Volcano Choir - Repave

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 30.08.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

He has band

Da hat er wieder zugeschlagen, der gute alte Holzfällerhemd-Hipster Justin Vernon, dessen ganzes Image im Grunde davon lebt, dass er ein kauziger Waldschrat ist, der pünktlich zu seiner ersten Grammy-Nomininierung zwar die gesamte Musikindustrie als kommerzielles Dreckspack bezeichnete, nebenher aber Werbung für Whiskey machte. Irgendwie heuchlerisch? Vielleicht auf den ersten Blick. Auf den zweiten offenbart sich, dass Vernon wie ein cleverer Fuchs das Spiel mit der Industrie selbst und den Mainstream-Medien in seiner mittlerweile 15-jährigen Karriere bestens durchschaut hat. Ein aktuelles Beispiel dafür dürfte "Repave" sein, das zweite Album seines Nebenprojekts Volcano Choir, bei dem auch Mitglieder von Collection Of Colonies Of Bees und All Tiny Creatures beteiligt sind.

Ein Problem des Vorgängers "Unmap" war sicher nicht die fehlende Aufmerksamkeit — die seitdem nur noch gesteigert wurde dank Vernons endgültigem Durchbruch mit "Bon Iver" — oder mangelnde Qualität, sondern vielmehr, dass Volcano Choir damals noch nicht wirklich Volcano Choir waren. Kommuniziert wurde hauptsächlich via E-Mail, die Stücke sporadisch aufgenommen, und überhaupt war die ganze Sache schlichtweg immer noch genau das: ein Nebenprojekt von Justin Vernon. Mit "Repave" folgt die große Änderung: Die Band hat sich mittlerweile als solche zusammengefunden und ist für einige Mitglieder sogar zum Hauptjob mutiert. Und tatsächlich: Schon der ersten Single "Byegone" wohnt ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl bei. Und was für ein Moment, wenn sich nach zweieinhalb Minuten die Melodie und der mehrstimmige Gesang Arcade-Fire-mäßig vereinen und auch den Zweiflern einmal mehr beweisen dürften, dass Vernon viel mehr kann als nur das oft vorgeworfene Falsetto-Gejammere.

Bei gerade mal acht Songs darf sich das Gespann aber eigentlich auch keine Schnitzer erlauben. Gut geht es sowieso weiter: Auch der entspannte Indie-Rocker "Acetate" überzeugt durchweg, auch dank seines starken, im Vordergrund spielenden Schlagzeugs, während "Alaskans" die folkige Seite Vernons betont und mit "I’m talking about it / We’re talking real love / I want to read up on that love / Damn, can’t believe you left me on the land, to be seen, to be scribed" mal wieder ein paar nette Zeilen fürs Poesie-Album geschrieben hat. Noch eine gefällig? "You don't even lie to me no more", heißt es im wunderbar traurig-kitschigen "Comrade", und zum Schluss ertönt mit "Almanac" ein reduziert startendes Stück, das sich in seinem gesamten Verlauf an gefühlt fünf Stellen steigert und schließlich in einem wohlig-geordneten Chaos verschwindet. Hipster hin, Waldschrat her. Vernon kriegt uns ja doch immer wieder, der alte Fuchs.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Acetate
  • Byegone
  • Alaskans

Tracklist

  1. Tiderays
  2. Acetate
  3. Comrade
  4. Byegone
  5. Alaskans
  6. Dancepack
  7. Keel
  8. Almanac
Gesamtspielzeit: 39:05 min

Im Forum kommentieren

Hawaiianer im Chor

2014-11-11 07:30:14

Wir werden alle sterben!

Gomes21

2013-09-12 23:04:52

Stimme Skinny Boy ziemlich zu.

Ich find nur dieses Auto Tune absolute nervend wenn er das mal bitte raus lassen könnte.

Ansonsten schönes unkompliziert zu hörendes Album, das aber nicht an seine Bon Iver Sachen rankommt

captain kidd

2013-08-20 23:40:33

derzeit bei npr im stream. deutlich stärker als das songlose debüt. aber als bon iver gefällt er mir einfach besser.

Skinny Boy

2013-08-15 00:24:53

Ist doch ein sehr schönes Album geworden. Finde es auch deutlich stärker als das Debüt. Der Opener Tiderays könnte echt als Bon-Iver-Song durchgehen. Erinnert an Holocene mit dem Chrorus. Ist für mich auch der beste Song auf dem Album. Danach geht's dann leider etwas bergab. Nur Byegone kann mich noch etwas begeistern. Hier passt ne 7/10 als Bewertung ganz gut.

Telecaster

2013-08-04 21:04:57

Hat was.

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