No Ceremony/// - No Ceremony///

NOC/// / PIAS / Rough Trade
VÖ: 06.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wasfürnding?

"Ichhabausversehendievasekaputtgemacht ... 'tschuldige, Mama." Manchmal klingen Dinge weniger schlimm, wenn man sie einfach schnell dahinnuschelt. Kinder sind da Experten. Ob No Ceremony/// Ähnliches erreichen wollen, indem sie sich in den Songtiteln ihres Debütalbums die Leerzeichen sparen? Möglich wäre es, immerhin sind "Hurtlove", "Feelsolow" oder "Warsongs" nicht unbedingt positiv konnotierte Wortgebilde. Die Musik dahinter klingt auf eigenwillige Art und Weise ebenfalls wenig glücklich. Verpackt in ein Elektropop-Kostüm aus Drumcomputer und Synthesizern, durchzogen von Gitarren- und vor allem Klaviertönen – zunächst nicht besonders ungewöhnlich. Die aufwändig bearbeitete Stimme von Sängerin Victoria und vor allem eine sehr eigene, unterkühlt-melancholische Stimmung sorgen aber für Wiedererkennungswert und lassen schließlich an ein ganz bestimmtes anderes Musikprojekt denken: Purity Ring. Vor allem wegen des kaum ähnlichen Sounds ist dieser Vergleich vielleicht nicht der Offensichtlichste, drängt sich aber doch immer wieder auf, ist er erst einmal gezogen. Und waren es nicht Purity Ring, die auf ihrem Debütalbum "Shrines" im vergangenen Jahr ebenfalls eine gewisse Leerzeichen-Phobie zur Schau stellten?

Genausowenig wie mit Leerzeichen haben es No Ceremony/// mit Rampenlicht und Selbstinszenierung. Über das Trio aus Manchester ist kaum mehr bekannt als die Vornamen, das öffentliche Interesse soll ganz klar der Musik und nur der Musik gelten. Gut, dass die sich nicht hinter großer Show oder Drogenskandalen verstecken muss: "No Ceremony///" klingt zwar häufig recht introvertiert, ist aber dennoch so eingängig, wie es sich für guten Pop gehört und ist außerdem schön nachdenklich – im besten Sinne. Die Tanzbarkeit hat da nur selten das letzte Wort, gehört aber doch meistens irgendwie dazu. "Hurtlove" beispielsweise öffnet mit einfachen Pianoakkorden, darüber blubbern Stimmfragmente, und es dauert ein wenig, bis die Bassdrum einsetzt und Füße wippen lässt – das aber letztendlich recht zuverlässig. "Feelsolow" beginnt ebenfalls mit ruhigem Piano, der Beat geht es dann aber erheblich schneller an, und die Synthesizer im Refrain treiben endgültig auf die Tanzfläche.

Damit ist "No Ceremony///" dort angekommen, wo sich das Album am wohlsten fühlt: beim entspannten Tanzen ohne Vollrausch und ohne Zwänge. Dort, wo auf Partys ein gutes Gespräch mehr wert ist als der Rekord im Dauerhüpfen. Entsprechend klingen die neun Songs ehrlich und gehen sparsam mit großen Gesten um. Wie die Menschen dahinter ticken, weiß zwar keiner, aber sympathisch sind sie bestimmt. An diesem Eindruck kann auch das prollige Solo von Pixies-Gitarrist Joey Santiago in "Heartbreaker" nicht kratzen, das zudem erstaunlich gut ins Bild passt. Als zweiter Gast verleiht der Singer-Songwriter James Vincent McMorrow "Awayfromhere" eine besondere Note. Seine Stimme erreicht zwar ähnliche Höhen wie die von Sängerin Victoria, bleibt aber gänzlich unbearbeitet. Auch das macht "Awayfromhere" zu einem der melancholischeren Stücke des Albums. Nachdenklich, introvertiert, schwermütig – "No Ceremony///" ist all das, aber niemals deprimierend. Denn was alle Songs gemeinsam haben, sind große Melodien, die auch dunkle Bilder strahlend schön in den Himmel malen. Da darf man schon mal ins Nuscheln verfallen, auch aus purer Euphorie: "Hachmenschisdasschön!"

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hurtlove
  • Feelsolow
  • Heartbreaker (feat. Joey Santiago)
  • Partofme

Tracklist

  1. Hurtlove
  2. Feelsolow
  3. Heartbreaker (feat. Joey Santiago)
  4. Warsongs
  5. Awayfromhere (feat. James Vincent McMorrow)
  6. Holdonme
  7. Partofme
  8. Deliverus
  9. Heavyhour
Gesamtspielzeit: 32:15 min

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