Kylesa - Ultraviolet
Season Of Mist / SoulfoodVÖ: 24.05.2013
Sonnenstich
Ultraviolett - für die Nichtphysiker unter uns - ist nicht die Trendfarbe des Sommers. Aber fast. Man kennt ja die Beschreibung auf der Sonnencreme-Flasche: Lichtschutzfaktor 20 bewirkt, dass wir braun und nicht rot werden, schützt also vor den unsichtbaren Ultraviolettstrahlen im Sonnenlicht. Creme hilft bei Kylesas sechstem Album allerdings nicht viel weiter. Auf der anderen Seite: Wer will sich schon vor "Ultraviolet" schützen? Die Platte geht völlig zurecht unter die Haut.
Wie jetzt, sechstes Album? Ja, die Band ist schon mehr als zehn Jahre in wechselnder Besatzung aktiv. Kylesa waren schon lange da, als Sludge und Doom vor ein paar Jahren wieder hip wurden. Ihre Geschichte erinnert dabei ein bisschen an die von Mastodon oder Baroness: alte Fans verloren, weil die Band spätestens seit "Static tensions" nicht mehr so kompromisslos drauflosbolzt wie früher und genau aus diesem Grund auch neue Fans gewonnen. "Ultraviolet" zeichnet diese Entwicklung im Kleinen nach. Die Platte versammelt ein paar der härtesten und ein paar der zugänglichsten Songs, die Kylesa je geschrieben haben - hübsch voneinander getrennt und trotzdem als Gesamtpaket.
"Exhale" beginnt so schroff und rau, dass die Sonne eigentlich gleich wieder einpacken kann. Laura Pleasants und Phil Cope spielen sich gegenseitig die Zeilen zu, während die Gitarren in monoton schepperndem Midtempo jegliche Harmonie geschickt umschiffen. Dass das aber nicht alles ist - egal, wie sehr mancher sich das wünschen mag -, daraus macht die Band kein Geheimnis. Die erste Hälfte des Albums ist zwar eher "ultra" als "violet", aber Abschnitte wie das Intro von "Unspoken" oder die relaxte Strophe und die schlagzeuglastige Bridge in "Long gone" nehmen eindeutig die Ausfahrt Richtung Prog. Nach dem kurzen, aber wunderbar konsequent durchgeprügelten Zweiminüter "What does it take" dreht sich das Verhältnis dann vollends um.
"Steady breakdown" hat nicht einmal mehr ein kleines Metal-Feigenblatt, so spacig wabert der Song in die Ohren. Pleasants singt fast ein wenig wehmütig durch die Zeilen - und durch einige weitere. Die melancholische Hymne "Low tide" folgt gleich im Anschluss, und so richtig Hartwurstiges kommt dann auch nicht mehr. Wie schon bei "Static tensions" wird sich manch einer angesichts der zweiten Hälfte von "Ultraviolet" kopfschüttelnd abwenden. Aber die recht ruhigen und meist ungezwungen arrangierten Prog-Songs, mit denen Band hier aufspielt, sind schlau konstruierte und wirkungsvolle Kontrastpunkte zum Lautstärkepegel der ersten Hälfte des Albums und trotz aller musikalischen Zurückhaltung einfach klasse. Entweder das, oder der Rezensent saß ein bisschen lange ohne Creme in der Nachmittagssonne.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Exhale
- What does it take
- Steady breakdown
Tracklist
- Exhale
- Unspoken
- Grounded
- We're taking this
- Long gone
- What does it take
- Steady breakdown
- Low tide
- Vulture's landing
- Quicksand
- Drifting
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doept
2020-06-20 01:08:36
Eine fies unterbewertete Band und ein fies unterbewertes Album (wenn auch nicht das beste von Kylesa, aber immer noch eine lockere 8/10).
Gerade ein Live-Video aus der Phase gesehen und das ist schon geil. 2 Schlagzeuger, Sänger + Sängerin, hart + psychedelisch. Und sehr gute Songs.
Hatte das Glück sie in der Phase zwei Mal live zu sehen, war immer ein echtes Erlebnis!
no means what?
2013-06-23 19:28:18
ultaviolet ist bisher eine 6/10...mehr wird auch nicht werden.
mit"unspoken" und "long gone" sind zwei absolute hammersongs auf diesem Album, die von der Sängerin getragen werden, was für mich die Ausnahmestellung dieser band unterstreicht.
wenn die Sängerin ihre Hände im spiel hat, dann wird es interessant.
dann klingt die band wie eine noch zugedröhntere Version von jefferson airplane.
eine best of von dieser band wäre eine glasklare 10/10
finder
2013-05-30 18:56:27
Ich meinte mit der letzten Platte die Spiral Shadow. Die from the vaults ist ja nur ne b-seiten sammlung.
@finder
2013-05-30 18:46:01
noch etwas...
kylesa wollen nicht nur eine hardcore/sludge band sein...und das finde ich auch gut so.
gerade die psychedelischen Melodien mit den harten riffs ist für mich eine sehr interessante nische
@finder
2013-05-30 18:43:08
wenn du von der letzten platte sprichst...meinst du da die from the vaults?
das sind alte Songs in neuem gewand.
ich finde es auch, dass die band ihren eigenen stil gefunden hat, und das schon länger.
auf ihren alben sind manchmal der eine oder andere füller, aber sie halten, meiner Meinung nach, konstant ein 7-8/10 Niveau. auf jedem Album sind absolute brecher drauf.
und der frauengesang ist ja nicht nervig klassisch, sondern unterstreicht vielmehr die psychedelische seite von kylesa, das bekommt sie Sängerin besser hin als der männliche Shouter.
mir gefällt die ultraviolet auch sehr gut.
am besten war aber bisher die static tension
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