K.I.Z. - Ganz oben

Beat The Rich! / Krasserstoff
VÖ: 09.07.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ejaculatio praecox

Die vier Jungs von K.I.Z. sind Berufszyniker, halten es unentwegt im Werner-Lorant-Gedenk-Schema: "Das kann doch nun wirklich nicht mein Ernst sein." Dabei agieren sie wie der großartige Serdar Somuncu nach dem Grundsatz "Jede Minderheit hat ein Recht auf Beleidigung". Auf ihrem neuen Mixtape "Ganz oben" fährt Hitler im "neuesten Ferrari" vor, Maxim statet "Judenfrage? / Gute Frage / Nächste Frage", und Tarek schwört: "Ich bin hetero. Ich scheiß' auf Zähne putzen / Es erinnert mich viel zu sehr an Penislutschen." Also alles wie immer im K.I.Z.-Kosmos.

Die vorab erschienene Single "Ich bin Adolf Hitler" bricht jegliche Tabus, und auch das zugehörige Video strebt entgegen der Geschmacksgrenze, doch genau so soll das doch sein im Hause K.I.Z. "Nach der Party sieht der Club aus wie Dresden '45" gibt der "erste Österreicher auf dem Spiegel-Cover" und wohl berühmteste "deutsche Badboy" da zum besten. Schließlich setzt der "AH-Effekt" ein, und die weiblichen Fans küssen dem Quadratbartträger die Füße. In "Folla me" beweist Tarek seine spanischprachlichen Fertigkeiten, während Nicos berlinernder Alter Ego dagegenhält. "Wenn das Schnitzel redet, hat die Paella Pause", pisst er seinem Kollegen ans Bein. Als ihn eine iberische Prostituierte schließlich zum Koitus auffordert, grölt er mehr als nonchalant "Costa quanta? Wie viel?" und erhebt er die Rechte schon mal zur Backpfeife. Wenn Nico den Berliner Vollproll mimt, ist immer was geboten, und die Salsabeats im Hintergrund reservieren rechtzeitig die bestgelegene Sonnenliege.

Auch im Kollegenkreis gibt's auf den Sack: Jimi Blue Ochsenknecht und Kraftklub sind die beiden Tracks "Jimi Blue" und "Verpisst Euch" gewidmet. Ersterer wird da einerseits als größter Liebhaber der Republik und andererseits als Prototyp des Lackaffens dargestellt: "Wer hat gerade mit Deiner minderjährigen Tochter Sex? / Teenie-Star / Ich bin Jimi Blue Ochsenknecht." Direkt im Anschluss verweigern K.I.Z. dem Quintett aus Chemnitz die Einreise nach Berlin: "Hier gibt es kein Begrüßungsgeld", und ob Kraftklub nun in die Hauptstadt wollen oder nicht – die Kannibalen in Zivil lassen sie ohnehin nicht rein. Mit einer schönen Ton-Steine-Scherben-Referenz fordern sie den Rauswurf, während der Beat die Maschinengewehre durchlädt: "Schmeißt doch endlich Felix und Karl und Till und Steffen und Max aus Kreuzberg raus."

Während "Sexismus gegen Rechts" und "Urlaub fürs Gehirn" fast als Konzeptalben durchgingen, ist "Ganz oben" höchstens ein polemisches Kleinod. K.I.Z. verbrachten einige Zeit in New York, berichteten im Facebook-Liveticker über das Prololeben im Big Apple und nahmen dort völlig zwanglos auf, was gerade ihren grenzdebilen Köpfen entsprang. So wirkt das Mixtape, seiner Natur entsprechend, bisweilen unzusammenhängend und unfertig, enthält aber dennoch den einen oder anderen Kracher. K.I.Z. schießen aus der Hüfte, wie ihr Sperma ins Gesicht einer beliebigen Mutter – diesmal allerdings ein wenig verfrüht.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ich bin Adolf Hitler
  • Folla me
  • Jimi Blue
  • Verpisst Euch

Tracklist

  1. Duhastaufdeinenkokaturndeinegeistigbehinderteschwestergeficktmucke
  2. Ein Affe und ein Pferd
  3. Ich bin Adolf Hitler
  4. Da geht was
  5. Ich steh auf Frauen (ich schwöre)
  6. Unfall auf der Achterbahn
  7. Folla me
  8. Ich könnte Deine Mutter oder Deine Schwester sein
  9. Fledermausmann Remix
  10. Ficki Ficki
  11. Oskar der Elefant
  12. Jimi Blue
  13. Verpisst Euch
  14. Stirb wenn Du kannst
Gesamtspielzeit: 43:37 min

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