Baths - Obsidian

Anticon / Indigo
VÖ: 21.06.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Will's puzzle

Nicht lang schnacken: Will Wiesenfeld will hoch hinaus und komponiert unter seinem Künstlernamen Baths mit "Obsidian" die zweite Spitzenplatte in Folge. Wieso dieser prompte Einstieg? Nun ja, manchmal geht es eben nicht anders. Da ist die Begeisterung für ein Stück Musik, das zu eigenständig und schlau daherkommt, um mit hanebüchenen Metaphern beschrieben zu werden. "Obsidian" ist ein ebensolches. Fesselnd, inspirierend, spannend. Elektronische Songs, die persönliche Emotionen zulassen und sich folgerichtig auch nicht dem Diktat der bloßen Tanzbarkeit unterwerfen. Die einen sofort elektrisieren - oder eben nie.

Vor knapp drei Jahren veröffentlichte der junge Wiesenfeld, der derzeit in Los Angeles wohnt, mit "Cerulean" ein experimentelles, eklektisches Debüt-Album, das mehr war als eine weitere Chillwave - was auch immer das nun wieder war. Baths klebte seine Beat-Puzzlestücke immer so zusammen, dass "am Ende des Tages" (Karl-Heinz Rummenigge) stets kunterbunte Tracks herauskamen, die sich nicht davor scheuten, eine gewisse Melancholie zu zelebrieren. "Obsidian" schließt sich diesem Prinzip an, und doch wird recht schnell deutlich, dass Wiesenfeld seinen Glitch-Sound in Richtung einer größeren Kohärenz weiterentwickelt hat.

"Obsidian" startet mit dem starken "Worsening", das sich zunächst langsam aus seinem düsteren Kokon befreit, nur um kurz darauf sonnige Beats in die Szenerie eintreten zu lassen. Später erklingt ein einsames Piano, Wiesenfeld singt traurige Verse, und jene Grundmelancholie ist wieder präsent. Doch niemals wählt der junge Mann den direkten Weg, immer geht es über Stock und Stein, ein gewöhnlicher Baths-Song weist eine Menge Sollbruchstellen, Ecken und Kanten auf, an denen man sich aber nie verletzen kann. "Miasma sky" ist dann eine brillante Hymne, die man so auch dem großen Martin Gretschmann zugetraut hätte.

"Ossuary" hingegen klingt dringlich, im Hintergrund piept und tutet es, als befände man sich soeben in der Notaufnahme. Geht es hier um Leben und Tod? Wahrscheinlich. Und selbst wenn das folgende "Incompatible" nur die Befindlichkeiten zweier Menschen in einer modernen Paarbeziehung verhandelt, erkennt man, dass der junge Kalifornier seine Themen mit tiefster intrinsischer Motivation wählt. Die Platte gipfelt dann im Ausreißer "No past lives": Gegen Ende brüllt Wiesenfeld richtiggehend, womit er wohl doch eine gewisse Punk- und Hardcore-Sozialisation offenbart. Das passt ganz perfekt zu einer Platte, die die vielzitierte "teenage angst" auf eine so kunstvolle Weise abfeiert: No God. No dawn. No need.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Miasma sky
  • Ironworks
  • Incompatible
  • No eyes

Tracklist

  1. Worsening
  2. Miasma sky
  3. Ironworks
  4. Ossuary
  5. Incompatible
  6. No eyes
  7. Phaedra
  8. No past lives
  9. Earth death
  10. Inter
Gesamtspielzeit: 41:43 min

Im Forum kommentieren

Kevin

2015-05-23 02:31:55

Immer noch ein ganz großes Album. Mindestens 8/10.

koekoe

2013-10-29 00:02:24

Irgendwie nervt mich mittlerweile der Gesang auf Albumlaenge.

Höre es auch gerade...

2013-10-28 20:09:26

... natürlich als Vinyl.

captain kidd

2013-07-26 18:54:44

noch immer gut? höre derzeit öfter mal rein... schon ganz geil irgendwie.

Cosmig Egg

2013-06-14 19:45:35

keine ahnung.
Aber hörenswert ist es auf jeden fall

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