Jay-Z - Magna Carta... Holy Grail

Def Jam / Universal
VÖ: 08.07.2013
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Es lebe welcher König?

Dämlich und ansteckend. Sagen sie ja selbst am Anfang direkt. Und vielleicht ist das schon die beste Beschreibung für "Magna Carta... Holy Grail". Da greift Jay-Z mit Justin Timberlake im Opener seines zwölften Albums auf ein abgewandeltes Zitat von Nirvana zurück und macht damit so gut wie alles falsch. Weil er so gut wie alles falsch verstanden hat. Dass der gepflegte Vorgarten-Hedonismus im US-Rap nicht unbedingt mit Grunge kompatibel ist, müsste Jay-Z einleuchten. "And we all just entertainers, and we're stupid and contagious." Und wenn das Zynismus sein soll, sind es diese Zeilen nicht. Sie sind nur arrogant. Und dämlich. Wenigstens in dem Punkt liegt im Opener "Holy Grail" schon ein Stück Wahrheit. Aber es ist Jay-Z, der Typ, der immerhin "The blueprint" vor mehr als zehn Jahren an den Start brachte, der zu einer der wichtigsten Figuren im HipHop aufgestiegen ist. So sagt man es zumindest. Denn auch bei Def Jam schöpfen genug andere Leute mit ab. Jay-Z, der einstige König, landet im HipHop dieser Tage, der nur eine repräsentative Monarchie pflegt.

Dass es so weit gekommen ist, da hat Jay-Z nicht eine geringe Teilschuld. Kanye West pflegt sein überlebensgroßes Ego auf seinen Alben. Er gibt dem Genre neue Impulse mit jeder Platte. Selbst das sich verweigernde "Yeezus" dürfte seine Spuren hinterlassen. Aber Jay-Z macht mehr Schlagzeilen mit seiner Position in irgendwelchen Listen von Forbes oder dem Deal mit Samsung - ein windiger Move für Promo. Denn dadurch konnte "Magna Carta... Holy Grail" bereits am Erscheinungstag Platin-Status erreichen. Wer es braucht. Denn eigentlich müsste dieses Album durchfallen in jeglicher Hinsicht. Nicht nur holt Jay-Z zu keiner Zeit mal Zeilen raus, die einem wirklich im Gedächtnis bleiben, er hat auch irgendwie keine Lust, wirklich Technik auszupacken. In "Tom Ford" fabuliert er irgendwas davon, dass er den besten Flow hätte, aber genau an der Stelle holpern die Worte mehr über den Beat. In "Heaven" fällt ihm wenig mehr ein, als R.E.M. mit "Losing my religion" zu zitieren. Jay-Z hat auf diesem Album einfach nichts zu sagen. Nichts. Gar nichts.

Dazu kommt dann Stangenware von Timbaland. Das Instrumental von "Picasso baby" bringt vielleicht den einfallslosesten Beat aller Zeiten aufs Brett. Und dazu geht es mal wieder um Geld. Keine Ahnung, warum jemand hier unten stehen und Jay-Z in seinen Höhen applaudieren sollte. Nicht für dieses Album. Mit "Nickels and dimes" gibt es immerhin eine Produktion, die sitzt - weil sie von Gonjasufi kommt. "Success is so sublime." Ja, so erhaben ist Erfolg, dass Jay-Z diese Platte veröffentlicht und sie Def Jam die Kassen mit Kohle füllt. Künstlerisch pflegt Jay-Z nur den Stillstand, den er schon seit Jahren hegt. Pharrell und Frank Ocean liefern noch Momente, die taugen, aber sonst kann "Magna Carta... Holy Grail" herzlich wenig vorweisen, was dessen Status rechtfertigen sollte. Im US-HipHop bestimmen schon lange andere Künstler, wo es langgeht. Aber immerhin darf Jay-Z mal aus seinem Auto winken. Ist doch auch was, Eure Hoheit.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nickels and dimes

Tracklist

  1. Holy grail
  2. Picasso baby
  3. Tom Ford
  4. Fuckwithmeyouknowigotit
  5. Oceans
  6. F.U.T.W.
  7. Somewhereinamerica
  8. Crown
  9. Heaven
  10. Versus
  11. Part II (On the run)
  12. Beach is better
  13. BBC
  14. Jay Z Blue
  15. La familia
  16. Nickels and dimes
Gesamtspielzeit: 58:49 min

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