Gogol Bordello - Pura vida conspiracy
ATO / Cooperative / PIAS / Rough TradeVÖ: 19.07.2013
Auf großer Fahrt
Bisher waren die Gypsy-Punks von Gogol Bordello ja eher als fahrendes Volk bekannt. Rastlose Verrückte, die von Osteuropa aus quer durch die Welt tingeln und dort spielen, wo es eben möglich ist. Wobei die Band um Eugene Hütz mittlerweile natürlich einen guten Ruf genießt und den Planwagen wohl längt gegen einen teuren Benz eintauschen könnte. Auf ihrem sechsten Studioalbum hissen Gogol Bordello die Segel und trauen sich raus aufs Meer. Mit "The way you name your ship" und "We shall sail" finden sich gleich zwei Songs auf "Pura vida conspiracy", die von der großen Überfahrt und dem weiten Ozean berichten. Hinaus in neue Gestade, frisches Land erkunden. Und das ist dann natürlich wie immer metaphorisch gemeint.
Denn Gogol Bordello kämpfen für das Gute und rufen dazu auf, sich zu erheben, wenn einem Unrecht widerfährt. Gegen staatliche Repression, gegen ungleiche Behandlung, für den Menschen. Wie weit es damit allerdings her ist, darf ruhig kritisch beäugt werden, denn 2012 war ein Gogol-Bordello-Song in einer Werbekampagne von Coca-Cola zu hören. So viel zum Thema Kämpfer für die Schwachen und Armen. Auf "Pura vida conspiracy" setzen sie sich aber erneut als Robin Hood in Szene. Und warum auch nicht? Es passt ja zum Gypsy Punk dieser Band, der mit einer gehörigen Portion südosteuropäischem Folkflair um die Ecke kommt. "I just realized" und das sonnendurchflutete "Malandrino" mit seinem markanten Violinenschwung und den Mariachi-Bläsern klingen wie die sehnsuchtsvollen Melodien aus den engen Straßen und Gassen einer ärmlichen Stadt, in der die Menschen Fenster an Fenster wohnen und die frischgewaschene Wäsche auf den kleinen Balkonen im leichten Sommerwind hin- und herweht.
Insgesamt wagt "Pura vida conspiracy" einen kleinen Sprung weg von den Folkelementen hin zu einem größer angelegten Sound. Sänger, Frontmann und Teilzeit-Schauspieler Hütz hat mehr mit Gogol Bordello vor, als die bisherigen Alben vermuten ließen. Auch das deutet darauf hin, dass die Bühnen in Zukunft gerne größer werden dürfen. "Pura vida conspiracy" bewegt sich trotzdem im bekannten Rahmen dieser Band, die auf Festivals natürlich immer gerne gesehen ist und für ausgelassene Stimmung sorgt. Aber eine Platte, die ein Leben verändern kann, ist "Pura vida conspiracy" nicht geworden. Dafür ist das alles einen Tick zu nett, ein wenig zu gerade geraten. Es fehlen die Ecken und Kanten, die noch die vorherigen Alben "Super taranta!" und "Trans-continental hustle" auszeichneten. Gogol Bordello müssen wohl weiterziehen – immer auf der Suche nach dem großen Wurf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Malandrino
- The way you name your ship
Tracklist
- We rise again
- Dig deep enough
- Malandrino
- Lost innocent world
- The way you name your ship
- The other side of rainbow
- Amen
- I just realized
- My gypsy auto pilot
- Hieroglyph
- John the conqueror (Truth stays always the same)
- We shall sail
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Gogol Bordello - Seekers and finders (1 Beiträge / Letzter am 23.08.2017 - 21:30 Uhr)
- Bester Song von Gogol Bordello (2 Beiträge / Letzter am 31.08.2011 - 16:28 Uhr)
- Gogol Bordello - Trans-Continental Hustle (5 Beiträge / Letzter am 05.06.2010 - 23:05 Uhr)
- Gogol Bordello (42 Beiträge / Letzter am 04.05.2010 - 18:14 Uhr)
- Gogol Bordello - Super taranta! (19 Beiträge / Letzter am 28.08.2007 - 19:31 Uhr)