Hop Along - Get disowned
Big Scary Monsters / Al!veVÖ: 10.05.2013
Nervensegen
Der "hop along" bezeichnet im Englischen einen Querulanten, einen nervigen Sidekick, einen Begleiter, der immer ungefragt dazwischenquatscht. Mit großer Gewissheit wurde Frances Quinlan bereits als solcher betitelt. Sie betrieb das Projekt zunächst solo unter dem Namen "Hop Along, Queen Ansleis", bevor sie sich für ihr zweites Studioalbum "Get disowned" ihren Bruder und einen weiteren Freund ins Boot holte. Die Rollen sind klar verteilt: Die Singer-Songwriterin bleibt das Herz der Truppe. Quinlan will einfach nicht die Klappe halten und verleiht ihren Mitstreitern dadurch den nötigen Schwung. Was für ein "hop along", die Gute.
Wenn Quinlan richtig aufdreht, dann klingt das schon ordentlich schreckschraubig, aber nicht unbedingt im negativen Sinne. Sie lässt es sich nicht nehmen, zu motzen, wenn es was zu motzen gibt, rüttelt gern einmal am Eingefahrenen und beklagt Ungerechtigkeiten ausführlichst. Innerhalb der Folk-Tradition ist das ja ein bekanntes Schema, und diesem zollen auch Hop Along Tribut. Es scheint, als würde sich Quinlan alles von der Seele krächzen, was sich dort an Wut und Ärger angestaut hat. Die folkig-rockigen Songs der Amerikaner bewegen sich dabei flatternd zwischen gediegenem Akustiksound und hitzig verstärktem Instrumentalgetümmel, welches die starke Frau am Mikro im Voranschreiten unterstützt und ihren Ausdruck mitträgt.
"Trouble found me", singen Hop Along und sind damit schon einen Schritt weiter als The National, denen das Übel in "Trouble will find me" noch bevorsteht. Das Kind ist also bereits in den Brunnen gefallen. Molllastig begleitet, beklagt Quinlan ihren depressiven Zustand, bis bei halber Spielzeit des Titels alles aus ihr herausbricht. Ein sphärisch-johlender Chor begleitet ihren Kummer, eine Harfe läutet die Himmelfahrt ein, Quinlan ruft "Oh my God" und begibt sich in die Hände des Höchsten. Völlig entgegensetzt geht es in "Young and happy" zu: Paukenschläge, ein kratziger Basslauf und eine undurchdringliche Gitarrenbarrikade lassen die Protagonistin den Gipfel des Glücks erklimmen. Im orgasmischen Spektakel endet der Song; ein wirres Piano berichtet vom Kontrollverlust, das stark beschleunigte Tempo führt die Glücksgefühle zur Kulmination.
Besonders charmant erscheinen Quinlans Verse immer dann, wenn es mal wilder zugeht und ihre hübsche Stimme dabei schier abrutscht. In "Get disowned" tobt ein elektrostatisch geladener Saitensturm, und Quilans Gesang wird gezielt übersteuert, wodurch der Song einen noch scheppernderen Charakter erlangt. Der Track erzählt vom Verstoßenwerden und liefert eine Entschuldigung für die Ächtung gleich hinterher: "Greater than my love / Gone out the door / Is the love that I've ignored / Elvis never gave an encore." Schließlich fleht die Protagonistin mit letzter Kraft um eine zweite Chance: "Meteor Meteor / Make me young", schreit sie taumelnd. Bis zum bitteren Ende brüllt die sympathische Quenglerin gegen alles an, was für sie nicht zu ertragen ist und lässt sich solange nicht abschütteln, bis der Segen des Universums endlich auf ihrer Seite ist und sich wie ein Balsam auf ihr völlig überbelastetes Nervenkostüm legt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Trouble found me
- Young and happy
- Get disowned
Tracklist
- Some grace
- Tibetan pop stars
- Diamond mine
- No good Al Joad
- Kids
- Laments
- Trouble found me
- No heads
- Young and happy
- Get yourself disowned
Im Forum kommentieren
saihttam
2016-05-02 17:28:39
Sehr gutes Album! Wie auch der Nachfolger. Laments ist der Wahnsinn.
DaHampara
2015-04-17 21:48:26
Anfang Mai kommt das neue Album und "Waitress" ist jetzt schon ein Ohrwurm erster Güte.
https://soundcloud.com/saddlecreek/hopalong-waitress
Bonanza
2013-06-14 10:07:44
Zustimmung.
Gute Platte, teilweise tolle Songs. Und halt eben diese ziemlich außergewöhnliche Stimme.
"Trouble found me" kann alles!
Hollowman
2013-06-14 08:53:41
Meinen ersten Beitrag als registrierter User widme ich mal Hop Along.
Gestern beim Update reingehört und gleich bestellt. Hätte in meinen Ohren einen Platz auf der Startseite verdient gehabt.
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