Anouk - Sad singalong songs

B1 / Universal
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Unverkäufliches Einzelstück

Der Beginn zieht einem erst einmal die Schuhe aus. Da glaubt man doch glatt, Archive hauen einem ihre Wall Of Sound um die Ohren, und die gute Maria Q gibt vollen Einsatz. Aber das ist ja gar nicht Archive, sondern die Niederländerin Anouk, die vor vielen, vielen Jahren in einem Land vor unserer Zeit, als Alanis Morissette noch Wörter wie "fuck" in den Mund nahm, mit "Nobody's wife" einen großen Hit hatte. 1997 war das, und was die Wissensquellen des Internets verraten, ist dann doch überraschend: Anouk hat seit ihrem Debüt "Together alone" tatsächlich alle zwei bis drei Jahre ein neues Album veröffentlicht. Was doch so alles an einem vorbeiziehen kann, wenn man mal nicht richtig aufpasst - oder es irgendein Kollege mit irgendeiner 4/10-Bewertung rezensiert.

Nun fährt Anouk mit "The rules", das tatsächlich ein ganz wenig an Archives "Violently" erinnert, gleich mal groß auf. Schade, dass es nicht bei diesem Weg bleibt, denn den Großteil ihres achten Studioalbums verbringt die Frau mit zumeist sehr groß aufgeplusterten Balladen, die durchweg zu "Birds" passen, Anouks Beitrag zum Eurovision Song Contest. Das ist einmal, vielleicht auch zweimal recht verführerisch und überraschend, aber auf Albumlänge dann doch etwas zu getragen. Hier schlagen die orchestralen, höchst dramatischen Elemente nur so um sich, und Anouk singt dazu Lieder vom Verlassenwerden und vom Neubeginn. Alles stimmig soweit, aber einfach too much. Das Album tanzt jederzeit auf der Schwelle zum Disney-Kitsch und bekommt glücklicherweise meist die Kurve.

Der Titel dieses Albums ist übrigens der beste Witz, den sich Anouk mit ihrer Hörerschaft erlaubt. Sad ist das hier, ja. Songs sind das auch. Aber zum Mitsingen ist nicht ein einziger Song geeignet. Dafür sind die Stücke zu groß arrangiert, zu dramatisch ausstaffiert und dann doch zu selten so etwas wie Pop. Anouk ist bereits darüber hinaus und schert sich nicht um Radiotauglichkeit, was dieses recht zähe, kunstvolle Album ja dann doch noch ein Stück sympathischer macht. Etwas mehr Leichtigkeit an der einen oder anderen Stelle hätte dieser schweren Platte sicherlich gut getan. Doch der Erfolg und ihre Ausrichtung geben Anouk natürlich Recht. Wer mit so einer diffizilen Kost auf einem stattlichen neunten Platz beim Song Contest landet und dazu im Heimatland mit dem Album bis auf den ersten Platz geht, der bzw. die hat was richtig gemacht. Und das alles, ohne sich zu verkaufen.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The rules

Tracklist

  1. The rules
  2. Pretending as always
  3. Birds
  4. The good life
  5. Are you lonely
  6. Stardust
  7. Only a mother
  8. Kill
  9. I don't know nothing
  10. The black side of my mind
Gesamtspielzeit: 38:40 min

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JJ Roth

2013-06-23 12:52:33

Na ja, schon ganz schön. Die weibliche Komposeit von The National. Schmusig, aber nicht im romantischen Natioal-Sinn, sondern eher die depressive Variante, be der trotzdem Hoffnung aufkeimt.

Mark

2013-06-23 11:54:36

"Birds" war m.E. der interessanteste Eurovision-Song seit einigen Jahren, und das Album ist ähnlich stark, auch wenn nicht jeder Song so gut ist wie "Birds".

Anouk war ja doch hierzulande einigermaßen in der Versenkung verschwunden. Aber das neue Album lohnt sich definitiv.

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