Amon Amarth - Deceiver of the gods

Metal Blade / Sony
VÖ: 21.06.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Götterhämmerung

Eigentlich sollte das Thema "Skandinavier und ihre Klischees" ja mittlerweile durch sein. Erst unlängst kroch Kollege Holtmann in seiner Rezi zu Sigur Rós' "Kveikur" zu Kreuze, nachdem uns per Bachelor-Arbeit der Umgang mit eben solchen Stereotypen akademisch seziert wurde. Aber was soll man machen, wenn Amon Amarth im Allgemeinen und Frontmann Johan Hegg im Speziellen zumindest optisch so dermaßen dem Abziehbild der marodierenden Wikingerhorde entsprechen? Eben. Worin sich die Schweden jedoch unterscheiden, ist der Umstand, dass Hegg bekanntermaßen ein profunder Kenner eben jener Mythologie ist, seine Lyrics sich also nicht in platter Sauf- und Raufromantik erschöpfen, sondern ein solides, fast schon wissenschaftliches Fundament besitzen.

Nachdem also Surtur, der an der Götterdämmerung Ragnarök nicht eben unbeteiligte Feuerriese, auf "Surtur rising" eingehend bearbeitet wurde, ist nun Loki, der "Deceiver of the gods" an der Reihe – laut Hegg der Gott, der in seiner verräterischen Natur den Menschen am ähnlichsten ist. Das Gute daran: Der Hörer muss sich noch nicht einmal wirklich darum kümmern. Denn der Titelsong haut gleich derart brachial in die Fresse, dass sämtliche Lyrics direkt vollkommen egal sind. Diese Riffs! Dieser Refrain! "Asgård's always been my home / But I'm of different blood / I will overthrow the throne / Deceiver of the gods", brüllt Hegg, und man möchte vieles, nur nicht ihm dabei im Weg stehen.

Bude noch heil? Nicht mehr lange. Denn wer zu den fast schon progressiven Frickelriffs von Olavi Mikkonen beim folgenden "As Loke falls" nicht komplett ausrastet, wird mit nicht unter zwei Stunden "Hey, hey Wickie"-Dauerbeschallung bestraft. Überhaupt ist es die Gitarrenarbeit, die erneut eine Weiterentwicklung bei Amon Amarth markiert. Immer und immer wieder duelliert sich Mikkonen mit seinem Kollegen Johan Söderberg auf eine Art und Weise, die in dieser auf den Punkt eingespielten Perfektion sonst nur Iron Maiden oder früher Judas Priest beherrschten, sei es nun beim donnernden "Father of the wolf" oder dem mit einem erneut monströsen Refrain versehenen "Blood eagle". Und wenn der legendäre Messiah Marcolin (Candlemass) den Refrain von "Hel" veredelt, dürfte die Verzückung auch beim letzten Skeptiker angekommen sein.

Natürlich ist "Deceiver of the gods" alles andere als experimentell, sondern zeichnet sich durch punktuelle, aber höchst effiziente Verbesserungen im Detail aus. Dazu gehört der transparente, etwas weniger plüschige Sound, den Produzent Andy Sneap der Band verordnete. Aber es ist genau diese Konstanz, gepaart mit Spielfreude und sympathischem Auftreten, die selbst diejenigen Fans zu schätzen wissen, die Death Metal sonst eher wenig abgewinnen können – die mächtigen Mobs bei den Festivalauftritten in Wacken 2012 oder beim diesjährigen Rock am Ring legen eindrucksvoll Zeugnis davon ab. Daran wird sich auch mit dieser Platte nichts ändern. Im Gegenteil: Mit "Deceiver of the gods" befinden sich Amon Amarth auf dem absoluten Höhepunkt ihres Schaffens und beweisen nicht nur von neuem, dass sie im Death Metal das Maß aller Dinge sind. Auch über die allseits beliebten metallischen Schubladen hinweg führt derzeit kein Weg an den Schweden vorbei. Ein fulminantes Album, das nach jedem Durchlauf süchtiger macht.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Deceiver of the gods
  • Blood eagle
  • Hel
  • Warriors of the North

Tracklist

  1. Deceiver of the gods
  2. As Loke falls
  3. Father of the wolf
  4. Shape shifter
  5. Under siege
  6. Blood eagle
  7. We shall destroy
  8. Hel
  9. Coming of the tide
  10. Warriors of the North
Gesamtspielzeit: 48:00 min

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