Eleanor Friedberger - Personal record

Merge / Cargo
VÖ: 14.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wie warmer Apfelkuchen

"So Eleanor, take a green point 3-point / Turn towards the hidden sun / You know you look so elegant when you run / If you run, you can run", sang Alex Kapranos im bittersüßen "Eleanor put your boots on" auf Franz Ferdinands zweitem Album "You could have it so much better". Längst ist es ein offenes Geheimnis, dass es sich dabei um Kapranos' damalige Freundin Eleanor Friedberger handelt. Die zweite Hälfte der Fiery Furnaces ist aber vielmehr als Ex-Freundin oder eben zweite Hälfte - das hat die 36-Jährige spätestens mit ihrem 2011 erschienenen Solodebüt "Last summer" unter Beweis gestellt. Nicht ganz zwei Jahre später legt sie nach mit "Personal record", und während man zwar ein paar Hördurchgänge benötigt, bis das gute Stück sich vollkommen entfaltet, fühlt man sich von der Musik schon von der ersten Sekunde umarmt.

Musik? Umarmt? Ist das nicht arg bildlich oder gar ... blumig? Mag sein. Genau das passt aber zu Friedbergers zweitem Alleinflug besser als alles andere. Wie eine gemütliche warme Decke legen sich die Melodien über den Hörer, umsorgen ihn mit Kakao und Keksen und verbreiten das gleiche Gefühl wie damals, als Omas warmer Apfelkuchen auf der Fensterbank abkühlte. Der Start mit "I don't want to bother you" mag womöglich noch etwas verhalten sein, ähnlich wie schon "My mistake" vom Vorgänger, aber nicht minder kuschelig. "When I knew" jedoch bahnt sich seinen Weg vom Ohr direkt in die Beine, jangelt fröhlich vor sich hin und verpackt die Geschichte einer schwierigen Freundschaft mit einem knallbunten Schleifchen. Einem ähnlichen Schema folgen auch die Retro-Pop-angehauchten Stücke "She's a mirror" mit dezenten, aber klug eingesetzten Bläsern, und auch die energetische Single "Stare at the sun".

Geschrieben hat Friedberger die Songs mit Folksänger John Wesley Harding, der unter seinem bürgerlichen Namen Wesley Stace auch als Schriftsteller tätig ist. Der erzählerische Aspekt seiner Arbeit dürfte "Personal record" von Vorteil gewesen sein. Von der gelangweilten Hausfrau, deren Leben mit dem ewig öden Mann im ewig öden Haus immer mehr zum Problem wird, handelt "Tomorrow tomorrow", und obgleich man sich die seit über zehn Jahren im Musikgeschäft tätige Sängerin nur schwerlich als Herdmanagerin vorstellen kann, nimmt man ihr die Story ohne Probleme ab. Bei anderen Songs ist der Realitätsgehalt schwieriger abzuschätzen: In "Other boys", klar eines der Highlights, singt sie über die zumeist bereuenswerten alten Liebschaften, während der Grat zwischen Melancholie und Verbitterung zunehmend schmaler zu werden scheint: "There are other boys, too / But don't let it worry you", singt sie zu schwermütigen Klängen, und plötzlich ist die gemütliche warme Decke fast ein bisschen zu schwer, Kakao und Kekse alle und der Apfelkuchen längst eiskalt und trocken. So schnell kann es manchmal gehen. Zum Glück backt Oma nicht nur einmal im Jahr.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • When I knew
  • Stare at the sun
  • She's a mirror
  • Other boys

Tracklist

  1. I don't want to bother you
  2. When I knew
  3. I'll never be happy again
  4. Stare at the sun
  5. Echo or encore
  6. My own world
  7. Tomorrow tomorrow
  8. You'll never know me
  9. I am the past
  10. She's a mirror
  11. Other boys
  12. Singing time
Gesamtspielzeit: 46:16 min

Im Forum kommentieren

jenniferine

2013-07-28 07:36:52

gerhardt gibt's nicht mehr, dafür die depner



hihihi

Another guys' opinion

2013-07-27 16:38:41

Die Neue ist besser, hat aber kein "Scenes of Bensonhurst"

Soup

2013-07-27 16:33:08

Fand das Debüt eindeutig besser, aber Welten liegen da keinesfalls zwischen.

baron von bullshit

2013-07-27 07:32:24

Cooles Album. Um Welten besser als das nicht immmer überzeugende Debut.

alles neu

2013-07-22 17:50:38

gerhardt gibt's nicht mehr, dafür die depner.

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