Blaak Heat Shujaa - The edge of an era

Tee Pee / Al!ve
VÖ: 07.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Am Rand der Wüste

Der Anfang ist schon ein wenig happig. In Wahlkämpferpose – man sieht die hochgekrempelten Ärmel, die Schweißflecken und die gereckte Faust förmlich vor dem inneren Auge – reiht der Künstler Ron Whitehead zu Beginn von "The edge of an era" Reizwort an Reizwort, nicht ohne Verstand, aber ohne unmittelbar ersichtlichen Sinn. "America is an illusion" – das muss man erst einmal so hinnehmen und versuchen, den plakativen Einstieg in Blaak Heat Shujaas zweites Album nicht als lächerlich abzutun. Nicht so einfach, denn auf diese Worte folgt kein urpolitisches Punkrock-Album, sondern eine ambitionierte Mischung aus Psych- und Wüstenrock, der zwischen Sleep und – um dann doch noch eine etwas krude Punkrock-Referenz einzubauen – The Offsprings "Pay the man" oszilliert.

Die Mexicola-Skalen und die verrauchte Atmosphäre auf "The edge of an era" erinnern immer wieder stark an den längsten und ungewöhnlichsten Song von Dexter Hollands Band. Blaak Heat Shujaa wühlen sich nur noch tiefer in den heißen Wüstenstaub. Die sich ständig wiederholenden Versatzstücke erreichen schon das meditative Niveau von Sleeps "Dopesmoker", auch wenn die Band hier nach spätestens zehn Minuten jedem Song den Saft abdreht. Ein wenig Geduld braucht es trotzdem, um die achtminütigen Klangcollagen aus instrumentalen Tempoexperimenten und gebetsartigen Gesangspassagen zu begreifen. Gerade das zweiteilige "The beast" ist an keiner Stelle ein simpler Rundkurs, sondern eine teils zackige und teils holprige Abfahrt, bei der man leicht abgeworfen werden kann. Richtiges Festhalten erlauben weder die verhallten Gitarren noch die Haken schlagenden Rhythmen. Einzig das von Fatso Jetsons Mario Lalli eingesungene "Pelham blue" ist ein geradliniger Rocksong von fünf Minuten. Der Rest atmet die gleiche Luft, legt aber in Sachen Komplexität mehr als eine Schippe drauf.

Neben Lallis markantem Gastbeitrag bleibt vor allem das stoisch rockende "Society of barricades" im Kopf, dessen großartige Basslinie sich durch alle Breaks und Tempowechsel wurschtelt und dabei nicht immer ganz heile bleibt. Der Song illustriert aber auch das repetitive Moment von Blaak Heat Shujaa sehr gut: Vor allem in den ersten beiden Songs kaschiert die überbordende Psychedelia dieses noch recht häufig, aber exzessive Wiederholungen gehören zu dieser Musik ebenso wie überdimensionierte Effektgeräte. Und die Band lullt den Hörer vor allem auf der zweiten Hälfte von "The edge of an era" zunehmend ein. Und das ist keinesfalls negativ gemeint, sondern passt sogar ziemlich gut zur zunehmend subversiv verpackten Message. Was am Anfang noch klar und ohne Störgeräusche aus den Boxen schallt, versteckt sich im Laufe des Albums unter immer dichteren Nebelbänken. Wiederholt wird nicht die Botschaft selbst, sondern das musikalische Drumherum. Ob das so gewollt ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Blaak Heat Shujaa gelingt es auf jeden Fall ausgezeichnet, die Aufmerksamkeit vom großkarierten Auftakt Stück für Stück und in fassbaren Portionen auf die Musik zu lenken. Und die ist keine Illusion.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The obscurantist fiend (The beast pt. I)
  • Pelham blue

Tracklist

  1. Closing time, last exit
  2. The obscurantist fiend (The beast pt. I)
  3. Shadows (The beast pt. II)
  4. Society of barricades
  5. Pelham blue
  6. Land of freaks, home of the brave
Gesamtspielzeit: 41:27 min

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