Josephine - Portrait
Embassy Of Music / WarnerVÖ: 05.07.2013
Tagein, tagaus
Mit Josephine lässt es sich gut aufstehen: "I like the sound of guitars in the morning." Sie geleitet Dich durch Mittag und Nachmittag: "What a day, what a day, what a day." Und am Abend hat sie Zeit für Poesie: "Here's the moment when I feel the freedom of the coming moonlight." Aber lohnt es sich denn, 24 Stunden mit Josephine Oniyama aus Manchester zu verbringen? Unbedingt. Allein weil man herauszuhören meint, wie befreiend "Portrait" für die 29-Jährige gewesen sein muss und immer noch ist, nachdem ihr erster Plattendeal mit Island Records versandete – den Grund dafür kennt sie eigenen Angaben zufolge bis heute nicht. Ein zu reißerischer, hollywoodreifer Ansatz? Doch auch ohne diese Geschichte handelt es sich um seelenreiches Album einer prima Sängerin. Und das startet seicht und gefühlvoll.
Ed Harcourt spielt unaufdringlich an Piano und Harmonium herum, schließlich zeigen alle Schweinwerfer auf die britische Soul-Folk-Künstlerin und ihre Gitarre. In "When we were trespassers" fallen sogleich Phrasierungen in ihrem Gesang auf, die an eine gewisse Joni Mitchell erinnern. Mit Blick auf das wunderbare "I think it was love" und partiell auf "House of mirrors", das ebenfalls mit Harcourt entstand, bleibt das keine einmalige Angelegenheit. Josephines gesangliche Leistungen bei "Last minute" könnten hingegen auch skeptisch beäugt werden: Traut sie sich nicht, die wiederkehrende Zeile "It holds on to you" mit Kopfstimme zu singen oder kann sie es einfach nicht? Doch die letzten 30 Sekunden zeigen: Sie traut sich, sie kann es, und sie klingt dabei so locker und unangestrengt wie in all ihren anderen Songs.
Jenes "Last minute" gehört aber trotzdem zu den kleineren Schwachstellen dieser Platte, weil das Stück bei der Präparierung für den Popmarkt arg viel Politur abbekommen hat. "What a day" macht das in Amy-MacDonald-Manier auch nicht viel anders, ist aber immerhin ein feiner Uptempo-Ohrwurm. Das alles versalzt aber noch lange nicht die Suppe, weil der zuckende 60s-"Pepper shaker" längst schon gegenwürzt. Gerade in den reduzierten Momenten trumpft Josephine auf, im flehenden "I pray that I move", in der medial geleiteten Daseinshinterfragung von "Portrait" und dem skelettierten Glockenspiel von "I think it was love", das sich mit Kontrabass durch rauchige Clubs zu Nina Simone schleicht. Viel besser kann der Abend nicht enden. Und der Morgen ist dann auch nicht mehr weit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- When we were trespassers
- I think it was love
- Pepper shaker
- House of mirrors
Tracklist
- When we were trespassers
- A freak a
- Portrait
- Original love
- I think it was love
- What a day
- Last minute
- Pepper shaker
- I pray that I move
- House of mirrors
- Desert without a stream
Referenzen
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