San Cisco - San Cisco
SonyVÖ: 12.07.2013
Nicht von schlechten Kindern
"Try and stay away / From where the wild things play." Das sind vermutlich die Textzeilen, die einem nach wiederholtem Genuss von San Ciscos selbstbetiteltem Debütalbum am längsten im Gedächtnis und den Gehörgängen verweilen. Dicht gefolgt von dem dazugehörigen "La la la la la". Doch es handelt sich bei "Wild things" schließlich um einen derart schmissigen, verträumten und vermeintlich harmonischen Song, dass man sich beim Anblick des dazugehörigen Videoclips verwundert die Augen reibt. Warum die gefesselten und leicht ramponiert dreinschauenden Jordi Davieson und Scarlett Stevens weiter munter vor sich hinträllern, während sie von wilden Kids mit Benzin übergossen und später angezündet werden, wird ihr Geheimnis bleiben.
Weitaus weniger mysteriös ist San Ciscos zuckersüßer Indiepop an sich. Seit knapp vier Jahren musizieren und touren die drei hierzulande noch völlig unbekannten Jungs mit ihrer nicht minder zuckrigen Mitstreiterin durch ihre australische Heimat. Nach nunmehr drei EPs war die Zeit reif für Alternative Beach Pop in Langfassung. Den Auftakt bildet "Beach", das vermutlich reifste und gleichsam simpel und großartig arrangierte Stück Musik dieser Platte. Damit liegt die Messlatte schon ziemlich hoch. Das kann den vieren aber vollkommen egal sein, da sie im nächsten Moment auf jegliche Romantik pfeifen und mit "Fred Astaire" quietschfidelen, hochgradig in die Beine gehenden Sommer-Rock abliefern, für dessen treibenden Beat vor allem Stevens hinterm Schlagzeug verantwortlich ist.
Dabei klingen San Cisco über weite Strecken trotz ihrer spielfreudigen Unbekümmertheit ziemlich ausgebufft. Grund- und planlos geschieht hier nichts, und für maximal 20 Jahre haben diese Jungspunde einiges auf dem Kasten. Bei "Awkward" duellieren sich Stevens und Davieson am Mikro und lassen sich von Konsolen-Synthesizern unterstützen, während "No friends" äußerst britisch in zweiminütiger LoFi-Manier heruntergebrettert wird. Hin und wieder bedarf es gar nicht einmal großer Worte. Ein "Lalalalala" wie in "Lyall" oder ein "Oh la la la oh la la la la" wie in "Rocket ship" tut es hin und wieder auch, um den Laden bei Laune zu halten. Tut gut, erfrischt, entzückt und ist beim besten Willen nichts, wovon man sich fernhalten sollte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Beach
- Fred Astaire
- Wild things
- Nepal
Tracklist
- Beach
- Fred Astaire
- Awkward
- Hunter
- Wild things
- No friends
- Lyall
- Metaphors
- Mission failed
- Stella
- Rocket ship
- Nepal
- Outro
Referenzen
Spotify
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