The Neighbourhood - I love you.

Sony
VÖ: 06.09.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Heimlich, still und leise

Es ist nie verkehrt, einen genauen Plan und konkrete Vorstellungen zu haben. Ob die sich dann auch tatsächlich in die Tat umsetzen lassen, sei zunächst einmal dahingestellt. Die Hauptsache ist doch, dass man weiß, was man will. Die Frage konnten The Neighbourhood von Anbeginn ihres musikalischen Schaffens recht zügig für sich beantworten. Möglichst viel Verwirrung und wenig Informationen waren bereits im vergangenen Jahr die Hauptkomponenten eines Masterplans, der bis dato aufzugehen schien. "Wer ist diese amerikanische Band mit dem britisch geschriebenen Namen?", lautete nur eine von vielen Fragen, als in 2012 ein Song namens "Female robbery" durch das Internet geisterte und zu gefallen wusste. Die im nächsten Schritt kostenlos veröffentlichte EP "I'm sorry" gab dem Mysterium um die Band weitere Nahrung. Zwischenziel erreicht.

Die Kombination aus raffiniert in Szene gesetzter Unwissenheit, kryptischen Symbolen, künstlerischer S/W-Ästhetik und einer famosen Melancholie-Nummer namens "Sweater weather" brachte zwischenzeitlich Spitzenpositionen in den US-Alternative-Charts ein. Richtig, zwischenzeitlich. Und genau an der Stelle scheinen Jesse Rutherford und seine kalifornischen Mitstreiter ihren Masterplan wohl (noch) nicht auf Langfristigkeit ausgelegt zu haben. Musikalisch fehlt auf "I love you." nämlich eindeutig die klare Linie. "Wir wollen Hip Hop-Ästhetik auf Indie-Basis", hatte der Frontmann mal als Losung ausgegeben. Das funktioniert hier und da auch ganz vorzüglich, insbesondere bei den bereits vorab schon bekannten Tracks wie beispielsweise "Female robbery".

Stets im Spannungsfeld zwischen beinahe schon arrogant wirkender Lässigkeit einerseits und einer vor Melancholie nur so triefenden Traurigkeit andererseits wissen Songs wie "Let it go", "Alleyways", "Flawless" oder "Float" zwar durchaus zu gefallen. Hat man die teilweise recht düster und atmosphärisch vor sich hin pluckernden und schwierig einzuordnenden Stücke mitsamt diverser elektronischer Spielereien erst einmal hinter sich gelassen, bleibt leider nicht so viel hängen wie erhofft. Möglicherweise sollten die Nachbarsjungen beim nächsten Mal direkt mit offenen Karten spielen und nicht alles auf einmal wollen. Aber vielleicht gehört das auch zum Plan.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sweater weather
  • Let it go
  • Female robbery

Tracklist

  1. How
  2. Afraid
  3. Everybody's watching me (uh oh)
  4. Sweater weather
  5. Let it go
  6. Alleyways
  7. W.D.Y.W.F.M?
  8. Flawless
  9. Female robbery
  10. Staying up
  11. Float
Gesamtspielzeit: 46:21 min

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