Saturday Looks Good To Me - One kiss ends it all

Polyvinyl / Cargo
VÖ: 31.05.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Gute im Guten

Acht Alben in 13 Jahren, das muss man erstmal schaffen. Als unproduktiv müssen sich Fred Thomas und seine Mitstreiter bei Saturday Looks Good To Me wahrlich nicht bezeichnen lassen. Seit dem selbstbetitelten Debüt von 2000 über das letzte Album "Fill up the room" bis zum dieser Tage erscheinenden neuen Werk "One kiss ends it all" hat sich die Band, die einst als simples Kellerprojekt startete, von Veröffentlichung zu Veröffentlichung als feste Größe im Indie-Pop etablieren können. Lust auf neue Musik, aber keine Ambition, in alle neuen Alben reinzuhören? Mit Saturday Looks Good To Me ist man da eigentlich immer auf der sicheren Seite. Eine Sache hat sich bei den Poppern aus Michigan sowieso nie geändert: Deren Musik klingt immer noch, als wäre sie von vorgestern. Und das im bestmöglichen Sinne.

Indie-Pop mag ja eigentlich eh jeder, oder? Eben. Wenn er dann noch so ultrasympathisch vorgetragen wird wie auf "One kiss ends it all", kann man sich gar nicht vorstellen, dass das doch sonst so intime Lippenbekenntnis tatsächlich zum Ende von irgendwas beitragen soll. Da ist etwa das als lupenreine Mädchenpop-Nummer beginnende "New city", zu dem sich plötzlich ein paar Blasinstrumente gesellen und den Anteil der Laszivität gleich um ein Vielfaches steigern, oder auch der nebulöse Opener "One kiss", der eigentlich mehr Lo-Fi als Indie-Pop ist und in knapp eineinhalb Minuten mehr unter die Haut geht, als es andere Bands mit ganzen Alben gelingt. Flauschigrosazuckersüß wird es mit Stücken wie "Break in" oder auch dem direkt folgenden "Polar bear", deren starke Refrains und Hörnereinsatz für mehr als nur kurzweilige Hörvergnügen sorgen.

Der kompetente Herr Gerhardt erkannte derweil schon 2007 zur Veröffentlichung von "Fill up the room", dass Fred Thomas ein Genie seines Fachs ist, wenngleich ein nach wie vor vollkommen zu Unrecht unbeachtetes. Ein Song wie "Empty beach" zeugt von einem besonderen Händchen, was Melodien und Strukturen anbelangt, da er dank seiner gleichermaßen fröhlichen als auch traurigen Stimmung ein besonderes Gefühl der Nostalgie zelebriert, bei der man nicht weiß, ob man sich selbst in eine womöglich unschöne Vergangenheit zurückwünscht oder die positiven Aspekte vergangener Tage in die Gegenwart holen will. The Smiths haben dieses Gefühl albumweise reproduzieren können, Saturday Looks Good To Me reicht ein einziger Song. Man muss auch mal genügsam sein.

Das melancholische "Johnny" läutet schließlich das letzte Viertel von "One kiss ends it all" ein. Streicher begleiten Thomas' Gesang, wieder klingt es, als würden dicke Nebelschwaden die Sicht verschlechtern. Aber muss man wirklich alles sehen können? Wahrscheinlich nicht. Die Zeile "Johnny, I waited for you / And you never came home" reicht ja eigentlich aus. Es folgt "Sunglasses", das bereits 2012 als erster Vorbote des Albums veröffentlicht wurde. Zumindest oberflächlich weicht die eben noch traurige Stimmung einer friedvolleren Gesinnung, während Zeilen wie die sich wiederholende "I feel I can't be wrong / In bed with my sunglasses on" den subtilen Hinweis geben, dass womöglich doch nicht alles in Butter ist. Mit "Space children" verabschieden sich Thomas und Sängerin Betty Marie Barnes schließlich endgültig, und zu der sonst eher auf Akustikgitarre reduzierten Melodie gesellen sich ein letztes Mal die Bläser für den bestmöglichen Abschluss. Und wir wissen: Natürlich kann ein Kuss alles beenden, unmöglich aber diese Liebe.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Empty beach
  • Break in
  • Johnny
  • Sunglasses
  • Space children

Tracklist

  1. One kiss
  2. Invisible friends
  3. Empty beach
  4. Negative space
  5. New city
  6. The everpresent new times condition
  7. Break in
  8. Polar bear
  9. Are you kissing anyone?
  10. Johnny
  11. Sunglasses
  12. Space children
Gesamtspielzeit: 39:18 min

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