Weekend - Am Wochenende Rapper
Chimperator / Groove AttackVÖ: 30.08.2013
Glück auf und ab!
Rein objektiv hätte keiner ein besseres Drehbuch schreiben können. Jochen Gedwien über Christoph Wiegand. Ein Ur-Schwarzgelber als Rezensent über einen bekennenden Blauen als Musiker. Ein Dortmunder schreibt über einen West-Herner, pardon, Gelsenkirchener. Ja, schönen Dank auch an den für die Themeneinteilung verantwortlichen Chefredakteur der Plattentests.de-Schmiede Eures Vertrauens. Aber keine Sorge, liebe Nichtfußballer, ein stadionkompatibles Rumgepöbel wird es an dieser Stelle nicht geben. So verlockend die Versuchung auch sein mag. Doch das 27-jährige Kind des Ruhrpotts bietet als Weekend auf seinem Debütalbum auch nicht allzu viel Angriffsfläche für derartiges Ablästern. Dafür ist "Am Wochenende Rapper" hier und da einfach zu gut geworden.
Zudem ist Weekend einer, der die Kunst des Ballflachhaltens bestens beherrscht. Sympathisch. "Ich bin kein Rapper / Ich bin jemand wie Ihr / Hatte noch nie mit einer Plattenfirma telefoniert / Und sollte nie die große Knete kassieren / Alles was ich wollte, war nur einmal auf 'nem Festival spielen", gibt er sich im retrospektiven Eröffnungstrack bodenständig und stolz auf seine musikalischen Anfänge zwischen Jugendfreizeitstätten und Videobattle-Turnieren. "Und vielleicht hol' ich mir jetzt meine Belohnung ab / Weil ich den Hunger all die Jahre nicht verloren hab / Und wenn es doch nicht klappt, dann hat es Bock gemacht / Und wir gehen wieder zurück dahin, wo es begonnen hat." Eine realistischere Selbsteinschätzung hat es in der Rap-Szene wohl selten zuvor gegeben. Jedoch kommt man auch nicht umhin, im Verlauf der 15 Stücke festzustellen, dass sich der Teilzeitsozialarbeiter in seiner Rolle durchaus wohl fühlt und sie öfter, als es eigentlich sein müsste, zwischen Koketterie und Selbstironie zum Thema macht.
"Doch inzwischen schreiben Medien und reden von 'nem Hype / Sie behaupten, die Karriere gehe steil / Wovon redet Ihr da bloß? Ich versteh' nicht, was Ihr meint", posaunt Wiegand im gut nach vorne gehenden "Fckwknd" in die springende Menge. Natürlich weiß er das. Festivalauftritte, ausverkaufte Clubshows, allerbeste Verkaufszahlen und dazu ein Plattenlabel, über das zuletzt ein süddeutscher Pandabär nicht gerade erfolglos agieren konnte. Gepaart mit Weekends Gespür für knackige Reime und gewandten Wortwitz sieht das Ganze gar nicht mal so schlecht aus. Zwischen chilligen Songs wie dem trägen "Life is a bitch" oder auch "Sommer meines Lebens", radiotauglichen Hits à la "Schatz, Du Arschloch!" und Schmunzelnummern der Marke "Praktikum als Gangster" und "Rolf" lässt Weekend auf Albumlänge allerdings das gewisse Etwas vermissen. Dort, wo man sich etwas Überraschendes und Abwechslungsreicheres gewünscht hätte, zieht es sich dann schon mal etwas und wiederholt sich unnötigerweise. Bekommt er das auch noch in den Griff, dann, ja dann ... vielleicht irgendein Schlusssatz mit "Meister der Herzen"?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Zurück dahin
- Fckwknd
- Schatz, Du Arschloch!
Tracklist
- Zurück dahin
- Geheime CD
- Fckwknd
- Schlechter Star
- Life is a bitch
- Z.B.
- Schatz, Du Arschloch!
- Praktikum als Gangster
- Einer für alle
- Muskeln sind hässlich
- Unbedacht
- Applaus
- Rolf
- Ich weiß wie das ist
- Sommer meines Lebens
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Vampire Weekend - Only God was above us (104 Beiträge / Letzter am 02.10.2024 - 21:50 Uhr)
- Shiiine On Weekender 2024 (1 Beiträge / Letzter am 13.04.2024 - 10:42 Uhr)
- Vampire Weekend - Father of the bride (173 Beiträge / Letzter am 29.03.2024 - 19:36 Uhr)
- Vampire Weekend - Contra (227 Beiträge / Letzter am 29.03.2024 - 11:28 Uhr)
- Bloc Party - A weekend in the city (1009 Beiträge / Letzter am 20.03.2024 - 12:06 Uhr)
- Drug Couple - Stoned weekend (4 Beiträge / Letzter am 19.03.2024 - 16:06 Uhr)
- Wolf Alice - Blue Weekend (54 Beiträge / Letzter am 23.11.2022 - 08:46 Uhr)
- Vampire Weekend live (1 Beiträge / Letzter am 19.07.2019 - 20:59 Uhr)
- Rolling Stone Weekender 2018 (10 Beiträge / Letzter am 12.03.2019 - 08:52 Uhr)
- Maximo Park, The Drums, Vampire Weekend und co. Die ehemaligen Indie-Hoffnungen und warum sie heute (44 Beiträge / Letzter am 30.05.2018 - 17:55 Uhr)
- Warum sollte man nur noch Vampire Weekend hören? (6 Beiträge / Letzter am 07.01.2018 - 20:55 Uhr)
- Weekend - Keiner ist gestorben (3 Beiträge / Letzter am 31.10.2017 - 08:57 Uhr)
- Flinn - The lost weekend (2 Beiträge / Letzter am 20.05.2017 - 23:20 Uhr)
- Weekend Memorable - Bored Aircraft And The Sinful Jackal (5 Beiträge / Letzter am 09.03.2017 - 09:15 Uhr)
- Was haltet ihr von Vampire Weekend? (26 Beiträge / Letzter am 18.08.2016 - 14:08 Uhr)
- Vampire Weekend - Modern vampires of the city (172 Beiträge / Letzter am 21.05.2016 - 17:00 Uhr)
- Weekend - Für immer Wochenende (1 Beiträge / Letzter am 13.05.2015 - 23:07 Uhr)
- RollingStone Weekender (20 Beiträge / Letzter am 12.11.2014 - 11:07 Uhr)
- Disneys the Weekenders (13 Beiträge / Letzter am 20.12.2013 - 17:20 Uhr)
- Rolling Stone Weekender 2013 (14 Beiträge / Letzter am 27.11.2013 - 16:10 Uhr)
- Porcelain Raft - Strange weekend (7 Beiträge / Letzter am 01.03.2012 - 01:21 Uhr)
- Rolling Stone Weekender 2011 (28 Beiträge / Letzter am 23.11.2011 - 18:59 Uhr)
- Vampire Weekend München (2 Beiträge / Letzter am 16.11.2010 - 20:54 Uhr)
- Vampire Weekend - Vampire Weekend (177 Beiträge / Letzter am 25.08.2009 - 11:16 Uhr)
- Vampier Weekend - Neues Album (12 Beiträge / Letzter am 27.04.2009 - 03:18 Uhr)
- Lost Weekend live (1 Beiträge / Letzter am 01.12.2008 - 20:05 Uhr)
- The Ark - Prayer for the weekend (23 Beiträge / Letzter am 26.09.2007 - 23:02 Uhr)