Tricky - A ruff guide

Island / Mercury / Universal
VÖ: 27.05.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Glory box

Ist es der Blick zurück im Zorn? Trickys phänomenales Debüt "Maxinquaye" stellte mit Portisheads zeitgleich erschienenem "Dummy" die Blaupause für das dar, was künftig TripHop genannt werden sollte. Die folgenden Scheiben des Meisters verstiegen sich jedoch in düsteren Machenschaften und oftmals unzugänglich erscheinenden Songfetzen. Die schleppenden Beats erschienen so weit wie nur möglich von Eingängigkeit entfernt. Seltene Melodien erstickten an wirren Schachtelungen. Es ist nicht ganz klar, ob Trickys ehemaliges Plattenlabel allzu traurig darüber ist, den grummelnden Bastler los zu sein.

Nichtsdestotrotz bietet ein solcher Anlaß natürlich immer die willkommene Chance, noch ein paar Euro aus den Hinterlassenschaften herauszuquetschen: Ein "Greatest hits"-Album muß her. So wird es für die Menschen beim Label Zeit, sich ihren Vorurteilen über Adrian Thaws' sperrige Songs zu stellen. Kaum jemand wagte sich bislang, inmitten des musikgewordenen Sodbrennens nach Ohrwürmern zu buddeln. Wußte man doch, daß Trickys Gewürm eher im Gehör nagt und kratzt als den Ohren zu schmeicheln. Die vergrabenen Melodien fördert meist nur das Skalpell zutage, und man will sich ja das schicke Hemdchen nicht besudeln. Aber wie es Vorurteile nun mal so an sich haben, darf man auch diese getrost in die Tonne kloppen.

Natürlich ist auch die Zusammenstellung der zugänglicheren Momente des Bristolers keineswegs einfach. Wer Leichtverdauliches erwartet, ist bei Tricky eh völlig falsch. Die hellere Seite der Nacht aber, auf der er Gäste wie Terry Hall, Alison Goldfrapp oder im grandiosen "Broken homes" PJ Harvey begrüßen durfte, spuckt einem nicht mehr ganz so mißmutig in die Suppe. Dort donnert er mit Langzeitparnerin Martina ein heiseres "Black steel" heraus oder haucht mit Cypress Hills DJ Muggs zu gebrochenen Gitarren.

Ja, "A ruff guide" kann tatsächlich mit einer ganzen Reihe Hits aufwarten. Und nicht nur in den sechs Beiträgen des Debüts, welches beinahe selbstverständlich den Löwenanteil stellt, blitzt die Genialität des Pop-Erneuerers auf. Natürlich stellen die 17 Beinahe-Popsongs den Künstler Tricky, der sich ja vor allem in der Abseitigkeit auslebt, nur unzureichend dar. Zerbrechliche Augenblicke wie "Makes me wanna die" oder "Wash my soul" und zerfurchte Monumente wie "Overcome" oder "Ponderosa" lassen die Größe seines Schaffens dennoch erkennen. Und wer es bis jetzt noch nicht begriffen hat: "Hell is around the corner", und auch Satans Ghettoblaster braucht gelegentlich neues Futter.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Black steel (Radio edit)
  • Broken homes (feat. PJ Harvey)
  • Hell is around the corner

Tracklist

  1. Aftermath (Version one)
  2. Poems (Edit) (with Terry Hall)
  3. For real (with DJ Muggs & Grease)
  4. Black steel (Radio edit)
  5. Pumpkin (Edit) (with Alison Goldfrapp)
  6. Broken homes (feat. PJ Harvey)
  7. Wash my soul (with DJ Muggs)
  8. I be the prophet (with drums)
  9. Makes me wanna die
  10. Tricky kid
  11. Scrappy love (with DJ Muggs)
  12. Ponderosa (Original 7" edit)
  13. Christiansands
  14. Hell is around the corner
  15. Singing the blues
  16. Bubbles (with Terry Hall)
  17. Overcome
Gesamtspielzeit: 66:37 min

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