Emma6 - Passen

Island / Universal
VÖ: 16.08.2013
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf die Snooze-Funktion

Der Wecker klingelt. Aufstehen. Duschen. Sich einen Toast und am besten zwei Kaffee reinquälen. Mit dem Auto zur Arbeit fahren. Online-Zeitung lesen oder zumindest die Überschriften bei den GMX-News sondieren. Bei Plattentests.de vorbeisurfen. Arbeiten. Mittagessen mit den Kollegen. Danach Besprechung mit dem Chef oder der Chefin. Wieder mit dem Auto nach Hause. Vielleicht was kochen. In jedem Falle eine Talkshow im Öffentlich-Rechtlichen schauen. Einschlafen. Wecker klingelt wieder. Ein Tag als Mittelmaß. Die perfekt-durchschnittliche Begleitung dazu: "Passen" - das zweite Album von Emma6. Obwohl, vielleicht nicht das ganze, sondern viel mehr die Single aus dem Radio plus die zwei, drei Songs, die man sich zusätzlich bei Youtube anhören kann. Reicht aber auch.

Nach dem der "Soundtrack für dieses Jahr" eigentlich schon ein Soundtrack für das Mittelmaß war, ist dies hier die rechtmäßige Sequel-Musik. Da half es auch nichts, sich das zweite Album von Wir-Sind-Helden-Mitglied Mark Tavassol produzieren zu lassen. Es war trotzdem erneut nur eine Auswahl gut sortiertes Schleifpapier verschiedenster Körnung im Studio, denn der gesamte Sound ist weiterhin perfide rundgelutscht. Dabei muss man dem Dreiergespann zu Gute halten, dass es zum Poprock kaum noch markerschütternde Textpassagen gibt. Nur sind die "Sieben-Meilen-Sneakers" in "Ab und zu" leider auch schon ausgetreten und im thematisch überholten "Ich hab die Band zuerst gekannt" rutscht ihnen dann über einen Ansatz von Uptempo doch auch "Die wissen, wie man sich bedient bei den alten Meistern / Und trotzdem ein eigenes Ding draus kleistert / Mit viel Elektronik und Samples und so / Aber ohne dabei die Down-to-earthness zu verlieren" raus.

Bedienen ist dabei ein gutes Stichwort. Denn eigentlich ist "Passen" nicht nur Soundtrack, sondern auch Best-Of der zumeist kommerziell erfolgreichen, deutschsprachigen Musikszene. "Ein Traum" klingt weiter stark nach Revolverheld, der Titeltrack hat stellenweise Philipp-Poisel-Anleihen. "Wärst Du die Welt" hätte auch Andreas Bourani gestanden und "Wie es nie war" könnte im Refrain auch von Mikroboy stammen. Das ist auch nicht wirklich verwerflich. Für eine neue Mikroboy-Platte würden wir sogar unsere Erstauflauge von Reamonns "Tuesday" verhökern. Aber bitte dann eben auch vom Original. Das gleiche gilt für "Auf seine Art" und Mark Tavassols eigene, derzeit ruhende Bandschablone.

So passiert auf ganzer Albumlänge zirka gar nichts. Lediglich das kraftlos gespielte Banjo in "Fast" bleibt hängen, aber auch nur, weil es dann doch zu erzwungen wirkt — "Schon fast ein bisschen Rock'n'Roll". Nein, das nun wirklich nicht! Aber ein radiotaugliches Chartalbum, das ein wenig eingefangener und eben "down-to-earth" als der Vorgänger ist und dessen Highlights nach anderen Künstlern klingen. Wahrscheinlich ist die Zielgruppe damit etwas größer und inkludiert nun auch den durchschnittlichen 41-jährigen, täglich sechs Minuten Musik hörenden Deutschen. Vielleicht doch einfach mal liegen bleiben. Zum Glück gibt es ja die Snooze-Funktion.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wie es nie war
  • Auf seine Art

Tracklist

  1. Ein Traum
  2. Passen
  3. Wie es nie war
  4. Fast
  5. Ab und zu
  6. Ich hab die Band zuerst gekannt
  7. Wärst Du die Welt
  8. Auf seine Art
  9. Die Tage, die
  10. Köln - Wien
  11. Drehen uns im Kreis
Gesamtspielzeit: 40:11 min

Spotify

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  • Emma6 (3 Beiträge / Letzter am 26.08.2013 - 20:58 Uhr)