Touché Amoré - Is survived by
Deathwish / IndigoVÖ: 27.09.2013
Brutal ehrlich
Abstreiten hat keinen Sinn. Touché Amoré haben 2011 mit ihrem verflixten zweiten Album einen Meilenstein des modernen Hardcore aufgenommen. "Parting the sea between brightness and me" war ein 20-minütiger Tritt in die Magenkuhle, die sprichwörtliche Tour de Force: unerbittlich, vollkommen kompromisslos und ohne Firlefanz. Schon damals hatte Hardcore ein mittelgroßes Hoch, das bis heute anhält. Und trotzdem stachen Touché Amoré weit sichtbar heraus. Auf dem Nachfolger versucht die Band zum Glück nicht, sich selbst zu toppen. Aber so, wie sie auf "Is survived by" aufspielt, könnte das in Zukunft auf jeden Fall passieren.
Um es konkret zu machen: "Is survived by" ist ein nicht ganz so genialer Dampfhammer wie sein Vorgänger. Es ist das Album, das dabei herauskommt, wenn eine Band eine Platte wie "Parting the sea between brightness and me" überlebt. Statt sich zu wiederholen, reflektieren Touché Amoré das bisher Erlebte, was Jeremy Balm in "To write content" ganz direkt so formuliert: "I won't fake what is expected / To succeed with album three". Bei manch anderer Band würde so ein Satz wohl ein bisschen platt klingen. Bei Touché Amoré zeugt er vom manchmal brutalen und immer brutal ehrlichen Kampf mit sich selbst, der auch schon auf ihrem Debüt "To the beat of a dead horse" ein Motiv war.
Musikalisch findet das seinen Ausdruck in Songs, die jeder für sich schon ein bisschen mehr Raum zum Atmen haben als zuletzt. Zwischen die Gitarrenabfahrten mischen sich immer wieder knappe Melodiebögen, die zum Beispiel den Einschlag von "Kerosene" ein wenig abdämpfen. Ab und zu ist Platz für die eine oder andere großzügige Bridge, weil drei Minuten kein Tabu in Sachen Songlänge mehr sind. "Social caterpillar" etwa eröffnet sich solche Räume und nimmt ein paar ausgedehnte Strophen gleich mit.
So ist diese Platte mit einer knappen halben Stunde tatsächlich weniger dicht als "Parting the sea between brightness and me", aber genauso mitreißend und auf ihre eigene Weise immer noch ein Stückchen besser als alles andere. Da entpuppt sich "Non fiction", der zweitlängste und ruhigste Song, sogar als einer der besten. Die instrumentale erste Hälfte fängt langsam an zu brodeln, ohne in Beliebigkeit zu verfallen, und dann setzt Bolms Gesang ein, jede Zeile eine Hymne des leidenschaftlichen Pessimismus. Das Überrumpeltsein fehlt diesmal, die Wucht ist aber wieder da. Auch das lässt sich nicht abstreiten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Just exist
- To write content
- Non fiction
Tracklist
- Just exist
- To write content
- Praise / love
- Anyone / anything
- DNA
- Harbor
- Kerosene
- Blue angels
- Social caterpillar
- Non fiction
- Steps
- Is survived by
Im Forum kommentieren
diggo
2023-09-27 19:17:15
Ich mochte das „Original“ sehr und bin bei „Remasters“ grundsätzlich skeptisch, da sich das immer etwas nach Geldmacherei anhört. Hab mir aber gerade die beiden „Is Survived By“ nacheinander angehört. Die neue Version klingt tatsächlich deutlich besser.
Autotomate
2023-09-26 17:02:19
Quellenangabe für den kursiven Teil vergessen: Visions.de
Autotomate
2023-09-26 17:01:21
Hier gibt es folgende Begründung dafür:
Zum Jubiläum hat die Post-Hardcore-Band das Album komplett remastern lassen, vor allem weil Frontmann Jeremy Bolm laut eigener Aussage selbst nie zufrieden mit dem Sound war. Dafür haben sie sich das Produzententeam Brad Wood und Emily Lazar an Bord geholt, die auch für den Mix von “Stage Four” verantwortlich waren. Bolm erläutert dazu: “Ich hab mich immer sehr schwer damit getan, wie diese Platte klingt. Als wir Brad mit dem Remix beauftragt haben, gab ich ihm die Anweisung, die Platte mehr nach ‘Stage Four’ klingen zu lassen […]. Er hat einen Mittelweg gefunden, bei dem sich alles gegenseitig ergänzt und es insgesamt viel klarer klingt.” Bolm soll außerdem durch das Remastering selbst neue Freude an den Songs gefunden haben: “Es fühlt sich fast an, als würde ich die Songs zum ersten Mal hören.”
Grundsätzlich stimme ich dir aber zu. Und Brad Wood hat ja sogar selbst die originale Version produziert, nur das Mastering hat nicht Emily Lazar gemacht. So im Nachhinein dran rumzuschrauben, nur weil man nicht 100 pro zufrieden ist, finde ich auch schwierig. Ähnlich letztlich wie diese recht überflüssige Neueinspielung von "…To the Beat of a Dead Horse" vor ein paar Jahren.
fakeboy
2023-09-26 16:18:57
Was für eine unendlich doofe Entwicklung, dass nun ständig Alben remastered werden, die nur ein paar Jahre alt sind... Hat einzig und allein damit zu tun, dass man dadurch einen "neuen" Release auf den Streaming-Plattformen hat. Meistens stimmt dann aber dort das Release-Jahr nicht mehr und die Flut an Veröffentlichungen wird immer unübersichtlicher.
Affengitarre
2023-09-26 14:45:55- Newsbeitrag
Für den 19. Januar wurde "Is Survived By (Remixed/Remastered) angekündigt.
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