Thee Spivs - The crowds and the sounds

Damaged Goods / Cargo
VÖ: 21.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nichts zu verlieren

Da hat jemand keine Zeit zu verlieren: Elf Songs in 31 Minuten? Kein Problem für Thee Spivs aus London. Die Band um Ben Edge veröffentlicht mit "The crowds and sounds" ihr mittlerweile drittes Album seit ihrer Gründung im Jahr 2007, und sein Publikum dürfte sich in dieser Zeit kaum vergrößert haben – diese Feststellung sei erlaubt. Das Punk-Gespann hat also außer Zeit auch sonst kaum etwas zu verlieren, obgleich es ohnehin nicht darauf aus zu sein scheint, bierernst bei einem Glas Wein analysiert zu werden. Punk ist eben Punk, und was The Clash, The Sex Pistols, Buzzcocks oder auch Ramones eine ganze Weile vor Thee Spivs gestartet haben, spinnen Edge und seine Kollegen gern munter weiter. Dabei legen sie weder Wert auf die politische Message der einen noch auf die bewusste politische Unkorrektheit der anderen Band.

Ohne den einen oder anderen Seitenhieb kommt aber natürlich auch "The crowds and sounds" nicht aus. Der Opener "Social network" startet zwar vergleichsweise verhalten, bricht aber nach knapp einer halben Minute aus und belustigt sich für den Rest der Zeit am Mitteilungsdrang der heutigen Generation, die ohne ihre sozialen Netzwerke zum Teilen, Liken, Posten und Chatten nicht mehr leben können – vom Trauern um bekannte Personen, für die man zu Lebzeiten einen Dreck empfunden hat, ganz zu schweigen. "Straight out of art school" hebt die Nase dann noch ein Stückchen höher über alle anderen, die eine gediegene Ausbildung in einer besseren Einrichtung genießen durften – ein Phänomen, das man vor einigen Jahren auch schon bei den damals noch sehr jungen Arctic Monkeys bei den Brit Awards erleben durfte. Kontroverse gehört hier eben zum guten Ton.

Eine leicht poppigere Note haben "Forget it" mitsamt verspielter "Oh-ohs" im Refrain und hektischem Schlagzeugspiel, und auch "Jigsaw man", das etwas vom Punk wegführt und eher in die Rock'n'Roll-Phase der 50er Jahre geleitet. Songs wie "Heroin pin ups" und auch "Let's talk about the weather" funktionieren hingegen wieder einwandfrei nach dem gleichen Schema, nachdem schon die ersten Stücke entstanden sind. Eine immerhin kleine Überraschung gibt es genau dann, wenn man eigentlich nicht mehr mit ihr rechnet: Ganz zum Schluss verblüffen Thee Spivs mit "Mozart's locked away", dem einzigen gänzlich akustischen Stück des Albums, das ganz ohne verzogene Mundwinkel oder Quasi-Kritik an der Gesellschaft auskommt. Die Durchhalteparole an andere kleine Bands, die es ohne Privilegien nach oben schaffen wollen, dürfte damit trotz allen Spaßes zuvor einer der besten Songs von "The crowds and the sounds" sein. Hoffentlich ist er nicht zu gut versteckt.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Social network
  • Forget it
  • Jigsaw man
  • Mozart's locked away

Tracklist

  1. Social network
  2. Forget it
  3. Outside myself
  4. The crowds and the sounds
  5. Straight out of art school
  6. Weathered men
  7. Mickey Pearce waved goodbye
  8. Heroin pin ups
  9. Let's talk about the weather
  10. Jigsaw man
  11. Mozart's locked away
Gesamtspielzeit: 31:22 min

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