Paper Arms - The smoke will clear
Uncle M / CargoVÖ: 31.05.2013
Nie wieder Nagellack
Nachdem eine Szene gestorben ist, kommt immer jemand vorbei und räumt auf. Steckt ein, was auch immer sich noch verwerten lässt. Entsorgt die nutzlosen Gimmicks. Nimmt die hinfällig gewordenen Poster von der Wand. Und sortiert die Plattensammlung aus. Nachdem die letzte Note verklungen ist, wird abgerechnet, eingemottet und gewartet, bis das Revival kommt. Und da wir gerade davon sprechen: Was ist eigentlich mit Emo? Quietschbunte Vollbartträger mit ironischen T-Shirts und riesigen Sonnenbrillen haben die schwarz gekleideten Kids mit der mürrischen Miene längst von der Straße vertrieben. Ebenso scheint der Punkrock ganz allgemein, abgesehen vom protestgetriebenen Hardcore, in einen ausgedehnten Winterschlaf gefallen zu sein.
Paper Arms sind also wahlweise zu spät, zu früh oder gerade richtig, um uns daran zu erinnern, dass in jedem zeitweise überstrapazierten Genre immer wieder ein paar richtig gute Platten erscheinen. "The smoke will clear" hätte vor einigen Jahren auf Epitaph oder Fat Wreck besonders fein ausgesehen. Mit ihrem rauen, schnörkellosen und energetischen Punkrock macht sich die Band zwischen Hot Water Music, The Lawrence Arms und No Use For A Name breit, während die Tristesse der Songs teils bittere Emo-Tränen weint. Mitte des vergangenen Jahrzehnts wäre das vielleicht zu viel gewesen, hier und heute ist die hymnisch-melodische Verzagtheit des Gänsehaut-Endes von "These nights" absolut erfrischend.
Die Band bedient sich häufig bei einigen verjährten Klischees und macht daraus vollends ironiefrei großartige Songs. Da ist das leidenschaftlich getrommelte Midtempo von "Colfax Road", dessen flehende Leadgitarren die langgezogene Gesangsmelodie zu Höchstleistungen antreiben. Sänger Josh Mann legt zum Glück ein bisschen mehr als nur Verzweiflung in die Stimme. Sein raspelndes Organ und das dynamisch aufspielende Bass-Schlagzeug-Gespann verhindern, dass "The smoke will clear" vollkommen in der schwarzen Suppe versinkt. In "Slipping" bastelt die Band zum Beispiel ein paar schön vielschichtige Melodien aus Gesang und Gitarren, die von gut gesetzten Akzenten immer wieder gebrochen werden. Und "Bright lights" hat auf den ersten Blick den unspektakulärsten, beim zweiten aber besten Refrain der ganzen Platte. Beim ersten Durchgang ist kaum wahrnehmbar, dass er bereits angefangen hat. Die Zeilen allerdings haben sich am Song-Ende unwiderruflich im Kopf festgesetzt.
Die Schroffheit, mit der gerade die kürzeren Lieder wie "Snake oil" oder "Choke" aus den Boxen pusten, ist zweifellos weiter vom Emo entfernt, als der verschleppte Herzschmerz von "Tense". Insofern ist "The smoke will clear" sicherlich keine Emo-Platte, wie sie um die Jahrtausendwende erschienen wäre. Die Gimmicks sind entsorgt, niemand braucht mehr schwarzen Lidschatten und Nagellack. Die Poster der Vorbilder hängen aber wieder an der Wand und im Proberaum sind alle gut rasiert, vernünftig angezogen und hellwach.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tanks of dust
- Bright lights
- These nights
Tracklist
- Tanks of dust
- In silence
- Snake oil
- Tense
- Bright lights
- Lock me in
- Drinking alone
- These nights
- Colfax Road
- 14 days
- Choke
- Slipping
- The heart within
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sizeofanocean
2021-01-30 14:24:20
Auch immer noch ein großartiges Album, meine liebste Hot Water Music Alternative, eigentlich eher meine einzige, weil was soll man mit schlechteren Kopien, die hier sind auf ihre eigene Art nah dran und doch eigenständig.
Paper Arm
2014-02-27 13:10:36
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Mr Oh so
2013-06-27 18:12:02
Bin mir nicht ganz sicher. Klar, die Frage, was das Album neues bringt, ist wahrscheinlich nicht angebracht. Darauf geht die Rezi auch schön ein. Aber irgendwie reisst mich ncoh nicht so.
Bonanza
2013-06-27 16:54:50
Allerdings. Hätte man aber noch mehr draus machen können
eric
2013-06-27 10:58:28
Gutes Album! :)
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