Cloud Boat - Book of hours

Apollo / R&S / Al!ve
VÖ: 31.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bei der Geburt getrennt

Musik zu beschreiben – das kann so einfach sein. Was könnte hinter dem Namen Cloud Boat stecken? Genau. Noch nicht präzise genug? Kein Problem, die Rubrik "Klingt wie" ist gut besetzt: "Book of hours" hat den Soul von James Blake, die poppige Entrücktheit von Mount Kimbie, die weiten Klanglandschaften von Lapalux und immer den Folk im Hinterkopf. Das Debütalbum der Londoner ist ein gutes Beispiel dafür, dass gute Musik nicht vollgestopft sein muss mit neuen Ideen. Wie sich Cloud Boat an den verschiedenen Klängen ihrer Zeitgenossen bedienen, zeugt von meisterhafter Szenekenntnis und einer großen Portion Experimentierfreudigkeit. Denn trotz aller vorhandener Parallelen ist "Book of hours" ein vollkommen eigenständiges Album und dazu noch ein ziemlich gutes.

Das liegt nicht zuletzt an besagter Folk-Note, zum Beispiel zu hören in "Dréan", das sich ganz auf Gitarre und Gesang beschränkt und ein bisschen klingt, als würden The xx und Bon Iver gemeinsam in Melancholie schwelgen. Mit runtergepitchtem Gesang und dreieinhalb verhaltenen Klavierakkorden kriecht "You find me" noch reduzierter aus den Boxen und hat etwas von James Blakes introvertiertesten Momenten. Cloud Boat können aber auch mit Beat: "Lions on the beach" drängt zwar nicht in den Club, geht aber noch am ehesten als Tanzmusik durch, während Bassdrum und Hi-Hat in "Pink grin II" nur wie Lichtblitze in der Dunkelheit wirken.

"Book of hours" schafft ein extrem homogenes Miteinander von digitalen und analogen Klängen, fast als teilten Post-Rock und Post-Dubstep nicht nur das Präfix, als wären Folk und Electronica bei der Geburt getrennte Geschwister. "Wanderlust" beispielsweise pendelt hin und her zwischen einfacher E-Gitarre und vielschichtigem Beat-Gerüst, klingt aber trotz des ständigen Wechsels der Klangfarben wie aus einem Guss – auch dank der halligen Stimme von Sänger Tom Clarke, die eine bedrückende Atmosphäre durch den ganzen Song trägt. Dass die Platte nicht immer locker durchzuhören ist, liegt an eben jener todtraurigen Grundstimmung. Die kann berühren, aber auch anstrengen – je nach Situation. Die Augen zu schließen und sich treiben zu lassen, ist aber in jedem Fall eine gute Strategie.

(Konrad Spremberg)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Youthern
  • Bastion
  • Wanderlust
  • Pink grin II

Tracklist

  1. Lions on the beach
  2. Youthern
  3. Bastion
  4. Dréan
  5. Amber road
  6. You find me
  7. Wanderlust
  8. Godhead
  9. Pink grin I
  10. Pink grin II
  11. Kowloon bridge
Gesamtspielzeit: 39:22 min

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