic 8/10
The Sunlandic Twins 6/10
Hissing Fauna, Are You the Destroyer? 9/10
Skeletal Lamping 6-7/10
False Priest 8/10
Paralytic Stalks 4-5/10
Lousy With Sylvianbriar 7-8/10

Soup

2013-10-05 00:12:48

Remember Oliver "halbgare Hippiekacke" Ding.

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