Yuck - Glow & behold
Fat Possum / Caroline / UniversalVÖ: 04.10.2013
Mit leichtem Gepäck
Im April 2013 spielte Daniel Blumberg, neben Max Bloom Co-Mastermind der beim selbstbetitelten Debüt allseits hochverehrten Yuck, das alte "Ich packe meine Koffer"-Spiel. Um sich fortan intensiver auf sein Soloprojekt Hebronix konzentrieren zu können, strich er die yuckschen Segel, sodass sich zum erstmals Blumberg-losen Zweitwerk "Glow & behold" nunmehr abschätzen lässt: Die kreisenden Effektgeräte, die Verzerrer-Vocals, die allermeisten Beats oberhalb der Schunkelmarke sowie letztlich den gesamten juvenilen Überdruck, der Yucks Debüt mit der notwendigen Portion Punk unterlegte – Blumberg hat all das mitgenommen, auch wenn er als Hebronix nicht mehr alle diese Felder bedient.
In der Folge schlenkert Yucks Musik jetzt überall dort, wo sie zuvor zerrte und biss. Und das durchweg ausgeglichen, denn sicherlich hat man es auch bei den verbliebenen vier Mitgliedern immer noch mit äußerst versierten Songwritern zu tun – und auf "Glow & behold" zudem mit einigen durchaus großen Momenten, die jedoch wie Strandgut über die Platte verstreut liegen. Zu eben diesen Glanztaten zählen gewiss der instrumentale Einstieg "Sunrise in Maple Shade" sowie dessen spätere Auflösung ins Zwielicht eines vollkonstanten Instrumentaltracks – ganz wunderbar vor sich hin tränende Flageoletts sowie, zumindest laut Songtitel, China-Becken inklusive. Expertendeppen werden zudem goutieren können, dass sich dieses Album-Intro recht präzise aus dem Basslauf von Teenage Fanclubs "December" und der Minimalton-Melodie aus Mogwais "Small children in the background" zusammenbaut – Trompetenelegie, zumindest laut Höreindruck, inklusive.
Eben diese instrumentalen Schlaglichter erzeugen nun aber auch ziemlich lange Schatten, in denen sich große Teile von "Glow & behold" bestenfalls versteckt halten, um nicht zu sagen: vor lauter Sekundenschlaf und Nachtblindheit an den eigenen Karren fahren. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Yuck auch auf Albumlänge eben jene Trompete stets dann bemühen, wenn sie selbst nicht mehr wissen, wie sie aus all dem British-Folk-Geschunkel noch irgendetwas emotional Zählbares mitnehmen können. Zum anderen passt Blooms Stimme in all ihrer Schlichtheit zwar perfekt zu Yucks neuerworbener Unaufgeregtheit – aber damit geben sich eben lediglich zwei Handicaps die Klinke in die Hand.
Nun wäre all das vielleicht (noch) viel weniger der Aufregung wert, wenn Yuck mit "Middle sea" nicht doch noch einen absolut hervorragenden Melancholie-Indierocker mitten ins Album stanzen würden. Hier blinkt er fortan einsam vor sich hin, als große Referenz an Swervedriver-Effekte zu Yo-La-Tengo-Midtempo und einem vorwärtsstrebenden Beat – und selbst die Trompete kommt mit einem Mal sehr zupass. Das folgende "Rebirth" schleppt den Shoegaze noch ein wenig weiter, zuckelt diesmal jedoch auf Lush-Gitarren souverän ins Ziel. Und die Großstadtdepression von "Somewhere" resoniert derart geschmeidig durch die Häuserschluchten, dass Yuck letztlich gar ein Song-Dreigestirn als Paradebeispiel im Zentrum ihrer Platte stehen haben. Das Drumherum macht allerdings auch sehr deutlich, dass sie selbst nicht so recht wissen, wie genau das eigentlich passiert ist, was man weiterhin damit anfangen sollte oder eventuell gar daraus lernen kann. Nun, auf gepackten Koffern sitzt "Glow & behold" in all seiner aufreizenden Gelassenheit ganz gewiss nicht. Stattdessen heißt es viel zu häufig: "Fährst Du rückwärts an den Baum, verkleinert sich der Kofferaum" – was zwar die Verluste schmälert, zugleich aber die Angriffsfläche vergrößert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sunrise in Maple Shade
- Middle sea
- Somewhere
- Twilight in Maple Shade (Chinese cymbals)
Tracklist
- Sunrise in Maple Shade
- Out of time
- Lose my breath
- Memorial fields
- Middle sea
- Rebirth
- Somewhere
- Nothing new
- How does it feel
- Twilight in Maple Shade (Chinese cymbals)
- Glow & behold
Referenzen