Rodrigo Leão - Songs (2004-2012)
Glitterhouse / IndigoVÖ: 14.06.2013
Wie im Film
So könnte es sich neulich in einer portugiesischen Quizshow zugetragen haben: "Nachname eines bekannten Musikers und Komponisten. Vier Buchstaben, darunter drei Vokale." Na, keine Idee? Echt nicht? Alle Kandidaten haben's aber gewusst. Und das gesamte Publikum auch. Sogar die achtjährige Tochter der Studioputzfrau. Denn jeder Portugiese kennt die Band, in der das Lösungswort bis 1994 aktiv war. Madredeus heißt sie und schaffte ihren Durchbruch mit dem Soundtrack zum Wim-Wenders-Film "Lisbon story". Der gesuchte Künstler, Rodrigo Leão, mittlerweile auch schon fast 50, ist allerdings auf dem Höhepunkt des Erfolges der Gruppe ausgestiegen, um sich seiner Solokarriere zu widmen. Die Bekanntheit ist geblieben, die Beliebtheit ebenso. Zumindest in Portugal.
Hierzulande könnte man Leãos Musik zwar aus den Filmen von Pedro Almodóvar kennen, sein Name ist jedoch bei weitem nicht so bekannt wie die der Gastvokalisten, die er auf seiner Werkschau "Songs (2004-2012)" versammelt hat: allen voran The-Divine-Comedy-Sänger Neil Hannon, der das verschwenderisch streicherumsäumte "Cathy" mit seiner traditionell ebenso gut abgehangenen wie gut geölten Stimme noch ein bisschen nostalgischer klingen lässt. Oder Joan Wasser von Joan As Police Woman, die im von selbstbewussten Pizzicato-Streichern und einer melancholischen Solo-Violine angeführten Opener "The long run" ihrem Verflossenen in aller Seelenruhe und mit aller verfügbaren Poesie mitteilt, dass er ohnehin nicht der Richtige war. Und trotz des eher unerfreulichen Inhalts ist der Refrain in seiner orchestralen Schönheit kaum zu überbieten.
Ohnehin: Leão scheint es vollkommen egal zu sein, ob seine Stücke bewegte Bilder untermalen sollen oder nicht - sie klingen sowieso allesamt wie Filmmusik. "Songs (2004-2012)" hat seine schönsten Kollaborationen parat, zwei davon - das erwähnte "The long run" und das von Scott Matthew gesungene "Incomplete" - wurden sogar extra für diese Compilation aufgenommen. "Happiness", eindrucksvoll dargeboten von der portugiesischen Sängerin Sónia Tavares, könnte direkt aus dem Great American Songbook stammen, während "Sleepless heart" mit einem brokatschweren Streicher-Arrangement beginnt, das sich dann aber doch einem federleichten Refrain in die Arme wirft. Obwohl der Text zu dieser Szene keineswegs lieblicher Natur ist: "Foolish love / Soon will fall apart / Waking dreams / From a sleepless heart."
Beth Gibbons beginnt mit "Lonely carousel" den Reigen der etwas mysteriöseren Kompositionen, irgendwo zwischen Fado-Melancholie, Burt Bacharach und Tom Waits. Auch Scott Matthew, der als einziger Gastsänger zweimal vertreten ist, wandelt mit "Terrible dawn" in eher düsteren Gefilden. Dafür singt Tindersticks-Frontmann Stuart A. Staples eine Ode an das Licht, und auch bei eben jenem "The light holds so many colours" fallen wieder die meisterhaften Orchester-Arrangements und Leãos unbestreitbar großes Talent für memorable Melodien auf. Und eines dürfte nach diesen zehn Songs ohnehin klar sein: Für ein Happy End braucht er nun wirklich keinen Film.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The long run (feat. Joan As Police Woman)
- Happiness (feat. Sónia Tavares)
- Cathy (feat. Neil Hannon)
Tracklist
- The long run (feat. Joan As Police Woman)
- Deep blue (feat. Sónia Tavares)
- Happiness (feat. Sónia Tavares)
- Sleepless heart (feat. Ana Vieira)
- Cathy (feat. Neil Hannon)
- Lonely carousel (feat. Beth Gibbons)
- Lost words
- Terrible dawn (feat. Scott Matthew)
- This light holds so many colours (feat. Stuart A. Staples)
- Incomplete (feat. Scott Matthew)
Referenzen
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