Maps - Vicissitude
Mute / GoodToGoVÖ: 05.07.2013
Schon verziehen
Alles bleibt besser. Die einzige Konstante ist der Wandel. Nur wer sich verändert, bleibt sich treu. Und andere Wegwerfphrasen für den Hausgebrauch, für die man sich absolut gar nichts kaufen kann. Fragt doch James Chapman. Der machte zuletzt nämlich privat einige vermutlich eher unliebsame Veränderungen durch, womit sich auch der Titel dieses Albums erklärt. Wenigstens die behutsame Musik seines Projektes Maps ist für ihn ein Hort der Kontinuität – obwohl sich "Vicissitude" im Gegensatz zum Vorgänger "Turning the mind" die Verweise auf Substanzen spart, die aus Songs wie "I dream of crystal", "Valium in the sunshine" oder "Chemeleon" ein bewusstseinserweiterndes Vergnügen machten. Dream-Pop und bunte Pillen – da war dann selbst ein Acid-lastiges Synth-Juwel wie "Let go of the fear" die leichteste Übung.
Auch auf "Vicissitude" blinzelt der Mann aus Northampton gewohnt versonnen bis unbedarft aus der Wäsche, wenn er seine flauschigen elektronischen Soundteppiche verlegt, kleine Arpeggios in die Songs schmuggelt und die Dinge in erster Linie ruhig angehen lässt. Schon die Single "A.M.A." gibt blechern den stoischen Takt vor, als läge die "Midnight city" von M83 inzwischen im gleißenden Tageslicht, während sich marmeladene Saxophone und allzu offensichtliche Achtziger-Keyboards längst in eine dunkle Ecke verzogen haben. Auch Chapman erweist sich mit den Worten "I've been staring at the sun / But it don't feel right" eher als Schattenmann, fixiert stattdessen angestrengt seine Treter und stellt klar, dass er für diese Spielart von Shoegaze keine blickdichten Gitarrenmassive benötigt.
Bestenfalls sind es vereinzelte Riffs, die sich in "I heard them say" oder "Left behind" an die Wahrnehmungsoberfläche kratzen, wenngleich beide Stücke vielbeinig auf der Stelle treten. Der auffällige Makel einer Platte, die immerhin keinerlei Aufwand bei der Feinarbeit an den Arrangements scheut und hörbar bemüht ist, auch die hinterste Ecke mit glitzernden elektronischen Tröpfchen auszukleiden. Chapmans Gesang gerät dabei zuweilen ins Hintertreffen, bis etwa vom selbstvergessen daherklöppelnden "Nicholas" nur noch verhuschte Mantras übrigbleiben und das vergleichsweise springlebendige "This summer" irgendwann bei einem treuherzigen "forgive yourself" strandet. Schon verziehen, möchte man ihm da halblaut zurufen – "Slow down, we're dreaming" muss ja nicht immer das schlechteste Motto sein.
Schließlich stellt der Brite auch auf seinem dritten Album zumindest gelegentlich unter Beweis, dass er nicht bloß verschlafene (Halb-)Wahrheiten vor sich hinsäuseln und cremefarbene Synthies in dampfenden Hallbädern ersäufen kann. Die zerhackt, aber dynamisch rotierenden Sequenzen von "Built to last" induzieren allenfalls unruhige, aber umso spannendere Träume, und "You will find a way" entpuppt sich mit wunderbarem Refrain als besonders geschmackssicherer Grenzgänger zwischen elegischem Pop und ätherischem Schwebezustand. Danach jedoch richtet nicht nur Chapman, sondern auch der Hörer ein ums andere Mal den Blick zu Boden: Zu oft ist hier sogar auf den Schuhen mehr los als in einigen Songs. Wäre also nicht schlecht, wenn sich bei Maps bald noch ein bisschen mehr ändern würde. Gerne zum Positiven.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Built to last
- You will find a way
Tracklist
- A.M.A.
- Built to last
- You will find a way
- I heard them say
- Nicholas
- Vicissitude
- Left behind
- This summer
- Insignificant others
- Adjusted to the darkness
Referenzen