Placebo - Loud like love

Vertigo / Universal
VÖ: 13.09.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Endlich angekommen

Placebo können auch anders. Nämlich ziemlich platt. Denn einen Text wie "Too many friends" hätte man dem Bowie-Fan Brian Molko in diesem Leben nicht zugetraut. Ungelenk singt er da über Facebook und die drohende Selbstverstümmelung in der sozialen Ecke des Internets. Und dann dieser Refrain! Schüttelrock zum Zähneziehen. Keine Frage: Die Vorzeichen für das siebte Studioalbum dieses mittlerweile ziemlich milden Trio Infernal standen schlecht. Molko, Stefan Olsdal und Steve Forrest hatten für ihr Album "Loud like love" aber zum Glück dann noch ein paar gute Ideen in der Hinterhand.

Die beste dieser Ideen war wohl, Bret Easton Ellis fürs Schreiben des Skripts zum Video der Quatsch-Single "Too many friends" zu buchen. Und gut war auch die Idee, die triste Piano-Ballade "Bosco" ans Ende dieser doch irgendwie knackig geratenen Power-Pop-Platte zu stellen. Ein dramatisches Ende, das schemenhaft an das geisterhafte "Twenty years" erinnert und dazu noch ein waghalsiges Phil-Spector-Arrangement draufpackt. Klingt fast wie früher, als die Band aus der Londoner Schattenwelt ihren Düster-Pop zum ersten Mal ans Sonnenlicht zerrte. Der schwülen Synthie-Walzer "Hold on to me" ist dann auch noch einer der besten Songs der Band seit Ewigkeiten und auch das traurige "A million little pieces" hallt lange nach.

Das Konzept dieser Platte ist schnell durchleuchtet: Hier geht's um die Liebe. Und Placebo wühlen dafür nicht nur in den dunklen Kellerräumen ihrer gepeinigten Seelen, sie wandern auch mal ans andere Ende, dort wo die Sonne scheint. Und genau das zeigt auch schon die seltsam entrückte Farbexplosion des Covers an. Steht der Band nicht besonders gut, macht aber durchaus Sinn. Schließlich kämpften Placebo stets gegen eine drohende Stagnation an. Und dieser durchaus freundlich gestimmte Grundton von "Loud like love" ist zumindest nicht kitschig.

Am besten ist die Band immer dann, wenn's richtig fies schmerzt und die Teenage Angst existentiell wird. Gut funktioniert das im Eröffnungssong und im Abschluss des Albums, wenn Molko keift und resigniert, wenn er leidet und wie die elegische Fabelfigur Gollum in den Himmel blickt. Und das ist mehr, als man von dieser Band zu diesem Zeitpunkt noch erwarten konnte. Schließlich sind die Band-Protagonisten Molko und Olsdal jenseits der 40 und wer kann sich da schon noch an seine Existenz als gesellschaftliche Randfigur erinnern? Placebo sind ready für die Rock and Roll Hall of Fame.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Loud like love
  • Hold on to me
  • Bosco

Tracklist

  1. Loud like love
  2. Scene of the crime
  3. Too many friends
  4. Hold on to me
  5. Rob the bank
  6. A million little pieces
  7. Exit wounds
  8. Purify
  9. Begin the end
  10. Bosco
Gesamtspielzeit: 47:27 min

Im Forum kommentieren

MopedTobias (Marvin)

2023-12-08 18:52:02

Ich mag den Opener auch echt gern, zuckriger Stadion-Rock, aber irgendwie geil. Sonst stimme ich zu, wobei ich "Purify" sehr wenig abgewinnen kann.

Felix H

2023-12-08 18:04:21

Wie viel besser die zweite Hälfte einfach ist. Meine vier Lieblingssongs sind dort ("Purify" ist nicht dabei, aber der bessere der beiden aggressiveren Rocksongs). Da kommt höchstens noch der Titeltrack ran.
Beim Vorgänger ist es gerade umgekehrt: Da fällt vor allem das letzte Drittel (exklusive Closer) ab.

didz

2022-03-31 23:03:57

auch textlich viel besser als der rest des songs.
hab mal gegoogelt, fast jede seite oder lyricvideo hat die lyrics von der passage falsch.
falls es jemanden interessiert:

"and if ever i suspect that in your head
you're somewhere else or you are faking

or maybe you don't think of me at all

and if ever you conspire to woo another
i will not be forsaken

beware the very hell and all its fury
if i am scorned, scorned"

aber was mir in den letzten tagen mit placebo wieder auffällt, musikalisch is das meißtens echt extrem toll und von der melancholie und atmosphäre genau mein ding, aber textlich is einfach zu selten was dabei was mich wirklich packt, mit dem ich mich 100%ig identifizieren kann, was mich berührt. weiss nich, obwohl ich alle alben hier im regal stehen hab, irgendwas fehlt das ich sagen würde ich hab sie wirklich inz herz geschlossen.

The MACHINA of God

2022-03-31 22:01:57

perfektes beispiel is "rob the bank". das aufzählen der städte is doof und total unspektakulär, aber dann kommt die passage 1:37 bis 2:30, und verdammt das is für mich die beste stelle des albums.

Guter Punkt. Die Strophe besonders inklusive Text ist echt eher anstrengend, aber wenn der loslegt, geht es echt gut ab.

didz

2022-03-31 20:51:10

auch mal wieder gehört. das album wirkt irgendwie sehr fragil und gleichzeitig auch an vielen stellen absolut umwerfend.
perfektes beispiel is "rob the bank". das aufzählen der städte is doof und total unspektakulär, aber dann kommt die passage 1:37 bis 2:30, und verdammt das is für mich die beste stelle des albums.
wenn ich so drüber nachdenk...eigentich is für mich die einzige richtige schwachstelle "too many friends", und selbst das is kein totalausfall.
auch "scene of the crime" is bei mir locker ne 7...von "million little pieces", "loud like love", "exit wounds" und "begin the end" brauchen wir gar nich reden, alles hits.
gibt generell viele tolle stellen und übergänge, gefühlt mehr als bei den meißten ihrer anderen alben. zb noch 1:52 bis 1:54 bei "exit wounds", die drums im hintergrund von "begin the end" die ein wenig unruhe reinbringen, 3:01 bis 3:04 bei "bosco", die ersten 20 sekunden von "loud like love", ab 2:16 bei "hold on to me" wo danach im übergang due streicher einsetzen...alles toll.
joa, also...ich glaub ich bin echt unterm strich bei ner 8, unerwarteter weise :-D




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