
Claire - The great escape
Island / UniversalVÖ: 27.09.2013
Die Weggefährten
Viele Wege führen zu Claire. Wer den Talentschuppen "On3-Startrampe" verfolgt, kennt die Münchener Band, weil sie mit Mumford & Sons geschnackt und ihr erstes Video zu "Games" bestaunt hat. Wer sich jeden Auftritt der Kandidaten von "The Voice Of Germany" einprägt und sich noch daran erinnert, dass Xavier Naidoo einer Solokünstlerin namens Josie Claire Bürkle riet, sich eine Band zu suchen, weiß zudem, wer nun namensgebende Frontfrau besagter Band ist. Und wer Viva einschaltet, hat derzeit in jedem Werbeblock einen Song von Claire auf den Ohren, während junge Menschen in H&M-Klamotten auf einer besprayten Mauer sitzen oder sich in einer Wiese inmitten urbanen Lebens wälzen. Freiheit, die ich meine und so.
"Let's dream ourselves away", singt Bürkle sogleich im ersten Track "Broken promise land". Der gelebte Traum: weg aus dem Hier und Jetzt, so wie es der Albumtitel vorgibt. Claire meinen mit "The great escape" den Alltag, zwischenmenschliche Gefühlsausbrüche, das musikalische Schaffen, aber auch das Vertrauen in schlummernde Fähigkeiten. Die Münchener verpacken all das in gut produzierten Electro-Pop, den sie selbst aufgrund ihres kolorierten Vokabulars als Neon-Pop bezeichnen. Drums und Drumkits wechseln sich ab, Synthies und analoge Maschinen tun es ihnen gleich. Mal kurz überlegen, ob Deutschland schon einmal einen guten Electro-Pop-Export hervorgebracht hat? Eher nicht. Kraftwerk am einen Ende der Skala, Scooter auf der anderen und irgendwo dazwischen renommierte DJs wie Westbam, Sven Väth und Paul Van Dyk. Aber purer Electro-Pop? Der obliegt nun schambefreit dem Quintett.
Da lassen sich Claire für die Slow-Beat-Ballade "In two minds" auch gerne von The xx inspirieren. Einen kleinen Hinweis darauf geben schon die ersten Sekunden im Hintergrund der Vorabsingle "The next ones to come" – an sich ein prima Song, der noch besser funktionieren würde, hätte er auf das Text-Sample von Grandmaster Flashs "The message" verzichtet. Doch HipHop-Nuancen, wie sie auch "Hallowed ground" als Sprechgesang einarbeitet, sind die absolute Ausnahme. Zumindest stören sie weniger als die handgezählten 28 "Ooohs" über dem groovigen Titeltrack; und "Neon love" will auch nicht so recht zünden. Kommt eben vor, wenn man wie Claire ein wenig herumtüftelt.
25 Songs hatten sie zusammen für "The great escape", dann hat der Bauch Blinde Kuh gespielt, was das Gesamtbild aber keineswegs inkohärent macht. Claire hauen mit "Resurrection" schließlich noch einen stampfenden French-House-Clubtrack raus und sehen in "Pioneers" abtrünnigem Wave hinterher. Two Door Cinema Club hätten "Invincible" auch nicht besser hinbekommen, und "Overdrive" zeigt, dass Giorgio Moroder nicht nur Daft Punk im Gedächtnis geblieben ist. Apropos: Moroder hat inzwischen auch schon mit den Münchenern gearbeitet. Zugegeben: Er hatte es nicht weit von Südtirol nach Bayern, aber gefahren werden muss die Strecke dennoch erst einmal. Doch bekanntlich führen ja viele Wege zu Claire.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Broken promise land
- In two minds
Tracklist
- Broken promise land
- Games
- Pioneers
- The next ones to come
- Neon love
- Overdrive
- Invincible
- Hallowed ground
- A million drums
- The great escape
- In two minds
- Roll down run south
- Resurrection
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Demon Cleaner
2013-09-06 14:47:04
Hatte die beim Introducing-Festival live gesehen und waren echt gut.
Am 27.9. kommt jetzt das Debüt raus. Für die, die Chvrches, Imagine Dragons oder ähnliches mögen, sicher interessant. Stimme erinnert stark an I Blame Coco, nur dass die Musik besser ist. Auf der Homepage gibts schon mal die ersten zwei Singles mit Video, wobei ich von denen ganz leicht enttäuscht war (speziell vom "The Message" Zitat in "The Next Ones To Come"). Aber das kann schon was werden.
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